Nordstadt-Bohème - Bjoern Hering und sein Blog sehen das Viertel als einen Freiraum
Von Dortmund aus in die ganze Welt, aber der Nordstadt treu geblieben. Dafür hat der Musiker, Veranstalter und Blogger viele Gründe und kämpft für die Anerkennung des viel diskutierten Stadtteils.
Bjoern Herings popkultureller Blog Last Junkies On Earth, in dem er die Gefahr in den Nordstadt-Straßen thematisiert und Orte auflistet, die das Leben in der schwarz-gelben Stadt lebenswert machen, generierten einen kleinen Internet-Hype.
Für die Popkultur um die Welt - für das urbane Leben im Quartier unterwegs
Der gebürtige Dortmunder ist für Punkrock und Indie mit Bands, als Produzent und für sein Label um die Welt gereist. Befreundete Musiker lädt er mit seiner Frau sowie Band- und DJ-Partnerin Linda auf Veranstaltungen in die kreativen Ecken zwischen Nordmarkt und Hafen ein.
Den Norden sieht er voller kreativer Möglichkeiten, wie sie sonst vor allem in den Szenen von Weltstädten zu finden sind – nur in kleiner und ohne große Aufmerksamkeit.
Zeit für Gespräch mit einer Nordstadtpersönlichkeit
Was hat Dich immer wieder in die Nordstadt zurückgetrieben?
Es sind die Menschen. Man ist entspannt und kann sich, egal welchen Alters, neu erfinden. Für Leute, die sich künstlerisch oder alternativ ausdrücken möchten, ist das Korsett hier nicht so eng geschnürt.
Woher kommt die Einsatzbereitschaft für das Quartier?
Viele sagen, dass in der Nordstadt alles schlecht ist. Ich war auch einer davon. Und natürlich habe ich mal Selbstzweifel. Das Image ist aber unberechtigterweise zu negativ. Neben den großen Aktionen gibt es viele versteckte Highlights: kleine Kacheln in den Straßen, neue Ateliers, Bars, Clubs und Kollektive.
Wie wird das Viertel von Kulturschaffenden außerhalb des Ruhrgebiets gesehen?
Musiker, die aus Spanien, England und Amerika vorbeischauen, sagen mir immer, dass sie sich besonders wohl fühlen, weil die Nordstadt kein “Fake” ist. Es gibt hier nur wenige, die auf dicke Hose machen, aber eigentlich nicht das sind, was sie vorgeben. Man ist eher offen und ehrlich.
Gibt es auch negative Rückmeldungen auf Deinen Versuch das Positive sichtbar zu machen?
Ich bekomme Anrufe und Mails wegen meiner Meinung. Mit so viel Resonanz habe ich gar nicht gerechnet. Der Blog (http://lastjunkiesonearth.blogspot.de/) wurde quasi überrollt. Es wurde auf jeden Fall was angeregt. Das Indie- und Folkrock-Festival “Way Back When” soll zum Beispiel demnächst auch Spielstätten einbeziehen, die in der Nordstadt liegen.
Ist der berechtigte Hype um die kreative Nordstadt nicht mittlerweile schon zu groß?
Es gibt einige gute Plattformen, die genutzt werden können. Ich sehe das nicht als Konkurrenz. Wenn die Kulturszene zusammenhält, dann wird man auch nicht untergehen. Dadurch, dass sich viele in der Nordstadt durchschlagen müssen, gibt es direkt eine gemeinsame Basis zwischen den Kulturmachern und Leuten um‘s Eck.
Was wünscht du dir für die Nordstadt?
Das urban-kreative Leben definiert eine Stadt mit. Das haben hier noch nicht so viele erkannt. Es würde ja schon reichen, wenn mal ein paar beim Duchfahren der Nordstadt ihre Knöpfe aufmachen und aussteigen würden.
Autor:Steffen Korthals aus Kamen |
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