"Der Bezirk Brackel kriegt die dicke Keule ab" - BV wehrt sich vehement gegen drohende Entwicklung weiterer Gewerbeflächen im Dortmunder Osten

Stadtplanerin Birgit Niedergethmann stellte die Bauleitplanung für das geplante erweiterte Gewerbe- und Industriegebiet „Buddenacker“ zwischen Neuasseln und der B	1 vor.  Links im Bild: Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka und Stadtrat Martin Lürwer bei seinem nicht konfliktfreien Antrittsbesuch in der Bezirksvertretung Brackel.
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  • Stadtplanerin Birgit Niedergethmann stellte die Bauleitplanung für das geplante erweiterte Gewerbe- und Industriegebiet „Buddenacker“ zwischen Neuasseln und der B 1 vor. Links im Bild: Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka und Stadtrat Martin Lürwer bei seinem nicht konfliktfreien Antrittsbesuch in der Bezirksvertretung Brackel.
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Der Ausschuss für Wirtschaftsförderung am 20. Juli und der Rat am 21. Juli dürften weitere Fakten schaffen und Weichen stellen für die geplanten neuen großen Gewerbegebiete nördlich des Flughafens und am Buddenacker.

Zwar bleiben Brackels Stadtbezirkspolitiker - wie einst die Bewohner des berühmten gallischen Dorfes bei „Asterix“ - nicht nur im Aktionsbündnis „Grün statt Grau“ einig und standhaft, doch fehlen ihnen wohl Zaubertrank und (politische) Durchschlagskraft, um die Entwicklung weiterer Wirtschaftsflächen im Bezirk verhindern zu können ...
Doch kampflos gibt die Bezirksvertretung (BV) Brackel ihre Positionen nicht preis: Mit Stimmen von SPD, CDU und Grünen lehnte die BV die Aufstellung des Bebauungsplanes „Buddenacker“ (Br 193 n) in der aktuellen Version ab und empfahl dem Rat, alten Beschlüssen zu folgen und nur eine Gewerbefläche von maximal 9 statt der nun anvisierten 23,5 Hektar für Industrie und Gewerbe direkt nördlich der B1 zu entwickeln. Hannes Fischer (Linke) sprach sich gar für einen vollständigen Verzicht aus.
Einstimmig forderte die BV den Rat zudem auf, die Entwicklung der Gewerbefläche „Osterschleppweg“ nicht weiter zu verfolgen und den Bebauungsplan „Asseln-Süd“ (Br 174) gänzlich aufzuheben. Die jetzt geplanten Gewerbe- und Industrieflächen vernichteten die letzten großen Freiflächen und wichtige Erholungsräume für die Asselner und Wickeder, so die Begründung der BV.
In einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen und Mitglieder beschloss die BV drittens, am 20. September im Ev. Gemeindehaus Asseln zu einer Bürgerinformations-Veranstaltung zur umstrittenen Gewerbeflächen-Ausweisung einzuladen.
Mächtig (verbal) einstecken musste in der BV-Sitzung die dreiköpfige Kohorte der Stadt: Stadtrat Martin Lürwer bei seinem Antrittsbesuch in der BV Brackel sowie Birgit Niedergethmann und Stefan Thabe, die als Vertreter des Planungsamtes die Bauleitplanung in Sachen „Buddenacker“ und den Sachstand in puncto „Osterschleppweg“ präsentierten.
Um die Arbeitslosenzahl in Dortmund weiter senken zu können, brauche Dortmund entwicklungsfähige Gewerbeflächen, um sich am Markt positionieren zu können, verdeutlichte der neue Dezernent Lürwer. Und er habe die politischen Vorgaben des Rates mit Nachdruck umzusetzen, erläuterte der Stadtrat.
Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka (SPD) - „Ich wohne bald im Gewerbegebiet!“ - erinnerte an die (ablehnende) einstimmige Beschlusslage in der BV Brackel und forderte Lürwer auf: „Ich möchte Sie ermuntern, dass Sie sagen, das kann nicht so sein!“ Die Wirtschaftsförderer der Stadt machten zwar eine gute Arbeit, aber sie seien unersättlich.
SPD-Fraktionschef Thomas Wesnigk verwies auf den Widerspruch, dass früher „wertvolle Ackerflächen“ nicht als Ausgleichsflächen genutzt werden durften, auf diesen nun jedoch Industrie und Gewerbe geplant seien.
Ulrich Begemann (Grüne) bezweifelte kopfschüttelnd die Nachfrage nach neuen Gewerbeflächen im Dortmunder Osten und monierte im Einklang mit Czierpka die immer noch ausstehende Realisierung von Ausgleichsflächen. Hartmut Monecke (SPD) verwies auf die diversen seit 1990 im Bezirk bereits verwirklichten Wohn- und Gewerbeflächen plus der Sonderfläche Flughafen. „Wir bekommen jede Menge Straßen- und Lkw-Verkehr durch die neuen Gewerbegebiete hinzu. Wir können uns das in Brackel nicht mehr leisten“, merkte Hannes Fischer (Linke) an.
Auch CDU-Fraktionschef Jendrik Suck, der die Fokussierung der Stadt auf die Logistik kritisierte, schüttelte angesichts der wechselhaften Hektar-Zahlen für Gewerbe und Industrie am Budden-acker den Kopf: „Da kann man sich verschaukelt fühlen.“ Suck echauffierte sich an Lürwer gewandt: „Es ist vielleicht politisch klug, wenn man elf gegen einen Stadtbezirk hat ... Doch der Eindruck drängt sich vor Ort auf: Brackel kriegt die dicke Keule ab!“ Heide Kröger-Brenner (Grüne) monierte, dass am Buddenacker „schon wieder Ackerfläche verloren geht. Bald haben wir gar keine Bauern mehr.“
Martin Lürwer forderte im Gegenzug die Brackeler „Gallier“ auf, die Diskussion im Ausschuss für Wirtschaftsförderung anzustoßen, um politische Mehrheiten zu finden. Er wolle indes das „authentische Stimmungsbild“ aufnehmen und das Meinungsbild aus der BV ins Rathaus transportieren. Aber der Rat als oberstes Beschlussorgan müsse entscheiden. Doch stehe man am Beginn eines ergebnisoffenen Verfahrens. Und in jedem Fall sei er der Meinung der Bezirksvertretung, dass Ausgleichsflächen vor Ort im Stadtbezirk umzusetzen seien.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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