Haus Kurl, eine lange Geschichte in 5 Teilen...
- Teil 3
Die Geschichte vom bösen Fräulein von Kurl
Es wurde auch noch eine uralte Geschichte über Haus Kurl überliefert. Und zwar lebte hier früher mal ein Fräulein, welches ein ausschweifendes und gottloses Leben führte. Als die Dame schwer erkrankte, wurde ein Geistlicher gerufen. Er reichte der Sterbenden die Wegzehrung, aber sie spie die Hostie wieder aus. Dann begann sie wie wild zu toben und verwandelte sich heulend in ein fürchterliches Untier, das bald darauf verstarb.
Von dieser Stunde an gab es in Kurl viel Aufregung und die Bewohner des Ortes konnten nicht mehr ruhig schlafen. Auch in windstillen Nächten klapperten in Haus Kurl die Fensterläden und die Türen schlugen mit großem Getöse zu. Im ganzen Dorf war oft nachts ein fürchterliches Heulen zu hören. Das musste, so glaubten die Leute, alles von dem in Todsünde gestorbenen Fräulein von Kurl kommen, welche so entsetzlich gestorben war und nun im Grab keine Ruhe fand. Sie trieb als Gespenst ihr Unwesen und wurde wegen ihres unheimlichen Geheuls Bölkdier genannt.
Das Bölkdier war nicht nur in Haus Kurl zu hören. Sein Brüllen war laut unter den Walnussbäumen von Halfmanns Haus zu hören, wenn während der Messe die Orgel nicht mehr spielte und die Leute nicht mehr sangen. Es zeigte sich auch allen, die es sehen wollten, aber keiner konnte es so richtig beschreiben. Der alte Kurler Müller hörte und sah es oft. Als der Körne-Schmied eines Tages großspurig sagte: „Eck woll, datt datt Bölkdier äimoll no mi käme. Eck höll diämm Düvel moll ne glainige (glühende) Issenstange in’n Hals“. Als aber am selben Abend das Ungeheuer vor seiner Schmiede erschien, verließ den Schmied all sein Mut und er rannte schleunigst ins Haus.
Schließlich brachte ein Kapuzinermönch Rettung, indem er das Bölkdier exorzierte. Es wurde in den Graininkbach verbannt, der von Wickede kam und in die Körne mündete. Diese Stelle und die ganze Flur hieß später Im Bölkert. Die adelige Familie von Kurl stiftete zur Sühne und zur Seelenruhe des Fräuleins einen großen Kerzenleuchter, der in der Kirche zu Kurl vor der Mutter Gottes aus Scheda aufgestellt wurde.
- Chronik
1189 - Erste Erwähnung von Haus Kurl (Courl, Kurlare) in Urkunden
1417 - Herzog Adolf von Kleve-Mark übergibt den Hof Kurl Dietrich von Schwansbell
1532 - Haus und Hof Kurl werden als erbliches Lehen an Dietrich von der Recke zu Heiden verkauft. Deren Familienstammsitz war Haus Recke bei Kamen
1538 - Tod von Dietrich von der Recke
1567 - Das Kurler Erbe fällt an seinen Sohn Jobst
1601 - Geburt von Dietrich Adolf von der Recke auf Haus Kurl. Er wurde später Bischof von Paderborn und starb am 30. Januar 1661
1703 - Tod von Johann Wilhelm Reichsfreiherr zu Kurl. Er blieb ohne Nachkommen und wurde im Franziskanerorden bestattet. Nachfolger wurde sein Schwager Bernd Dietrich von der Recke auf Heessen. Nach dessen Tod wurde Haus Kurl seiner Witwe Clara Margarethe Eugenie zu Heessen am 12. Juni 1721 durch den König von Preußen zugesprochen. Der alte Glanz verfiel aber ziemlich schnell, weil das Gut nur von einem Rentmeister bewohnt wurde. Dieser stellte 1741 auf Haus Kurl noch eine Quittung aus.
1768 - Haus Kurl wurde an den Freiherrn von Boeselager auf Höllinghofen vererbt. Das Rittergut verfällt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dienten die Reste der Anlage nur noch als Försterwohnung
1905 - Die letzten Gebäude fallen einem Feuer zum Opfer. Freiherr von Boeselager errichtet auf dem Gelände ein Landhaus
1918 - Der Fabrikant Carl Deilmann kauft Haus Kurl und wohnt dort bis zu seinem Tod. Er stirbt auf Haus Kurl am 21. März 1936
- Letzter Besitzer von Haus Kurl war der damalige Chefarzt des Kurler Krankenhauses Dr. Goller, dessen Tochter noch bis zum Jahre 2002 im Landhaus wohnte.
Am 08. Mai 2006 sollte Haus Kurl am Amtsgericht Dortmund zwangsversteigert werden, erzielte aber nicht den Preis des Verkaufswertes in Höhe von 620 000 EUR. Der Saal war zwar recht voll, aber letztlich lagen nur zwei ernst gemeinte Angebote vor. Da das abgegebene Angebot in Höhe von 370 000 EUR der Erbengemeinschaft zu niedrig war, wurde das Verfahren eingestellt…
2013 fand sich endlich ein Käufer. Der Kurler Landwirt Heribert Breuker erwarb das Gelände mit den Resten des Landhauses.
- Teil 4 folgt am Dienstag, den 1. April 2014...
Hier finden Sie die anderen Teile der Geschichte:
Teil 1
Teil 2
Teil 4
Teil 5
Autor:Peter Kocbeck aus Dortmund-Ost |
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