Eine Rezension
KRITIK DER MIGRATION: Wer profitiert und wer verliert

"Hannes Hofbauer gibt einen historischen Überblick über die großen Wanderungsbewegungen und ruft die Ursachen dafür in Erinnerung, die von Umweltkatastrophen über Kriege bis zu Krisen reichen, von denen die allermeisten menschlichen Eingriffen geschuldet sind. So zeichnen allein von westlichen Allianzen geführte Kriege für Millionen entwurzelte Menschen verantwortlich, die ebenso ihrer Lebensgrundlagen beraubt sind wie jene, die von ihrem Land vertrieben werden. Diesen Verwerfungen ist es geschuldet, dass ganze Generationen junger Menschen im globalen Süden, aber auch im Osten Europas ihre persönliche Zukunft in der Emigration sehen. Mit der Massenmigration aus der Peripherie werden die Folgen der weltweiten Ungleichheit nun auch in den europäischen Zentralräumen – negativ – spürbar. Deregulierungen am Arbeits- und Wohnungsmarkt erreichen neue Dimensionen. Eine politische Antwort darauf scheint nur die Rechte zu haben, indem sie statt einer notwendigen Kritik an der Migration die Migranten zu Sündenböcken macht. Die Linke hingegen sträubt sich, den strukturell zerstörerischen Charakter von Wanderungsbewegungen zu erkennen. Eine Kritik am Wesen der Migration und ihren Triebkräften sowie eine klare Benennung ihrer Opfer und Profiteure ist überfällig.", so der Klappentext des Buchs "Kritik der Migartion: Wer profitiert und wer verliert". | Foto: Promedia Verlag
  • "Hannes Hofbauer gibt einen historischen Überblick über die großen Wanderungsbewegungen und ruft die Ursachen dafür in Erinnerung, die von Umweltkatastrophen über Kriege bis zu Krisen reichen, von denen die allermeisten menschlichen Eingriffen geschuldet sind. So zeichnen allein von westlichen Allianzen geführte Kriege für Millionen entwurzelte Menschen verantwortlich, die ebenso ihrer Lebensgrundlagen beraubt sind wie jene, die von ihrem Land vertrieben werden. Diesen Verwerfungen ist es geschuldet, dass ganze Generationen junger Menschen im globalen Süden, aber auch im Osten Europas ihre persönliche Zukunft in der Emigration sehen. Mit der Massenmigration aus der Peripherie werden die Folgen der weltweiten Ungleichheit nun auch in den europäischen Zentralräumen – negativ – spürbar. Deregulierungen am Arbeits- und Wohnungsmarkt erreichen neue Dimensionen. Eine politische Antwort darauf scheint nur die Rechte zu haben, indem sie statt einer notwendigen Kritik an der Migration die Migranten zu Sündenböcken macht. Die Linke hingegen sträubt sich, den strukturell zerstörerischen Charakter von Wanderungsbewegungen zu erkennen. Eine Kritik am Wesen der Migration und ihren Triebkräften sowie eine klare Benennung ihrer Opfer und Profiteure ist überfällig.", so der Klappentext des Buchs "Kritik der Migartion: Wer profitiert und wer verliert".
  • Foto: Promedia Verlag

Das Buch "Kritik der Migration: Wer profitiert und wer verliert" des österreichischen Buchautors und Verlegers Hannes Hofbauer ist ein sehr wichtiges Buch zur rechten Zeit. Es ist definitiv ein Buch für all die Menschen für die es zwischen den Parolen "Ausländer raus" und "Offene Grenzen für alle" noch mindestens eine weitere Position gibt.

Der Journalist Hofbauer schildert in seinem Buch zum einen die Migrationsgeschichte seit der "weißen/schwarzen Besiedelung Amerikas" über die Gastarbeiteranwerbung der 1960er und 1970er Jahre sowie der Anstachelung von Arbeitsmigration durch die EU-Osterweiterung nach dem Ende des Kommunismusversuchs bis zur "großen Wanderung der Muslime" des Jahres 2015. Dabei erwähnt er auch stets die Gründe in Form von Kriegen, Wirtschaftskrisen, Umweltkatastrophen und erinnert daran, dass dafür in der Regel die (westliche) Kapitalseite verantwortlich zeichnet. Er vergisst auch nicht die immensen finanziellen und sozialen Kosten wie geringeres Wirtschaftswachstum und zerrissene Familien zu erwähnen, die durch die Arbeitsmigration in den Herkunftsländern entstehen.

