"Bürgerinitiative muss sachlich bleiben" - Tedi räumt bei Betriebsrundgang diverse Vorwürfe der Brackeler BI aus
„Die Bürgerinitiative muss sachlich bleiben“, forderte Harald Evers, Leiter der Tedi-Unternehmensentwicklung, nach den Vorwürfen der BI „Gemeinsam für Brackel“ in der letzten Woche (der Ost-Anzeiger berichtete).
Eigentlich hatte der Ein-Euro-Discounter schon vor Wochen der örtlichen Presse bei einem Rundgang über das Areal seiner nahezu fertiggestellten Europazentrale in Brackel den aktuellen - insbesondere den baulichen - Stand der Unternehmensentwicklung präsentieren wollen: Denn rund 35 Millionen Euro hat Tedi - erst 2004 am Heßlingsweg gegründet - nach eigenen Angaben in den letzten Jahren in seine neue Unternehmenszentrale, in Verwaltungsgebäude und Lagerhallen, investiert. Vom Brackeler Hellweg aus wird seit April 2008 die komplette Logistik für mittlerweile 1232 Tedi-Filialen in Deutschland und Österreich abgewickelt. Allein 2,5 Millionen Euro flossen in diverse Lärmschutzmaßnahmen, 2,6 Millionen in energetische Maßnahmen.
Doch Probleme beim Bau der eigenen Lärmschutzwand führten auch zur Verzögerung des Besichtigungstermins. Und bei diesem standen am Montag (1.8.) nun plötzlich die Vorhaltungen der Brackeler Bürgerinitiative (BI), Zusagen von Tedi seien nur heiße Luft geblieben, erst einmal im Mittelpunkt: Die BI hatte nach zwei Stichproben-Besuchen u.a. einen „Nachtbetrieb weit vor 6 Uhr“ und ein Andocken von Containern an der Nordseite der Tedi-Halle angesichts einer nicht fertiggestellten Lärmschutzwand moniert.
Zwei rund 20 Meter breite Lücken in der insgesamt 450 Meter langen blauen Wand entlang des Hellwegs, an der in Höhe der beiden jeweils 700.000 Liter fassenden Löschwasser-Tanks letzte Woche noch fleißig gearbeitet worden war, vor allem jedoch die unscheinbare Doppelreihe hölzerner Markierungen im Boden, verdeutlichten den Pressevertretern am Montag die problematische Situation:
Denn die hier direkt an der Tedi-Grundstücksgrenze verlaufende Hauptgasleitung mache an diesen Stellen die Standard-Gründung der Lärmschutzwand unmöglich, erklärte Harald Evers (54), Geschäftsführer der Tedi Warenhandels GmbH. Hier müsse der Lärmschutz nun quasi von oben aufgehängt werden. Dennoch: „In 14 Tagen“, so hofft Evers, „sollte die Lärmschutzwand fertig sein.“
Druck mache das Unternehmen aber auch wegen der noch fehlenden städtischen Lärmschutzwand auf der Nordseite des Hellwegs. Deren Baubeginn sei zuletzt eigentlich für Juli avisiert worden, berichtete Evers. Ein bereits aufgefahrener Bagger nährte am Montag die Hoffnung, dass es nun auch hier endlich losgehen könnte.
Im Gegenzug sei Tedi seitens der Stadt bereits die Ausdehnung der Betriebszeit morgens und abends um jeweils eine Stunde gestattet worden. Von 5 bis 23 Uhr, in zwei Schichten, werden die Arbeitszeiten der Tedi-Mitarbeiter in der Logistik mit der Vollendung der Tedi-eigenen Lärmschutzwand dann auch ganz regulär sein, ergänzte Harald Evers, der vor fünf Jahren von Aldi zu Tedi gewechselt war.
Zudem würden entgegen der Kritik der BI an der Nordseite der neuen 16.000 m² großen Logistikhalle auch noch keine Container mit Waren angedockt. Diese, meist leer, seien hier tatsächlich nur abgestellt worden, führte Evers aus, die dortigen Load-Häuser blieben noch ungenutzt. Und an der (alten) 26.000 m² großen Lagerhalle, die komplett hinter der Lärmschutzwand liegt, dockten die Lkw bei der Warenausgabe - wie bei der Warenanlieferung an der Südseite der Hallen - stets in den den Lärm abschirmenden so genannten Load-Häusern an.
Krach komme so nur aus den Lkw selbst, sagte Evers. Und das „Piep-Problem“ mit zurücksetzenden Lkw sei wegen der geltenden Gesetzeslage leider nicht abzustellen.
Froh zeigte sich Evers indes, dass endlich das „versprochene Rolltor an der Lkw-Ausfahrt seit ein paar Tagen“ funktioniere. Die Beschilderung an der Ausfahrt, die Lkw statt links durch Brackel eigentlich nach rechts in Richtung Westumgehung Asseln lenken soll, sei dagegen aber eher „müßig“.
Evers hofft hier auf den Erziehungseffekt durch die nach Rücksprache mit Architekten und Stadt installierten BetonLeitpfosten in der Tedi-Lkw-Ausfahrt. Diese waren seitens der BI als ihren Zweck nicht erfüllende „Billigversion“ tituliert worden. Ergänzend kann sich Evers gegebenenfalls Beton-Blumenkübel als zusätzliche Abbiege-Sperre vorstellen. Ansonsten sei er offen für andere Vorschläge, für eine „vernünftige Lösung zur Optimierung“ der Situation.
Den Vorwurf der BI, Tedi habe Auflagen der Baugenehmigung etwa bei der Abgrabung auf der Südseite der Hallen nicht erfüllt, wies Evers deutlich zurück und präsentierte den um 8 Meter abgesenkten Bereich der Warenanlieferung entlang der S-Bahn-Strecke: „Rund 500.000 m³ Erdreich und Fels sind abgetragen worden.“ Davon ausgespart wurde lediglich der (noch) von der Fremdfirma Dachser genutzte Bereich im Westen, vorgesehen erst im dritten bzw. vierten Bauabschnitt.
Restbaustellen bleiben dennoch: Ende 2011/Anfang 2012 steht laut Tedi z.B. die Sanierung der Mitarbeiter-Parkplätze an. „Nicht ein Quadratmeter zusätzlich wird versiegelt“, versprach Evers. Und im Laufe des nächsten Jahres solle dann auch der 600 Sitzplätze bietende Festsaal mit professioneller Bühne - vielen noch als Coop-Saal bekannt - für Tedi wie für die Öffentlichkeit wieder nutzbar sein.
INFO:
Derzeit arbeiten in der Tedi-Zentrale am Brackeler Hellweg 301-315 rund 600 Mitarbeiter/innen, 200 davon allein in der Logistik. In den kommenden vier Jahren plant das expandierende Unternehmen mindestens 50 weitere Neueinstellungen. Die Zahl der Parkplätze auf dem Gelände am Brackeler Hellweg liegt derzeit bei 300. Zukünftig sollen es 383 werden. Täglich gibt es nach Tedi-Angaben bis zu circa 90 Lkw-Bewegungen (Wareneingang und Warenausgang).
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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