Abriss von Hof Rusche wird genehmigt // Dezernent Lürwer: BV Brackel ohne Entscheidungsbefugnis
Schlechte Nachricht aus der Verwaltung für die Bezirksvertretung (BV) zum Start ins politische Jahr – und wohl auch für viele alteingesessene Brackeler: Der Abriss des Hofes Rusche, des zunehmend verfallenden Baudenkmals an der Reichshofstraße 40, scheint unabwendbar und wird wohl kurzfristig von der Behörde beschieden. Denn die BV besitzt keine eigene Entscheidungsbefugnis in dieser Sache.
Der dazu angefragte Baudezernent Martin Lürwer weist das Anliegen der am Donnerstag, 31. Januar, tagenden BV jedenfalls mit deutlichen Worten zurück: 2007 habe der Rat die Zuständigkeiten hinsichtlich denkmalschutzrechtlicher Regelungen neu geregelt. Eine „Entscheidungsbefugnis über die Erteilung denkmalschutzrechtlicher Erlaubnisse“ der politischen Gremien sei nicht vorgesehen. Zudem bestehe ein Rechtsanspruch (der Eigentümerin; Anm. d. Red.) auf Erteilung eines Bescheides.
Lürwer ergänzt, die BV sei zum geplanten Abbruch des Baudenkmals von der Verwaltung (nur) „im Sinne der Transparenz des Verwaltungshandelns“ informiert worden. Wegen der „ortspolitischen Diskussion“ um den Hof.
Hintergrund: Seit nun über 13 Jahren steht der Hof leer und verfällt vor allem seit Orkan Kyrill im Jahr 2007 immer mehr. Die Neueigentümerin seit 2001 und Investorin, die eine Umnutzung des Längsdeelenhauses zu Altenwohnungen plante, ließ dieses Projekt 2009 fallen, zielte auf Abbruch. Die Meinungen vor Ort gehen auseinander: Die einen sprechen vom Schandfleck, andere verweisen auf den Verlust eines Teils des alten historischen Brackels.
Lürwers CDU-Parteikollege, Bezirksvertreter Andreas Brunnert, Abrissgegner und von Beruf Richter, hatte seine BV-Kollegen im Herbst mit seinen juristischen Ausführungen zum einmütigen Widerstand ermuntert. Folgerichtig wollte die BV die Vorlage zum Abriss in der Sitzung auch nicht zur Kenntnis nehmen und auch die Zuständigkeitsfrage geklärt wissen.(bra)
INFO:
Die Bezirksvertretung Brackel tagt am Donnerstag, 31. Januar, um 16 Uhr im Sitzungssaal im Brackeler Kultur- und Bildungszentrum Balou, Oberdorfstr. 23.
Kommentar
Als Zeugnis „alter Bauernherrlichkeit“ hatte schon Dr. Günter Knippenberg den denkmalgeschützten Hof Rusche in seinem 1997 erschienenen Werk zur Brackeler Dorfgeschichte aufgeführt. Der Heimathistoriker dürfte sich derzeit im Grabe herumdrehen.
Denn der Investor, der Altenwohnungen realisieren möchte, interessiert sich eher weniger für Heimatgeschichte und Denkmalschutz. Er will Geld verdienen. Und Abriss und Neubau kommen günstiger als die ursprünglich angedachte Umnutzung des Längsdeelenhauses von 1865 unter den Zwängen des Denkmalschutzes. Der Zahn der Zeit und Kyrill arbeiteten dem Investor zu. Dessen Gutachter überzeugten zuletzt auch die Denkmalbehörde. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Ein weiteres Teil von Alt-Brackel wird für immer verschwinden. Bleibt zu hoffen, dass kein gesichtsloser Neubau den historischen Hof ersetzt. Der Spar- und Bauverein hat in der Bauerstraße gezeigt, wie dies gelingen kann.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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