Wichtig für das Verständnis des Buches ist auch, dass Hofbauers Buch sich ausdrücklich mit der Arbeitsmigration befasst. Daher müsste das Buch eigentlich "Kritik der Arbeitsmigration" heißen. Ausdrücklich befasst sich das Buch nicht mit dem Recht auf politisches Asyl. Was Hofbauer ausdrücklich anerkennt. Für das Verständnis der Gesamtproblematik ist dies entscheidend, da politisches Asyl und Arbeitsmigration im politischen Mainstream, bei grünalternativen Refugees-Welcome-T-Shirt-Träger*innen ebenso wie bei dunkelbeigen AfD-Rassisten und anderen Rechtsextremen in der Regel gleichgesetzt wird.

Recht auf Anderssein - Trostpreis für die Linke
Auch die aktuelle politische Linke wird in dem Buch kritisiert. Statt sich um die Interessen der arbeitenden Klasse in den Zielländern zu kümmern und Kapitalismuskritik zu äußern, "erschalle der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit immer verhaltener und leiser. An die Stelle der Gleichheit tritt das Postulat der Vielfalt." Hofbauer zitiert die US-amerikanische Journalistin und langjährige Pressesprecherin der Grünen im EU-Parlament, Diana Johnstone. Die Konzentration der Linken auf das "Recht auf Anderssein" bezeichnet sie als "Trostpreis für die Linke". Nach der kompletten Niederlage in der wirtschaftlichen Arena, dürfe die Linke nun die dominante gesellschaftliche Doktrin auf der Basis des Multikulturalismus, der Sorge um Minderheiten und Antirassismus definieren. Dafür wird der Kapitalismus mit all seinen Auswüchsen als Wirtschaftsform festgeschrieben. Die "Vielfaltseuphorie" vertrage sich "wunderbar mit dem Neoliberalismus", der Migranten als billige Arbeitskräfte und Lohndrücker missbraucht, die akademischen Ressourcen (Ärzte, Alten- und Krankenpfleger, Ingenieure) der Herkunftsländer ausbeutet und das ganze noch als Wohltat verkauft.

Den Aspekt der Lohndrückerei durch ausgebeutete Arbeitsmigranten können Linke auch schon bei einem anderen linken Autor nachlesen. Friedrich Engels beschrieb bereits im Jahre 1845 in seinem Klassiker "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" die negativen Auswirkungen der Ausbeutung der irischen Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten auf die Löhne und Lebensbedingungen der englischen Arbeiterinnen und Arbeiter.

Interessant auch der Hinweis, dass die grenzüberschreitende Migration nur ein Prozent der Weltbevölkerung betrifft. Sesshaftigkeit ist also die Norm. Auch wenn die Neoliberalen stets das hohe Lied der Mobilität singen. Es gilt auch im Zusammenhang mit der Arbeitsmigration die alte Frage zu beantworten: Wem nützt es?

Auffällig ist, dass das Buch bis heute in keiner der großen Mainstream-Zeitungen eine Rezension erfahren hat. Widerspricht das Buch doch so ganz dem linksliberalen bis konservativen Zeitgeist des Lobes der Arbeitsmigration.

Nach einer Vorstellung seines Buches in der Schweiz gab der Autor Hannes Hofbauer der Internetzeitung "Zeit-Fragen" ein interessantes Interview, welches Sie hier nachlesen können: https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2018/nr-26-20-november-2018/fuer-eine-sachliche-aufklaerung-ueber-geschichte-ursachen-und-auswirkungen-von-migration.html

Das Buch müssen Sie übrigens nicht am Amazonas kaufen. Sie können es sicherlich in ihrer örtlichen, inhabergeführten Buchhandlung, die vor Ort ihre Steuern und passable Gehälter zahlt, bestellen und erwerben.

Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: Promedia (20. September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3853714412
ISBN-13: 978-3853714416
19,90 Euro

Udo Jürgens 1974 zur Arbeitsmigration: Griechischer Wein

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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