Beiträge zur Wambeler Lokalgeschichte IV: Napoleonisches Wambel

Napoleon | Foto: Heeresgeschichtliches Museum, Wien

Napoleonisches Wambel bis 1814

Der kleine Ort Wambel gehörte nach dem Mittelalter und in der frühen Neuzeit territorial zur Grafschaft Dortmund. Diese wiederum wurde durch die Stadt Dortmund beherrscht. Als Napoleon das Heilige römische Reich deutscher Nation mit dem Reichsdeputationshauptschluss beendet hatte und die Kaiserkrone an das Habsburgerhaus und Österreich fiel, wurde auch Dortmunds Freiheit beendet. Dortmund wurde dem Fürstentum Oranien-Nassau aus Hessen zugeteilt. Dieses Intermezzo währte nur kurz bis 1806, denn bald wurde Dortmund inklusive Wambel Teil des neu geschaffenen Herzogtums Bergs.
Hauptstadt wurde Düsseldorf und der Staat in viele Marien (Bürgermeistereien) eingeteilt. Für Huckarde, Dorstfeld, Körne und Wambel war die Marie Dortmund zuständig.
Dieses von Napoleons Frankreich abhängige Staatsgebilde beeilte sich auch dort französische Verhältnisse und Rechtsvorstellungen einzuführen. So gelangte der damals fortschrittliche Code Napoleon und Code Panal in Umlauf, der viele Freiheiten und Neuerungen für die Bürger beinhaltete, u.a. das Recht für Männer sich scheiden zu lassen.
Er verlangte aber auch das Anlegen von Standesamtsbüchern, wie wir sie heute auch noch für Geburten, Trauungen und Sterbefälle haben und führen.
Auch die Wambeler Bewohner mussten also nicht nur für die Trauung zur Reinoldikirche gehen, sondern auch noch im Rathaus eine zivile Eheschließung vollziehen. Die Reihenfolge der Handlungen scheint nicht festgeschrieben gewesen zu sein.
Durch diese Verwaltungsakten werden uns heute über 200 Jahre später noch interesante Details zur Sozialgeschichte übermittelt.

Ab Neujahr 1810 sind uns aus den Trauanzeigen folgende Eheschließungen mit Brautleuten aus Wambel überliefert, von denen einige Familiennamen auch gegenwärtig noch vertraut klingen:
05.03. Ackermann Johann Diedrich Oberste Wilms & Johanna Kellermann aus Schüren
19.11. Kolonus Diedrich H. Grafe & Johanna Heunecke aus Dortmund

1811
10.01. Leinweber Johann Bente (geb.& wohnhaft in Dortmund) & Catharina Marg. Oberste Wilms
09.11. Bernhard Diedrich Schaeffer & Catharina Elisabeth Backhauer

1812
30.07. Ackersmann Johann Rüsche & Clara Maria Budde aus Büderich
07.11. Ackersmann Johann Diedrich Melchersmann & Johanna Clara Schnier

1813
11.02. Ackerknecht Diedrich Junker & Gerdrut Elisabeth Neuhoff aus Dortmund
01.05. Ackerknecht Henrich Dreckmann & Catharina Gerdrut Wagener
23.11. Ackersmann Bernhard Schnier & Maria Catharina Vornbaum

1814
08.01. Schmied Gottfried Henrich Maas (geb. in Asseln) & Catharina Elis. Bernhardina Broekene
13.05. Ackersmann Caspar Diedrich Stuckmann & Catharina Elisabeth Schaeffer

Die Akten verraten uns, das Wambel durch und durch von der Landwirtschaft geprägt war und auch nahezu alle Bewohner evangelisch waren. Einzige Ausnahme war die Familie, die auf Haus Wambel wohnte.
Nachdem Napoleon bei Leipzig Waterloo seine Schlachten verloren und abgedankt hatte, fiel Dortmund und Wambel an das Königreich Preußen. Nun bestimmte Berlin bis nach Wambel, so wie es heute auch wieder ist.
Allerdings nahmen die Preußen die Standesamtsvorschriften ab 1815 wieder zurück und führten sie erst 1874 ein. Die von Napoleon initiierte Bauernbefreiung war nicht mehr aufzuhalten, auch wenn die Umsetzung sich über Jahrzehnte streckte, beruhte sie auf seinen liberalen Gesetzesinitiativen.

Autor:

Christian Barrenbrügge aus Dortmund-Ost

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