Mehr Schutz für die Idylle: Umweltamt stellt Hinweisschilder auf und zäunt den Pleckenbrinksee ein
Höckerschwäne und Kanadagänse weiden am grünen Ufer, Nilgänse und Enten gründeln im himmelblauen Teich, ein Graureiher hofft auf Beute – eine vorfrühlingshafte Idylle am Pleckenbrinksee.
Nur wenige Spaziergänger und Hundehalter, Radfahrer und Jogger, nicht ein Reiter, sorgen am frühen Nachmittag mitten in der Woche für Unruhe unter den Tieren. Doch die Idylle täuscht: Später am Tag, am Wochenende und dann erst Recht im Sommer kann das hier am jungen Bergsenkungs-Gewässer im Wickeder Norden ganz anders aussehen, weiß Ratsvertreter Friedhelm Sohn, der hier nahezu täglich mit seinen Hunden spazieren geht, aus Erfahrung.
Grund genug fürs städtische Umweltamt, das als Naturschutzgebiet vorgesehene Areal jetzt besser zu schützen.
Ideales Revier für die Vogelbeobachtung
„Sie müssten mal sonntags hier vorbeikommen, was dann hier los!“ Elektro-Rollstuhlfahrer Klaus Leupold – er wohnt ganz in der Nähe in Kamen an der Wickeder Straße – beobachtet täglich das Geschehen am Pleckenbrinksee in Wickede. Am liebsten verfolgt Leupold aber das Treiben der vielen Wasservögel, die er vom befestigten Aussichtsposten im Nordwesten des Areals bestens im Auge behält. Wegen der Entfernung manchmal sogar per Fernglas.
Der Wickeder Ratsvertreter Friedhelm Sohn wohnt ebenfalls nicht weit entfernt von dem Bergsenkungsgewässer, das seit 2007 auf der früheren Ackerflur „Alte Rott“ neu entstanden ist. „Die Größe der Seefläche beträgt inzwischen rund 5 Hektar, das Gewässer ist bis zu 1,50 Meter tief“, weiß Gesa Köster vom Umweltamt.
13,8 Hektar großes, ökologisch wertvolles Feuchtbiotop
Als langjähriger Hundehalter hatte Sohn beim täglichen Spaziergang mit seinen Tieren damals den Anstieg des Wasserspiegels bemerkt und gleich dem Umweltamt gemeldet. Der Ausfall der Bergbau-Pumpen, die früher das Grundwasser zum Heimbach ableiteten, erfreute zwar den Landwirt nicht, sorgte aber dafür, dass an der Ortsgrenze zu Kamen ein neues, ökologisch wertvolles, bis dato insgesamt 13,8 Hektar großes Feuchtbiotop entstand, das vor allem (Wasser-) Vögel und Amphibien, dazu viele Insekten und so auch Fledermäuse anlockt.
Hoher Freizeitdruck vor allem im Sommer
Leider aber auch immer mehr Menschen in ihrer Freizeit – obwohl schon vor Jahren auf Betreiben des Naturschutzes und der Dortmunder Politik mit OB Sierau an der Spitze das Verfahren zur Unterschutzstellung eingeleitet worden ist. „Im Sommer waren die Leute hier schon mit Luftmatratzen und Gummibooten auf dem See. Am Ufer wird gegrillt“, hat Friedhelm Sohn beobachtet.
Sein Riesenschnauzer Lobo bleibt beim Gassigang wohlweislich an der Leine. Zu groß wäre der Jagdtrieb. Andere Hundehalter sehen das lockerer. Zum Leidwesen nicht nur der hier brütenden Vögel jagen die Hunde bis ins Wasser, zahllose Spuren im Uferschlamm verraten es.
Nicht angeleinte Hunde jagen Vögel und Rehe
„Und sie scheuchen immer wieder das Rehwild etwa in den angrenzenden Wäldchen auf“, klagt Landschaftswächter Gerhard Naujoks aus Wickede. Dies gilt fürs südöstlich liegende Wickeder Naturschutzgebiet „Ostholz“ genauso wie für das Wäldchen auf Kamener Gebiet im Norden. Und: Hufabdrücke im Lehm beweisen, dass sich auch Reiter – im Umfeld gibt es eine Reihe von Reiterhöfen – nicht unbedingt an die Vorschriften halten.
Werkhof-Jugendliche stellen fünf Hinweisschilder auf
Deshalb sieht sich das Umweltamt zu weiteren Maßnahmen gezwungen: Jugendliche der Werkhof Projekt gGmbH aus einer schulischen Weiterbildungsmaßnahme im Bereich Gartenbau in Derne stellten so am Mittwochnachmittag im Südosten das erste von insgesamt fünf Hinweisschildern aus Blech rund um den Pleckenbrinksee auf, die – in durchaus freundlicher Form – die Menschen auf diesen „geschützten Landschaftsbestandteil“, eine Vorstufe des Naturschutzgebietes, hinweisen – und darauf, was hier erlaubt und was untersagt ist.
Die Fläche gehöre mittlerweile der Stadt, der Bauer wirtschafte auf einer Tauschfläche in Asseln, berichten Werner Höing und Gesa Köster vom Umweltamt beim Ortstermin. Das Umfeld des früheren Maisackers dient nun als Mähwiese den Vögeln als Lande- und Brutplatz.
„Mit dem neuen Landschaftsplan wird auch die östlich angrenzende Fläche in Richtung Massener Straße dazu kommen“, verrät Höing: „Auch als Mähwiese, die noch eine Weile bis 2016 extensiv vom Landwirt genutzt werden kann.“ „Das ist auch gut fürs Rehwild“, freut sich Landschaftwächter Naujoks übers Pflegekonzept.
1420 Meter langer Weidezaun soll Reiter und Hunde fernhalten
Und weil die Experten wissen, dass Schilder alleine nicht ausreichen dürften – die mit Graffiti-Tags beschmierte Infotafel „Naturschutz am Pleckenbrink“ des Naturschutzbundes (NABU) spricht Bände – will das Umweltamt das 476 mal 310 Meter große Seegrundstück bald auch mit einem insgesamt 1420 Meter langen Weidezaun umzäunen.
„Der hält hoffentlich zumindest ein paar größere Hunde und die Reiter ab“, hoffen Gesa Köster und Werner Höing aufs Verständnis der Naherholungssuchenden. Im Gegenzug soll zum Beispiel im Nordosten des Sees der alte Hohlweg nördlich der Hecke reaktiviert werden. Erhoffter Nebeneffekt: Spaziergänger laufen dann nicht mehr ganz so nah am See her.
Hintergrund:
Der Pleckenbrinksee und sein Umfeld haben sich in wenigen Jahren zum Lebensraum insbesondere für Wasservögel entwickelt. Hier finden sich zum Beispiel Flussregenpfeifer, Kolbenenten, Stockenten, Höckerschwäne, Blässhühner, Grau- und Kanadagänse. Aber auch landgebundene Vogelarten wie Baumfalken, Mehlschwalben, Habichte, Sperber, Dorngrasmücken, Goldammern, Rotschwänze, Kiebitze und Feldsperlinge profitieren vom Gewässer.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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