Kranzniederlegung der Bezirksvertretung Brackel im Gedenken an die Nazi-Opfer
Nur im kleinsten Kreis
Man habe sich die Entscheidung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht leicht gemacht, teilte Brackels Bezirksbürgermeister Harmut Monecke auf Anfrage des Ost-Anzeigers mit. Doch: "Wir werden die Kranzniederlegung durchführen."
Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages hält die Bezirksvertretung Brackel an ihrem traditionellen Gedenken zum 27. Januar fest. Doch werden Monecke (SPD) und seine zweite Stellvertreterin Heide Kröger-Brenner (Grüne) - in Absprache mit dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister Dirk Risthaus (CDU) - die Kranzniederlegung an der Gedenktafel für die Brackeler Opfer des Nationalsozialismus an der Kommende-Mauer in kleinstem Kreis vornehmen.
Zudem bittet das Brackeler Bezirksbürgermeister-Trio "wegen der Quarantäne alle, die an dieser Veranstaltung teilnehmen wollten, dieses Jahr zu Hause zu bleiben. Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder eine normale Gedenkfeier durchführen können." Sie rufen indes auf: "Seid in Gedanken dabei."
Auch die ursprünglich mit den weiteren Mitwirkenden der Gedenkfeier, der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und den örtlichen Kirchengemeinden, geplante gemeinsame Aktion, Rosen auf die in Brackel verlegten Stolpersteine für die Nazi-Opfer zu legen, musste abgesagt werden, ergänzt das Bezirksbürgermeister-Trio.
Hintergrund: Am 27. Januar 1945 war das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit worden. Seit 1996 ist der Jahrestag nationaler Gedenktag für alle Nazi-Opfer, 2005 proklamierten die Vereinten Nationen das Datum zum Holocaust-Gedenktag.
In seiner Stellungnahme zur Kranzniederlegung an der Kommende-Mauer ergänzt das Brackeler Bezirksbürgermeister-Trio:
"Auf nationaler und internationaler Ebene besteht also Einigkeit in der Ächtung des Nationalsozialismus. Und doch besteht ein kleiner Unterschied. Wenn wir aller Opfer in Deutschland gedenken, sehen wir dass über den Holocaust hinaus der Nationalsozialismus alle Andersdenkenden, andere Nationen und und und vernichten wollte und vielfach auch getan hat.
Es ist also nicht nur Trauer über Verbrechen die während der Nazizeit begangen wurden, sondern auch ein Nachdenken über die Gestaltung einer demokratischen, toleranten Zukunft. Waren die Ereignisse in den vergangenen Wochen am Reichstag und am Kapitol kein Angriff auf die Demokratie? Ist es heute nicht viel einfacher anti-demokratische Parolen über Social-Media zu veröffentlichen und sich mit Gleichgesinnten zusammen zu rotten und Querzudenken? Dass dabei objektive Fakten geleugnet werden können, als Fake-News deklariert und demokratische Wahlergebnisse angezweifelt werden, haben erleben wir in der Gegenwart und müssen uns dagegen wehren und wo es geht aufklären und informieren.
Demokratie muss immer wieder neu gelebt werden und das ist bei natürlichen Unterschieden auch die Aufgabe demokratischer Parteien und Gremien, wie die der Bezirksvertretung Brackel.
Daher ist der 27. Januar nicht nur ein Gedenken an die Opfer der Vergangenheit, sondern auch ein Nachdenken über eine demokratische Zukunft in der Rassismus und Faschismus keinen Platz haben dürfen."
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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