Tschüss, kleine Biene: Insekten-Friedhof macht Wambeler Europaschülern den Tod begreiflich - Tag der offenen Tür auf dem Tierfriedhof
Schüler, die sich andächtig um einen Insekten-Friedhof scharen, Diamanten aus Haustier-Haaren und viel Verständnis für menschliche Gefühle – all das konnte man letzten Samstag auf dem Gelände des Dortmunder Tierfriedhofs am Rennweg erleben.
„Du bist und bleibst eine nette Biene“, versichert der Fünftklässler und seine Mitschüler nicken zustimmend. Alle Blicke ruhen auf einem kleinen Grab. Der letzten Ruhestätte einer Biene. Liebevoll angelegt von Kinderhänden. Schauplatz ist der Insekten-Friedhof. Eine von der Genossenschaft der Friedhofsgärtner Dortmund ins Leben gerufene Aktion, die bei der benachbarten Europaschule sofort auf reges Interesse stieß. Klassenlehrerin Heidrun Riedel begeisterte ihre Klasse 5 c für das Projekt, das Leben und Vergehen begreiflich machen soll.
Mit vollem Erfolg. Denn diese Schüler, die hier rund um den Erinnerungsgarten stehen, andächtig sind und dann wieder freudig singen, haben so einiges verstanden über das Leben und den Tod.
Das freut wiederum Genossenschafts-Geschäftsführer Martin Struck, der gemeinsam mit Kulturpädagogin Manuela Wenz den Insekten-Friedhof betreut. Und der 55-Jährige war an diesem Tag gleich in doppelter Mission unterwegs. Der 1. Vorsitzende des Bundesverbands der Tierbestatter e.V. (BVT) hatte gleichzeitig zum Tag der offenen Tür eingeladen. Und auch da gab es viel zu entdecken:
Kunstvoll gestaltete Urnen – mal fröhlich bunt, mal dezent. Ketten und Armreifen aus Tierhaar gefertigt und sogar synthetische Diamanten, aus den Haaren verstorbener Lieblinge gemacht, waren zu sehen. „In den letzten Jahren hat sich viel getan in der Tierbestatter-Branche“, versichert Struck. Vorbei die Zeiten, in denen Menschen, die um ihr verstorbenes Haustier trauerten, maximal ein mitleidiges Lächeln ernteten.
Würdevoll soll er sein, der Abschied von Hund, Katze, Meerschweinchen oder Vogel. Möglichkeiten gibt es, in jeder Preislage, und die will der BVT zukünftig noch weiter ausbauen. „Für uns ist das weitaus mehr als ein Beruf. Ich nenne es Berufung“, betont Ralf Hendrichs (58), 2. BVT-Vorsitzender, der unter anderem Seminare für Berufseinsteiger anbietet. Ein Tierbestatter müsse rund um die Uhr erreichbar sein und auch psychologische Hilfe leisten.
Das kann Vorstands-Mitglied Gert Buttgereit (70) nur bestätigen. „Ich habe schon erlebt, dass sich jemand aus dem achten Stock vom Balkon stürzen wollte, nachdem wir sein verstorbenes Haustier abgeholt hatten.“ Ein Extrem, sicherlich, und doch bedarf es stets jeder Menge Feingefühl, um das Schlimmste zu verhindern. Trauerbegleitung, Verständnis, Zuspruch... all das sollte ein Tierbestatter leisten. Auch dabei will der Verband seinen Mitgliedern helfen.
In Dortmund gibt es mittlerweile schon seit sieben Jahren den Tierfriedhof am Rennweg 111 im Wambeler Süden in direkter Nachbarschaft des Hauptfriedhofes. Liebevoll gestaltete Gräber beweisen, dass es Bedarf gibt.
Rund 120 Tierfriedhöfe gibt es bundesweit. Tendenz steigend. „Umso wichtiger ist es für uns als Bundesverband, Tierbestatter auf ihre Aufgabe vorzubereiten“, sagt Martin Struck. Schließlich gibt es für eine Beerdigung weder eine Generalprobe noch eine Wiederholung. Und das haben die Gesamtschüler der Klasse 5c genau verstanden.
Weitere Infos:
www.tierbestatter-bundesverband.de oder www.tierbegraebnis.de
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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