- Spuren von Jucho, Klönne und Union Brückenbau in Dortmund
Die Ingenieurkunst der ehem. großen Dortmunder Stahlbau-Weltfirmen C.H. JUCHO, Aug. Klönne und Union Brückenbau A.G ist auch heute noch im Stadtgebiet sichtbar...
- Zur Mitte des 19. Jahrh. hatte Dortmund zwar erst ca. 10.000 Einwohner, aber durch die rasante Entwicklung von Schwerindustrie und Eisenbahnwesen investierten die Eisenbahngesellschaften massiv in die Gleisanlagen unserer Stadt. Nachdem die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft im Jahre 1847 als Erste die Stadt an ihr Streckennetz anschloss, folgten nach und nach noch vier weitere Gesellschaften. Die Innenstadt Dortmunds wurde in der Folgezeit von neuen Gleisanlagen, die wegen ihrer Unüberwindbarkeit an eine zweite Stadtmauer erinnerten, förmlich eingekreist. Da die Gleise zu dieser Zeit aber noch nicht auf Dämmen, sondern zu ebener Erde lagen, behinderten die Bahnschranken an allen grossen Durchlässen sehr stark den Verkehr. Die oft tumultartigen Verhältnisse vor den Schranken sorgten ab 1872 für einen langen Kampf zwischen der Stadtvertretung Dortmunds und der Staatsregierung in Berlin.
Das Beispiel Gleisübergang Sedanstraße in Dortmund…
- Der Bericht des Polizeiinspektors Richard aus dem Jahr 1894 spiegelt anschaulich die Situation am Übergang Sedanstraße (heute Brinkhoffstraße) wider. Allein dieser Eisenbahnübergang wurde in der Zeit von 6 – 22 Uhr von ca. 9000 Personen und 350 Fuhrwerken benutzt. Im damaligen Polizeibericht wurde festgehalten, dass die Barrieren (wie die Schranken damals bezeichnet wurden) in dieser Zeit ca. 220 mal geschlossen wurden. Das hieß, dass der Übergang in diesen 16 Stunden ca. 11 Stunden lang geschlossen war und niemand diese wichtige Straße benutzen konnte!
Das Problem wurde in Dortmund erst gegen 1910 gelöst. Der neue Hauptbahnhof wurde fertig, die Gleise konnten auf Dämme gelegt und die Hauptstraßen der Innenstadt mit Brücken versehen werden. Für diese Aufgabe waren die Dortmunder Stahlbaufirmen prädestiniert, hatten sie doch in den letzten Jahrzehnten ihre führende Weltmarktstellung im Brückenbau gefestigt.
Die meisten Dortmunder Eisenbahnbrücken entstanden während dieser Zeit und einige existieren heute noch im Stadtgebiet...
- Eine Auswahl dieser Brückenarchitektur findet man noch an den Straßen:
• Unionstraße
• Brinkhoffstraße
• Münsterstraße (Burgtor)
• Gronaustr. / Oestermärsch
• Weißenburger-/Oesterholzstr.
• Heiliger Weg
• Ruhrallee
• Hohe Straße
- Diese genieteten (wer kann das heute noch!?), zum Teil über 100 Jahre alten Brücken sind mit die letzten Relikte aus einer großen Industrieepoche Dortmunds. Es wäre es schade, wenn sie mal einfach so verschwinden würden wie z.B. das Schmuckstück einer Brücke über die Güntherstr. Diese kleine Brücke zum Industriegelände Weißenburger Str. wurde vor ca. 2 Jahren über Nacht abgerissen. Sinnvoller wäre es, diese Industriedenkmäler pfleglicher zu behandeln und sie, wie es in anderen Städten schon üblich ist, von Werbetafeln zu befreien. Die 123 m lange Tunnelstrecke an der Brinkhoffstr. soll erfreulicherweise bald für 695000 Euro künstlerisch gestaltet und attraktiver gemacht werden.
Weiter so!!
TIP:
- Nähere Infos zum Dortmunder Brückenbau und zu den großen ehemaligen Dortmunder Stahlbau-Weltfirmen sind im Shop des Hoesch-Museums Dortmund erhältlich. Man kann dort die Broschüre „STAHLBAU AUS DORTMUND, EINE SPURENSUCHE UNTER DEN GROßEN FÜNF“ und demnächst aus der Serie Industriegeschichtliche Blätter die Folge Nr. 3 „Historische Dortmunder Brücken“ erwerben.
(PK)
Autor:Peter Kocbeck aus Dortmund-Ost |
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