"Erich, lass mal laufen" - Filme der Asselner Bäckersfrau auf DVD veröffentlicht
Elisabeth Wilms gilt als Phänomen. Ob Filme über ihre Nachbarn in Asseln, das zerbombte Dortmund, den Bau der neuen Westfalenhalle oder Werbefilme Wilms beherrschte jedes Metier. Neben einem Porträt wurden einige ihrer Werke erstmals auf der DVD "Erich, lass mal laufen" einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Jahrzehntelang verstaubten die Werke der 1981 verstorbenen Filmemacherin in einem Keller des Asselner Pastors im damals noch ländlichen Vorort. Dr. Günther Högl, der Direktor des Stadtarchivs Dortmund, nahm noch zu deren Lebzeiten Kontakt zu dem Ehepaar Wilms auf. „Wir wussten, dass sie einen großen Schatz besitzen“, erklärt er.
Die 16-Millimeter-Filme sind für ihn ein Kulturgut ersten Ranges. Jahrelang wurden die Filme vom Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lipp (LWL) in Münster aufwendig restauriert. In dessen Archiv werden die Originalfilme kostenlos auch in Kühlkammern gelagert, sind aber immer noch Eigentum der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln. „Sie sind jetzt für alle Ewigkeit gesichert“, sagt Högl. Im Dortmunder Stadtarchiv, Märkische Str. 14, können sie in Kopieform eingesehen werden.
Als Elisabeth Wilms 1941 bei Nachbarn ihre erste Amateurfilm-Vorführung erlebte, war sie tief beeindruckt. „Von Stund an war ich wie im Fieber“, sagt sie in der Dokumentation. „Ich fühlte mich, als wenn ich die Erfüllung meiner geheimsten Wünsche mache.“
Die resolute Bäckersfrau lieh sich bei einem Lieferanten eine Kamera, die sie später kaufte. Anfangs machte sie hauptsächlich Aufnahmen in Asseln und filmte ihre Familie, Nachbarn oder Kunden. Trotz eines strikten Verbots dokumentierte sie auch die Bombenangriffe auf Dortmund und Münster. „Sie war keine Einspur-Persönlichkeit“, sagt Volker Jakob vom LWL-Medienzentrum über Elisabeth Wilms.
Nach dem Krieg filmte Wilms das Leben der Ausgebombten in den Dortmunder Trümmerwüsten. Für diese Dokumente der „Stunde Null“ wurde sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
Der Hauptteil der DVD ist das Porträt „Erich, lass mal laufen! Die Filme der Elisabeth Wilms“, das der Bochumer Filmemacher Claus Bredenbrock auf der Grundlage eines Fernsehinterviews gezeichnet hat, das zwei Journalisten 1980 mit Elisabeth und Erich Wilms geführt haben. Aus diesem Interview stammt auch der Titelsatz, mit dem Elisabeth Wilms während des Interviews ihren Mann dazu aufforderte, den Filmprojektor zu starten. (Tobias Weskamp)
Zur Person:
Eisabeth Wilms wurde am 22. Juli 1905 als Tochter eines Metzgermeisters in Lengerich-Hohne (Kreis Steinfurt) geboren.
1931 kam sie nach Dortmund, wo sie wenig später in Asseln den Bäckermeister Erich Wilms geheiratet hat. in der Bäckerei am Asselner Hellweg half Elisabeth Wilms regelmäßig mit.
Anfang der 1940er-Jahre begann Wilms mit dem Filmen, zunächst noch mit einer geliehenen 16-mm-Kamera.
Ersten Aufnahmen der Familie und der näheren Umgebung folgten kleine Episoden mit Spielhandlung wie „Der Weihnachtsbäcker“ (1943).
Noch vor den ersten Bombenangriffen filmte Wilms für den Film „Münsterland Heimatland“ die noch unzerstörte Stadt Münster; einige frühe Filme wurden von der NS-Filmprüfstelle im Reichspropaganda-Ministerium ausgezeichnet.
Trotz Verbots dokumentierte die unerschrockene Wilms aber auch die Bombenangriffe auf Dortmund und Münster.
Nach dem Krieg filmte Wilms das Leben der Ausgebombten in den Dortmunder Trümmerwüsten; für diese Dokumente der Stunde Null wude sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
In den 1950er-Jahren drehte sie auch Werbefilme (u.a. über Waschmaschinen) und Dokumentationen etwa über den Bau der Westfalenhalle.
1981starb Elisabeth Wilms.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.