Der Gespenster-Bahnhof: Dortmund-Kurl
Der Bahnhof Kurl hat etwas Gespenstisches, etwas Gruseliges. Das stattliche rote Backstein-Gebäude aus der Jugendstilzeit könnte gut aussehen. Doch es gammelt vor sich hin.
Die Fenster sind zerschlagen und teilweise verrammelt. Es tropft aus der Decke im Durchgang zu den Gleisen, die Farbe hängt hier in Fetzen herab. Bei Regen breiten sich innen Pfützen auf dem Boden aus. Wer auf dem Bahnsteig steht und auf die Rückseite des Gebäudes blickt, sieht einen Urwald von Gesträuch und Ranken, der den Bahnhof fast ganz verdeckt. „Kurl“ ist kaum noch zu entziffern. Hier schneidet offensichtlich niemand mehr.
Früher konnte man im Bahnhof Kurl Fahrkarten kaufen und sich im Wartesaal aufhalten. Heute ist nur noch ein direkter Durchgang zum Bahnsteig freigegeben. Alle anderen Räume sind nicht mehr zu benutzen. Der Bahnhof aus dem Jahr 1908 – da war Kurl noch gar nicht nach Dortmund eingemeindet – verkommt. Und doch ist er als Baudenkmal in der Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen.
Kurl hat eine lange Bahngeschichte. Sie beginnt mit der Cöln-Mindener Eisenbahn, die 1847 den Betrieb aufnahm. Der Zug hielt auch in Kurl. Neue Bedeutung brachte 1955 die Zeche Kurl, die einen eigenen Gleisanschluss bekam.
Heute erinnert wenig an die Glanzzeiten des Bahnhofs. In dem meist menschenleeren Gebäude finden Graffiti-Sprayer und Randalierer ideale Bedingungen. Immer neue Schmierereien fallen auf. Aber sie werden auch schnell wieder entfernt. Wie oft hat man die Wände des Durchgangs wohl schon hell überstrichen? Auch der Bahnsteig ist ganz gut gepflegt. Es gibt einen Fahrkartenautomaten und sogar eine elektronische Anzeigetafel mit Uhrzeit und Zug-Auskunft. Müll wird regelmäßig entsorgt. Meist steckt eine frische Plastiktüte im Abfalleimer.
Jetzt wurde mit weißer Farbe ein Sicherheitsstreifen an den Rändern zu beiden Gleisen eingezeichnet. Die wartenden Fahrgäste sollen Abstand halten: Denn viele Fernzüge rasen hier vorbei. Und der Sog kann gefährlich werden. Kurl liegt an der Bahnstrecke Dortmund-Hamm. Wer etwa nach Hannover oder Berlin will, passiert den Bahnhof Kurl.
Mehrere Regionalexpressbahnen halten hier. Die vielen parkenden Autos vor dem Bahnhof zeigen, dass der Haltepunkt Kurl gut genutzt wird. Mit dem Zug kommt man aus dem Nordosten Dortmund bequem in die Innenstadt und nach Hamm, Düsseldorf, Köln und Aachen.
An den traurigen Zustand ihres Bahnhofs haben sich die Reisenden wohl längst gewöhnt.
Autor:Doro Backmann-Kaub aus Lünen |
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