Hans Borgmann zur Nahversorgungssituation: "Brackel ist sehr gut aufgestellt"
In kleineren Siedlungen des Bezirks Brackel ohne Vollsortimenter − aktuell etwa in Neuasseln − stellt sich die Nahversorgungssituation speziell für ältere, weniger mobile Bewohner immer prekärer dar. „Der Handel in Brackel ist gegenüber anderen Vororten sehr gut aufgestellt“, hielt dagegen der Brackeler Gewerbevereinschef Hans Borgmann als Vortragsgast bei der CDU im „Haus Pape“ fest.
Trotz des von ihm konstatierten „gesunden Mix mit Fachgeschäften und Discountern“ blickte Insider Borgmann nicht durch die rosa Brille auf die Situation im größten Ort des Stadtbezirks: Direkt gegenüber seiner Parfümerie steht beispielsweise das ehemalige Textilhaus am Brackeler Hellweg nun schon seit Jahren leer, ebenso die Büroetagen.
Einerseits würden hohe Mieten verlangt, andererseits ließen Vermieter ihre Ladenlokale, Außenfronten und Nebenräume vergammeln, übte Borgmann bei der Beleuchtung der Ist-Situation Kritik. Und immer häufiger kauften Investoren aus Hamburg, Darmstadt usw. die Häuser. „Neue Eigentümer, die überhaupt keine Beziehung zu unserem Dorf haben“, beklagte der Gewerbevereinsvorsitzende und Aktive im Stadtbezirksmarketing.
Hellweg-Baustellen, zum Teil mit Vollsperrung, hätten die Situation verschärft. Nicht zu vergessen die Einkäufe auf der so genannten grünen Wiese, in der Innenstadt, in Einkaufszentren und auch im Internet, so Borgmann. Händler ohne ausreichende Substanz gerieten so in Schwierigkeiten. Auch führten Nachfolgeprobleme zu Geschäftsschließungen.
Generell schwierige Lage im Einzelhandel
Zur schwierigen Lage im Einzelhandel hat laut Borgmann aber auch die Politik beigetragen. Die Kaufkraft habe nicht mit den seit 20 Jahren um 30 Prozent vergrößerten Verkaufsflächen nicht mitgehalten, kritisierte er: „Der Kuchen bleibt der Gleiche, nur die Stücke werden kleiner.“ Während in neuen Einkaufszentren oft nur Teilzeit- bzw. Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich geschaffen würden, fielen in manchem Fachgeschäft die Arbeitsplätze fort. „Oder die Geschäfte schließen ganz.“
Dennoch sei Brackel eben „sehr gut aufgestellt“. Und der Gewerbeverein wolle erreichen, „dass der Umsatz nach Möglichkeit in Brackel bleibt“, damit die Nahversorgung für die Brackeler auch in Zukunft gesichert ist. Borgmann verwies in diesem Zusammenhang auf Mitarbeiterschulungen, Gutschein-Aktionen und die angestrebte Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Ort. Schade sei nur, schloss Borgmann, dass die Filialisten sich an nichts beteiligten, jedoch den Profit der Arbeit der Fachhändler im Gewerbeverein in Anspruch nehmen.
So appellierte Borgmann: „Wenn alle nach dem früheren Einzelhandels-Slogan ,Hier lebe ich, hier kauf‘ ich ein‘ handeln, brauchen die Kunden und Bürger keine Angst vor dem drohenden Nahversorgungsnotstand haben. Und die Lebensqualität eines Ortes bleibt erhalten. Denn ohne Handel verödet der Ort.“
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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