Auf in die Ferien! - Auch nachts? Während Urlauber zum Ferienbeginn von Wickede in die Welt starten, kocht der Streit um die Betriebszeiten-Erweiterung hoch

Zum Start in die Ferien ist der Andrang am Check-in im Terminal in Wickede immer besonders groß...
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Malle, wir kommen! Zum ersten Ferien-Wochenende vom 22. bis 24. Juli starten 19.000 Passagiere am Airport in Wickede in den Urlaub, am Hauptreisetag Freitag allein 7000.

Künftig dann auch noch spät abends? Die Meinungen gehen auseinander. Und kurz vor dem drohenden Sommerloch ist der Streit um die vom Flughafen beantragte Erweiterung der Betriebszeiten voll entbrannt. Nachdem bereits rund 14.000 Bürger Einspruch erhoben hatten, ließ der Regionalverband Ruhr aufhorchen: Der RVR kommt zum Ergebnis, dass die beantragte Verlängerung dem derzeit geltenden Regionalplan widerspricht !

RVR: Verlängerung widerspricht Regionalplan

„Das im geltenden Regionalplan formulierte Ziel, den Flughafen Dortmund in seinem derzeitigen Bestand zu sichern, wird mit der Verlängerung seiner Betriebszeiten und der daraus resultieren Veränderung bei den Lärmschutzgebieten überschritten.“

Die „Verlängerung der Betriebszeiten widerspricht dem geltenden Regionalplan“, war die schlichte eineinhalbseitige Pressemitteilung überschrieben. Und doch war es wie ein Stich ins Wespennest, als der im Genehmigungsverfahren anzuhörende Regionalverband Ruhr (RVR), seit Herbst 2009 Träger der Regionalplanung, jetzt seine Stellungnahme veröffentlichte, „dass unter Berücksichtigung des regionalplanerischen Ziels gegen die beantragte Verlängerung der Betriebszeiten erhebliche Bedenken bestehen.“
Seine ablehnende Meinung macht der RVR vor allem daran fest, dass nach dem vorliegenden Fluglärmgutachten die zukünftigen Lärmschutzgebiete weit in die Siedlungsbereiche der Stadt Unna hineinreichen. Folge sind weitreichende Beschränkungen in die Bauleitplanung der betroffenen Nachbarstadt Unna. Der RVR weiter: „Die geltenden Ziele des Regionalplans finden aber weder in dem Gutachten zur Fluglärmuntersuchung, noch in dem Antrag der Flughafen Dortmund GmbH eine entsprechende Berücksichtigung.“
Airport-Sprecher Marc Schulte konterte: „Bei unserem Anliegen auf Erweiterung der Betriebszeit geht es doch genau darum - die Leistungsfähigkeit des Flughafens zu erhalten und damit seinen Bestand langfristig zu sichern.“ Und das sei nur möglich, wenn der Dortmunder Airport wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen habe. Und dazu zählten „insbesondere die beantragten 60 Minuten mehr Betriebszeit“. Schulte kritisierte zudem, der RVR habe den genannten Passus isoliert betrachte, ohne in seiner Stellungnahme auf die Bedeutung des Flughafens für die Region einzugehen.
CDU-Ratsmitglied Thomas Pisula, Vorsitzender der Stadtbezirks-Union Innenstadt-Ost und im Ruhrparlament stellvertretender Vorsitzender des Planungsausschusses, zeigte sich verwundert über „die mit den Gremien des RVR unabgestimmte Stellungnahme“ des RVR-Planungsdezernenten Martin Tönnes: „Schon als grüner Ratsherr in Dortmund hat sich Tönnes vehement gegen jede Veränderungen am Flughafen eingesetzt.“ Aus Sicht der Dortmunder CDU-Ratsfraktion bestehe erheblicher Zweifel, dass die Stellungnahme des RVR sich ausschließlich an den Fakten orientiert. „Tönnes macht sich hier zum Handlanger der Dortmunder Grünen“, schimpfte Pisula. Für die CDU eröffne „eine vorsichtige Anpassung der Betriebszeiten (...) dem Airport neue Chancen, ohne die Anwohner über Gebühr zu belasten“.
Dortmunds Grüne im Rat mit ihren Sprechern Mario Krüger und Ingrid Reuter empfahlen im Gegenzug: „Vielleicht sollten sich die CDU-Vertreter den Regionalplan ansehen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Klar ist, dass die Ausweitung der Betriebszeiten im Widerspruch zu den Festsetzungen der Regional- und Landesentwicklungsplanung (LEP IV) steht. Insoweit müsste der Regionalplan angepasst und vorher der LEP IV geändert werden. Das ist wiederum nur über eine Entscheidung des Landtages möglich. Diesen Weg scheuen die Flughafen-Befürworter offensichtlich wie der Teufel das Weihwasser.“
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dortmund, die sich in ihrer eigenen Stellungnahme gegenüber dem Regierungspräsidenten in Münster mit einem „klaren Ja“ zur Betriebszeitenverlängerung bekennt, äußerte sich ebenfalls vor dem Hintergrund der ablehnenden RVR-Stellungnahme. IHK-Präsident Udo Dolezych meinte, insbesondere die fehlenden Drehkreuz-Anbindungen seien aus Sicht der Wirtschaft unverzichtbar. „Ihr Fehlen ist im Wesentlichen auf unzureichende Betriebszeiten zurückzuführen.“ Deren Verlängerung werde sich positiv auf die Entwicklung der Region auswirken, ist Dolezych überzeugt.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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