Pilotprojekt "VitalLokal" bringt Leben ins Meylantviertel // Bundestags-Vizepräsidentin Schmidt in Wickede
Es lag nicht (nur) an selbstgebackenem Mohnkuchen und Fanta-Torte, die die Dr. Krantz-Pflegedienst-Mitarbeiterinnen aufgetischt hatten, dass sich Bundestags-Vizepräsidentin Ulla Schmidt, NRW-Sozialminister Guntram Schneider und die Dortmunder Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann fast zwei Stunden Zeit für ihren Besuch im neuen Nachbarschaftstreff nahmen.
Gleich links neben dem Service- und Mieterbüro der Wohnungsgesellschaft LEG liegt das „VitalLokal“ im kleinen (ehemaligen) Einkaufszentrum Meylantstraße. Hausnummer 89 b.
Hier betreiben seit März die LEG und der bundesweit vertretene mittelständische Pflegedienstleister K&S mit seinem Personal – vor Ort in Wickede repräsentiert durch seine Tochter, den Ambulanten Pflegedienst Dr. Krantz – gemeinsam das Pilotprojekt „VitalLokal“ (der Ost-Anzeiger und der Lokalkompass berichteten).
Der kleine Leih-Seniorenscooter, der vor dem Eingang parkt, ist nur ein Beispiel: Diese Begegnungsstätte zielt darauf, mit ihren sozialen Angeboten, Veranstaltungen und Pflegeleistungen, vom Menü-Service über Einkaufshilfen bis hin zum Car-Sharing der demografischen Entwicklung im so genannten Meylantviertel gerecht zu werden: Vor allem den vielen, nicht mehr ganz so mobilen Erstmietern – 24 Prozent der rund 3500 Bewohner/innen sind 65 Jahre und älter – soll ein möglichst langes, angenehmes und eigenständiges Leben in der eigenen Wohnung ermöglicht werden.
Diesem Projekt mit möglicher Vorreiterrolle für ganz Nordrhein-Westfalen – „Bausteine des ,VitalLokal‘ sollen in unseren gesamten Großquartieren realisiert werden“, kündigte Gastgeber, Thomas Schwarzenbacher, LEG-Regionalbereichsleiter Ruhrgebiet, an –, aber auch der Großsiedlung aus den 50er- und 60er-Jahren mit aktuell 1409 Wohnungen in 102 überwiegend viergeschossigen Gebäuden – galt der Info-Besuch von K&S-Beiratsmitglied Ulla Schmidt aus Aachen und ihren beiden Dortmunder SPD-Genossen, NRW-Minister Schneider und MdB Poschmann.
Minister Schneider: „Inklusion im Viertel ermöglichen“
Landespolitiker Schneider warb dafür, „Inklusion im Viertel (zu) ermöglichen“. Dafür sei bereits auch eine ministeriumsübergreifende Arbeitsgruppe in Düsseldorf eingerichtet worden. Eine ambulante Versorgung sei in jedem Fall „humaner und sinnvoller als die beste stationäre Unterbringung“ – und auch eine Geldfrage, sagte Schneider. LEG und K&S zeigten eine „vielleicht richtungsweisende Kooperation“ auf, meinte der Minister.
„Gemeinschaftssinn zu entwickeln auch über den Wohnungsbau, ist in einer alternden Gesellschaft wichtig“, appellierte Schneider, der auf die beispielhaften „hervorragenden AWO-Angebote eines gemeinschaftlichen Essens“ und die Errungenschaften des genossenschaftslichen Wohnungsbaus in Dortmund verwies. „Welche Möglichkeiten gibt es noch, um Vereinzelung zu verhindern?“, fragte er so K&S-Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Krantz.
"Senioren auf Rädern statt Essen auf Rädern"
„Senioren auf Rädern statt Essen auf Rädern ist unser Ziel“, anwortete Krantz – mit Verweis auch auf den Scooter vor der Tür. Indes wolle man die Angebote im „VitalLokal“ nicht nur auf Senioren beschränken, es solle niemand ausgeschlossen werden. So richte sich z.B. das neue Angebot der Spielekonsole Wii auch an Kinder. Wasser auf die Mühlen von Guntram Schneider: „Wir wollen keine flächendeckenden Seniorenresidenzen oder Seniorenstädte wie in den Niederlanden.“ Eine Mehrgenerationensiedlung soll auch das Meylantviertel mit aktuell (30.6.15) auf 4,8 Prozent gedrückter Leerstandsquote sein.
K&S-Vorstand Krantz nannte zudem kommunikativ-soziale Angebote wie die Kochgruppe, aber auch die präventive Seniorengymnastik, die eine K&S-Ergotherapeutin regemäßig anbiete.
Bundestags-Vizepräsidentin Ulla Schmidt, bekannt auch als ehemalige Bundesgesundheitsministerin, appellierte zudem an die LEG, möglichst „alle Erdgeschosswohnungen barrierefrei herzurichten“, und fragte nach den konkreten Plänen.
Zu den von Thomas Schwarzenbacher (LEG) angekündigten 24 barrierearmen Wohnungen, die beim geplanten seniorengerechten Umbau des LEG-Gebäudes Meylantstraße 17 entstehen sollen, hielt Schmidt mit ihrer Kritik indes nicht hinterm Berg: „Das sind angesichts der hohen Zahl ihres Wohnungsbestands im Viertel doch nur recht wenige.“ Und Schmidt mahnte: „Barrierefreiheit ist kein Grund für höhere Mieten. Schließlich werden solche Umbaumaßnahmen auch öffentlich gefördert.“
Weitere Informationen online:
www.vitallokal.de; www.leg-nrw.de ; www.ks-unternehmensgruppe.de .
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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