Was tun gegen Bienensterben? Imkerverein Kurl gibt Tipps
In den Medien gibt es derzeit immer wieder Berichte über Insektensterben. Doch wie kann man dem entgegenwirken? Der Imkerverein Dortmund-Kurl setzt sich für die Insekten ein und gibt Hinweise, wie man helfen kann.
Langzeitstudien über 27 Jahre haben laut Imkerverein den Nachweis erbracht, dass unsere heimische Insektenwelt inzwischen einen Rückgang von 75 Prozent erlitten hat. „Die Studie ist nicht unumstritten. Vor allem die Wirtschaft versucht, sie zu widerlegen“, erklärt der 1. Vorsitzende Jörg Krafft. Beispielsweise habe es früher an der Autowindschutzscheibe viel mehr tote Insekten gegeben als heute. „Anstatt auf den Rückgang führen das manche auf die geänderte Aerodynamik zurück.“ Die Studie wurde an 60 Standorten in ganz Deutschland durchgeführt. Ehrenamtliche Entomologen haben die Daten gesammelt. Der zweite Vorsitzende Siegfried Rinke, dessen Imkerei in Scharnhorst liegt, sieht die Studie ebenfalls als repräsentativ an. „Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Insektenwelt in Schwierigkeiten ist, sondern wie diese zu stoppen sind.“ Die Vielfalt habe nachgelassen, sagt auch Krafft.
Ein Problem sind auch die im Vergleich zu früher milderen Winter. „Die Insekten können sich nicht so schnell anpassen“, sagt Rinke. Die Volksstärke ist bei der eher einsetzenden Blüte oft noch nicht so weit, wie sie sein sollte. Sie können noch nicht so bestäuben und Nektar sammeln, wie es notwendig wäre. Auch endet die Tracht (die Zeit, in der die Bienen Nektar sammeln) eher. „So ist die Versorgung nicht mehr gegeben“, bedauert Rinke. Wichtig ist nicht nur die Honigbiene, sondern auch andere Insekten wie etwa die Hummel.
Die Varroamilbe macht den Bienen ebenfalls zu schaffen. Sie wurde aus Ostasien eingeschleppt und schwächt die befallenen Völker stark. Der Rückgang der Insekten wirkt sich auch auf andere Tiere aus. „Die Vogelwelt findet oft nicht mehr genug Nahrung“, sagt Rinke. So gebe es beispielsweise weniger Spatzen.
In Dortmund wird einiges dafür getan, denn Bienen zu helfen. Der Imkerverein etwa will mit Bienenweiden (oft auch Blumenwiesen genannt) die Vielfalt an Blumen erhöhen. Dafür arbeiten sie auch mit Landwirten zusammen. „Es gibt viele Monokulturen. Diese sind aber nichts für Insekten, abgesehen vom Raps, und der blüht zu kurz“, sagt Rinke. Eine Abhilfe können begrünte Randstreifen sein. Auch Benjeshecken helfen, da sie Insekten und Vögeln einen Rückzugsort bieten. „Der Landwirt hat zudem den Vorteil, dass es weniger Bodenerosion gibt.“
Im östlichen Bereich Dortmunds arbeitet der Imkerverein viel mit Politik, Ämtern, Kleingärtnern und Vereinen wie dem Nabu zusammen. „Unser Ziel ist es, die Blühfläche zu erweitern“, sagt Rinke. „Wir wollen den Gedanken auch in andere Stadtteile tragen.“
Generell kann fast jeder etwas dafür tun, den Bienen zu helfen. So sind einheimische Pflanzen besser für Insekten. „Düngen sollte man nur mit organischen Stoffen und auf Pestizide verzichten“, erklärt Rinke. Blumenwiesen haben auch den Vorteil, dass sie nur zweimal im Jahr geschnitten werden müssen.
Bestimmte Stauden oder Blumen, die Insekten besser nutzen können, anzupflanzen hilft ebenfalls. So sind Gehölze wie der Holzapfel oder die Schlehe, Stauden wie die Himmelsleiter oder Blumen wie Margerite oder Klatschmohn sehr geeignet.
Den heimischen Honig unterstützen kann ebenfalls helfen. „In anderen Ländern wird nicht so sehr auf die Qualität geachtet wie bei uns“, sagt Rinke. In Deutschland gibt es etwa eine freiwillige Honigbewertung. Bei dieser wird der Honig auf zum Beispiel auf seinen Wassergehalt und seine Inhaltsstoffe untersucht.
Der Imkerverein will Schulen und Kindergärten ansprechen, um mit den Kindern Saatgut für Bienenweiden auszubringen. Auch ein Insektenhotel unterstützt die Tierwelt. Dies sind künstlich geschaffene Nist- und Überwinterungshilfe für Insekten. An zahlreichen Schulen wurden bereits entsprechende Bauten angefertigt. Auf verschiedenen Veranstaltungen, etwa auf der Zeche Zollern, bietet der Imkerverein mit Schauvölkern und Infomaterial Anleitungen zur Unterstützung.
Runder Tisch
Einen Runden Tisch zum Thema Bienenweiden in Dortmunder Nordosten gibt es am Mittwoch, 13. Dezember, um 19 Uhr im Franziskus-Zentrum/„Am Brunnen“, Gleiwitzstraße 283.
Infos gibt es auch unter imkerverein-dortmund-kurl.de
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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