Borussia Dortmund stellte die DFB-Trophäe in den Lindenhorster AWO-Werkstätten aus
Pokalfieber im kleinen Speisesaal
Weil die BVB-Fans dieses Jahr nicht zum Pokal-Gucken an den Borsigplatz kommen konnten, kommt jetzt der DFB-Pokal zu den Menschen.
Zu den Einrichtungen und Vereinen, denen die Borussia anbot, die Trophäe in ihren Räumen zu zeigen, gehörten auch die Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund (WAD) an der Lindenhorster Straße.
Und so begann diese Woche für die dort in Lindenhorst arbeitenden Frauen und Männer mit der Nachricht: „Im kleinen Speisesaal zeigt Borussia zurzeit den Pokal. Alle dürfen kommen und sich mit diesem wertvollen Stück fotografieren lassen.“ Das ließ sich niemand zweimal sagen, auch die AWO-Vorsitzende Anja Butschkau nicht, und die Schlange vor dem Raum wurde am Montag zwei Stunden lang kaum kürzer.
„Der Verein hat bei dieser Aktion vor allem an die Menschen gedacht, die sonst eher nicht zu Großveranstaltungen gehen“, sagt Henrike Struck aus dem Leitungskreis der WAD, die dieses Angebot sehr zu schätzen weiß.
Seit Jahrzehnten besteht der ein oder andere Kontakt zwischen dem BVB und der Werkstatt. So sagten die Verantwortlichen wie Henrike Struck auch sofort „ja“, als der BVB das Kommen des Pokals ankündigte. „Bis heute Morgen musste die Ankunft geheim bleiben, damit sich nicht plötzlich die Fans außerhalb der Werkstatt auf dem Gelände drubbeln“, so WAD-Leiter Dr. Klaus Hermansen zu dem überraschenden Wochenauftakt.
Während die beiden Mitarbeiter der Agentur Neovaude, die die Rundreise für den Dortmunder Ballspielverein organisiert, in Ruhe stets ein Auge auf den Wanderpokal in seinem Glaskasten haben, blicken Thomas Kiesow und Katja Brinkmann vom Sozialen Dienst der WAD in die gleiche Richtung, aber sekündlich durchs Objektiv oder wechselnde Smartphone-Displays.
Niemand von den Werkstatt-Beschäftigten will nur so an dem Pokal vorbeidefilieren, alle wollen ein Foto von sich und dem 5,7 Kilogramm schweren Pott aus vergoldetem Silber, besetzt mit Edelsteinen wie dem Turmalin und graviert mit den Namen der Vereine, die seit 1935 den Pokalwettbewerb gewannen.
Dieser Pokal, der jetzt in Dortmund auf Rundreise ist, entstand erst 1964. Die erste Mannschaft, die ihn hochhielt, war 1965 – Borussia Dortmund. Die Vorgänger-Trophäe, die von 1935, steht heute im Fußballmuseum in Dortmund. Diese Details sind interessant zu wissen, wichtig war am Montagvormittag für die Werkstatt-Mitarbeitenden jedoch nur ein gelungenes Foto von sich selbst und dem Pokal.
Wer Katja Brinkmann kein Handy in die Hand drücken konnte, für den machte Thomas Kiesow das Bild mit seiner Kamera. Im internen Netz werden später alle Schnappschüsse zu sehen sein.
Alle, die allein posierten, durften die Maske abnehmen, wer sich mit Freund oder Freundin verewigen lassen wollte, musste den Mundschutz tragen. Dass womöglich nicht alle Beschäftigten in den zwei Stunden an ihr Foto mit dem Pokal kommen, machte Birgit Blanck vom Sozialen Dienst keine Sorgen. „Das disziplinierte Warten hat beim Impfen auch geklappt.“
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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