Taschentuchbaum in voller Blüte bietet botanischen Augenschmaus am Rennweg
Die 45 Teilnehmer der botanischen Führung am letzten Sonntag dürften sich zu Recht ein wenig ärgern: Sie haben beim zweieinhalbstündigen Rundgang zu den botanischen Raritäten auf dem Hauptfriedhof einen wirklichen Höhepunkt versäumt: den dort gerade aufblühenden ältesten Taschentuchbaum.
Lag‘s daran, dass diesmal der Feldahorn als Baum des Jahres beim Rundgang im Vordergrund stand? „Wir haben es schlichtweg aus zeitlichen Gründen nicht mehr geschafft, dieses Prachtexemplar neben dem Eingang am Rennweg anzusteuern“, sagt Führer Gerhard Hettwer, ansonsten als Gartenbautechniker auf dem Dortmunder Hauptfriedhof fürs öffentliche Grün zuständig.
Den Ost-Anzeiger- und Lokalkompass-Lesern – nicht nur Pflanzenfreunden – rät Experte Hettwer jedenfalls dringend, sich den Augenschmaus des diese Woche in voller Blüte stehenden Exoten aus China nicht entgehen zu lassen: „Und unser frei stehender, viel breiter gewachsene Baum lässt sich auch viel leichter fotografieren als die zwar größeren, aber eng zwischen anderen Bäumen stehenden Taschentuchbäume im Rombergpark“, so sein Tipp.
In der Tat: ein Traum in Grün und Weiß. Und zu finden ist das älteste und größte von drei Exemplaren von Davidia involucrata – so lautet der botanische Name dieses Laubbaums mit den ungewöhnlichen weißen Hochblättern, die sich um die kleinen kugelförmigen Blütenstände formieren – auf dem Hauptfriedhof ganz leicht. „Er steht gleich hinter dem Gebäude der Friedhofsgärtnerei, sofort rechts vom Eingang“, erläutert Hettwer. Quasi mit eigenem S-Bahnhof und Parkplatz vor den Wurzeln!
Rund 50 Jahre alt sei der Taschentuchbaum in der nordwestlichen Ecke des Hauptfriedhofs, erläutert Hettwer: „Er wurde bei der Erstbepflanzung im Zuge der Neuanlage dieses Friedhofsteils gepflanzt.“ Drei Taschentuchbäume habe man später andernorts auf dem Hauptfriedhof nachgepflanzt. „Einer ist allerdings vor einem Jahr endgültig vom Sturm gefällt worden“, trauert Hettwer.
Experte rät zum Versuch der eigenen Nachzucht
Bliebe zu ergänzen, dass der laut Wikipedia aus den chinesischen Provinzen Sichuan und Hubei stammende Baum – bei uns mittlerweile ein durchaus beliebter Zierbaum in Parks – auch „nur in den wärmeren Gebieten Deutschlands zuverlässig winterhart“ ist.
Pflanzenfreunden und Hobbygärtnern rät Hettwer dennoch zu, es ruhig einmal mit der Nachzucht vielleicht für den eigenen Garten zu versuchen: „Unsere Taschentuchbäume können sich selbst befruchten. Und sie produzieren keimfähige Samen.“ Gegegebenenfalls im Oktober sind die reifenden Steinfrüchte mit dem Samen zu ernten.
Hettwer hat‘s auch schon selbst getestet: „Gekeimt sind die Samen sogar, aber die Bäumchen haben die erste Überwinterung bei mir leider nicht überstanden.“
INFO:
Mehr allgemeinde Infos und weitere Links in Sachen Taschentuchbaum online bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Taschentuchbaum. (Botanische) Informationen zum Hauptfriedhof unter http://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/umwelt/friedhoefe/friedhoefe_stbz/stbz_brackel/hauptfriedhof_brackel.html. – Kontakt zu Gerhard Hettwer c./o Friedhöfe Dortmund, Am Gottesacker 25, Telefon 56 20 92 24.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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