Die Schlacht um den Euro - Thomas Piketty - "Die reiche Welt ist reich - Arm sind nur ihre Staaten" - Eine Buchempfehlung

Das Buch "Die Schlacht um den Euro" von Thomas Piketty, der auch Autor des Bestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist, gibt eine Reihe von Beiträgen wieder, die Piketty in der Zeit von 2008-2015 in der linksliberalen französischen Zeitung Liberation veröffentlichen konnte | Foto: Carsten Klink, Dortmund
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  • Das Buch "Die Schlacht um den Euro" von Thomas Piketty, der auch Autor des Bestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist, gibt eine Reihe von Beiträgen wieder, die Piketty in der Zeit von 2008-2015 in der linksliberalen französischen Zeitung Liberation veröffentlichen konnte
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Das Buch "Die Schlacht um den Euro" von Thomas Piketty, der auch Autor des Bestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist, gibt eine Reihe von Beiträgen wieder, die Piketty in der Zeit von 2008-2015 in der linksliberalen französischen Zeitung Liberation veröffentlichen konnte.

Erschreckend ist die Erkenntnis, die man beim Lesen gewinnt, dass viele der von ihm beschriebenen Probleme der Finanz- und Eurokrise bis heute nicht von den beiden dominanten europäischen Regierungen angegangen wurden. Das Versagen, Unvermögen oder schlicht die Weigerung sowohl der französischen als auch der deutschen Regierungen werden deutlich.

Piketty beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob sich die Europäische Union als der zentrale Gegenspieler eines unkontrollierten Finanzkapitalismus positionieren kann. Dies auch noch unter der Beibehaltung der europäischen Errungenschaft des Sozialstaates.

Zu den interessanten Informationen des Buches gehört sicherlich auch der Hinweis, dass zum Beispiel Italien von 1970 bis 2010 das einzige Land unter den G8-Ländern war, welches einen fast ausgeglichenen Primärhaushalt hatte und erst unter der Last der Höhe der Zinsen der Staatsanleihen immer wieder Probleme bekommt und die Höhe der Schuldenlast natürlich auch direkt mit den hohen Zinsen zusammenhängt.

"Die reiche Welt ist reich - Arm sind nur ihre Staaten"

Spannend auch der Hinweis, dass die USA oder Japan viel höher verschuldet sind als die EU-Staaten, aber nur diese eine Staatsschuldenkrise durchlaufen. So weise auch der Internationale Währungsfonds (IWF) daraufhin, dass die öffentliche Verschuldung der reichen Länder, die heute unüberwindbar scheint, letztlich nichts ist, verglichen mit dem Volumen der Privatvermögen (Finanz- und Immobilienvermögen), die den Haushalten derselben Länder gehören, namentlich in Europa. "Die reiche Welt ist reich. Arm sind nur ihre Staaten", so Piketty. Wobei man hier sicherlich auf die Verteilung innerhalb der Staaten achten muss.

Piketty schlägt daher auch Steuererhöhungen für die wirklich extrem Reichen vor. Die Schulden der Öffentlichen Hand sind nun mal die Vermögen dieser Wohlhabenden. Auch fordert er mehr Transparenz bei Vermögensfragen. Kurioserweise gibt es nämlich mehr nachgewiesene Schulden als Vermögen auf dieser Welt. Da die Schulden des einen, wie gesagt, immer das Guthaben der anderen ist, müssen wir also vermutlich beim Mond in der Kreide stehen, daher ist dieser sicherlich auch so weiß.

Vergemeinschaftung der Schulden

Letztlich wirbt Piketty in seinem Buch für eine Vertiefung und Demokratisierung der politischen Union der EU und eine damit verbundene Vergemeinschaftung der Schulden, da "eine Einheitswährung mit 18 verschiedenen Staatsschulden, auf die die Märkte ungehindert spekulieren können, und 18 Steuer- und Sozialsysteme, zwischen denen ein erbitterter Wettbewerb entstanden ist, niemals funktioniert". Wenn die europäischen Nationen, allen voran Frankreich und Deutschland nicht weltpolitische Zwerge bleiben wollen und somit auch mittelfristig wirtschaftlich weltweit von den aufstrebenden Regionen in die Bedeutungslosigkeit getrieben werden wollen, dürfte beides tatsächlich alternativlos sein.

Wer jetzt glaubt, der arme deutsche Steuerzahler, der ja schon mit Lohndumping und Prekarisierung seiner Arbeitsverhältnisse sein Land zum Exportweltmeister gemacht hat, soll nun auch noch die Schulden der angeblich "faulen" Südländer bezahlen, möge das Buch lesen und sich eines Besseren belehren lassen.

Für die Zukunft Europas sieht Piketty letztlich grob drei Optionen: "Eine neue Finanzkrise, ein politischer Schock der von der Linken ausgeht oder ein politischer Schock der von der Rechten ausgeht." Wie der Autor dieser Buchempfehlung bevorzug auch Piketty einen Schock der von der Linken ausgeht, da diese bei aller Kritik zutiefst internationalistisch und proeuropäisch ist und man mit ihr "die Grundlinien einer demokratischen Neugründung Europas umreißen" kann. So wie es derzeit läuft, kann es definitiv nicht weitergehen.

Die Schlacht um den Euro
Thomas Piketty
ISBN 978 3 406 67527 0
14,95 Euro
Verlag C.H. Beck
Paperback

Das Buch "Die Schlacht um den Euro" von Thomas Piketty, der auch Autor des Bestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist, gibt eine Reihe von Beiträgen wieder, die Piketty in der Zeit von 2008-2015 in der linksliberalen französischen Zeitung Liberation veröffentlichen konnte | Foto: Carsten Klink, Dortmund
Thomas Piketty entpuppt sich laut des Observer gerade als wichtigster Denker seiner Generation. | Foto: „Piketty in Cambridge 3 crop“ von Sue Gardner. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikipedia.
Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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