Vortrag von Dr. Volker Schacke beim Evinger Geschichtsverein im Wohlfahrtsgebäude
"700 Jahre Bergbau in 70 Minuten"
Sicher spannend wird es nach dem mit vielen historischen Bildern gespickten Vortrag von Dr. Volker Schacke am Montag, 14. Oktober, ab 18.30 Uhr beim Evinger Geschichtsverein im Wohlfahrtsgebäude, Nollendorfplatz 2, wenn gefragt wird, ob mit dem Bergbau auch eine historische Epoche endet, die geprägt war durch große Betriebe, heftige Konflikte, einflussreiche Gewerkschaften, Kompromisse sowie durch die Integration von angelernten Arbeitern und Zuwanderern.
Unter der Überschrift "700 Jahre Bergbau in 70 Minuten" gibt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Dr. Volker Schacke einen Überblick über die Geschichte der Kohle. "Geschichtlich gesehen begann der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet in Dortmund-Schüren. Im Jahr 1296 wurde erstmals der Kohlengräbersohn ,Conradus' geschichtlich erwähnt", sagt Dr. Schacke.
Zwar hat kein anderer Stoff die Geschichte Europas so geprägt wie die Steinkohle, jedoch so groß war das Interesse an der Kohle zunächst nicht. Bevorzugt wurden Holz und Holzkohle, weil sie weniger Ruß, Rauch und Staub bei der Verbrennung freisetzten. Erst als die Wälder vor etwa 500 Jahren weitgehend abgeholzt waren, setzte sich die Steinkohle durch und der staatliche Einfluss auf die Kohlegewinnung nahm schnell zu.
Tiefbauzechen auch in Eving
Mit der Industrialisierung und dem Einsatz von Dampfmaschinen weitete sich der Steinkohlebergbau aus, sowohl nach Norden als auch in die Tiefe. Es entstanden große Tiefbauzechen, beispielsweise in Eving die Schachtanlagen Minister Stein, Fürst Hardenberg und Königsmühle, die Tiefen von bis zu knapp 1200 Meter erreichten.
Die Fördertürme änderten schnell das Aussehen der einst landwirtschaftlich geprägten Region. Die Zuwanderung und Integration von Arbeitern ließ große Städte entstehen. Das Verkehrsnetz verdichtete sich.
"Durch eine bisher unbekannte Freisetzung von Kapital, das vorwiegend in modernste Technik investiert wurde, bildeten Kohle- und Stahlindustrie in der Zeit um 1900 die europäische ,High Tech-Region' an der Ruhr", so Wolfgang Skorvanek, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Geschichtsvereins Eving. Gleichzeitig war der Kohlenbergbau von zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Bergarbeitern und Unternehmern geprägt, bei denen die Bergleute durch ihre große Zahl ebenso ein starkes Druckmittel besaßen wie durch die zentrale Bedeutung der Kohle für den Staat und die starke Bergbaugewerkschaft.
1958 war das Spitzenjahr des Bergbaus
1958 erreichten Fördermengen und Beschäftigtenzahlen ihren Höhepunkt. In den kommenden Jahren ging die Förderung langsam zurück. "Immer noch von Hoffnungen begleitet, wenn das Öl knapp und teuer wurde, Alternativen zur Kernenergie gefragt waren, Regierungswechsel Erwartungen weckten oder die Energiewende Kohlekraftwerke benötigte, um die Versorgung zu sichern", blickt Wiltrud Lichte-Spranger, die Vorsitzende des Geschichtsvereins, zurück.
Zahlreiche Proteste und Streiks verhinderten jedoch nicht die Schließung der Dortmunder Schachtanlagen. Die letzte Kohle wurde auf der letzten Dortmunder Zeche Minister Stein 1987 gefördert. Und 2018 ging mit der Stilllegung der letzten Zeche im Ruhrgebiet, Prosper Haniel in Bottrop, der Steinkohle-Bergbau unwiderruflich zu Ende.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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