Was sagt eigentlich die Wissenschaft zu Arganöl?

Das Internet preist Arganöl als das Heilmittel gegen allerlei Leiden. Meistens halten solche Produkte jedoch kaum, was sie versprechen. Zeit also, Arganöl genau unter die Lupe zu nehmen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber zu durchleuchten.

Ein paar Eckdaten

Ob zur Erzeugung kulinarischer Hochgenüsse, zur Linderung von Hautproblemen, oder Veredelung der Haarpracht, das Reservoir an vermeintlichen positiven Effekten, welches Arganöl für unser Leibeswohl bereithalten soll, scheint schier endlos zu sein. Es wird heute noch als "das flüssige Gold der Berber" deklariert und von Marokko aus in alle Länder exportiert.

Weltweit gibt es nur einen einzigen Produktionsort für Arganöl. Die Rede ist von der südwest-marokkanischen Region Souss-Massa-Draa, welche 1995 von der UNESCO zum gesetzlich geschützten Biosphären-Reservat erklärt wurde. Ist der mittlerweile seit Jahrzehnten bestehende Kult um das aus der Arganie gewonnene Öl dem Zufall oder geschicktem Marketing geschuldet? Es existieren jedenfalls viele Studien.

1. Studie: Arganöl als Hautschutz und zur Hautpflege

Das die pflegende und sogar heilende Wirkung von Arganöl auf unser Hautbild nicht etwa einem alten marokkanischen Mythos entspringt, wurde durch zwei Studien aus dem Land der Arganbäume im Jahre 2014 und 2015 bewiesen. Die spätere Studie bezieht sich dabei primär auf die Haut von Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden. Der sinkende Östrogenspiegel in diesem Lebensabschnitt, korreliert mit der Abnahme der Elastizität der Haut. Ebenso wird durch die Veränderung des Hormonhaushaltes die Regenerationsfähigkeit der Haut vermindert. Genau an diesem Punkt konnte die duale Therapie (orale Einnahme + äußere Anwendung) Abhilfe schaffen und die Hautelastizität signifikant steigern.
Doch nicht nur in der Menopause kann Arganöl einen Anti-Aging-Effekt herbeiführen, sondern es wirkt durch seinen hohen Anteil an Antioxidantien auch im Allgemeinen entzündungshemmend. So können auch Personen, die zum Beispiel an Akne leiden, von dem Öl profitieren. Doch welche Inhaltsstoffe spielen hierbei eine Rolle? Zum einen ist das Tocopherole, eine besonders antioxidative Form des Vitamin E, sowie zwei Phytosterine, die man in anderen Arten von Ölen vergeblich suchen würde.

Viele Frauen schwören auf Arganöl, wenn es um die Behandlung ihrer Cellulite geht. Und auch hier ist eine positive Wirkung des Öls nicht von der Hand zu weisen. Da die Zusammensetzung von Arganöl, jener des menschlichen Hautfetts stark ähnelt, ist ein rasches Einziehen vorprogrammiert. Durch den hohen Anteil an Omega 3 Fettsäuren wird zudem die Mikrozirkulation im Unterhaut-Fettgewebe gefördert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Cellulite-Cremes ist Arganöl aufgrund seiner besonderen Zusammensetzung in der Lage noch tiefer in die Haut einzudringen und dadurch auch effektiver zu wirken. Aufgrund dieser Tatsache wird Arganöl auch gerne nach Schwangerschaften zu Behandlung von Dehnungsstreifen eingesetzt.

Hinsichtlich der Inhaltsstoffe wie Phytosterinen, Squalen, Ferulasäure, Vitamin E und Polyphenol eignet sich Arganöl auch hervorragend zu Haarpflege. Durch regelmäßige Anwendung kann das Öl strapazierten, brüchigen Haar wieder zu mehr Glanz und Elastizität verhelfen. Häufig durchgeführte Kopfmassagen mit Arganöl können außerdem den natürlichen Haarwuchs ankurbeln und parallel dazu Haarausfall vorbeugen. Auch bei Psoriasis-Patienten (Schuppenflechte), welche an einer sehr trockenen Kopfhaut leiden, wird Arganöl verwendet, um die Symptome zu lindern. Die im seltenen Öl vorhandenen Substanzen helfen dabei der Kopfhaut Feuchtigkeit besser zu binden und bewahren sie so vor dem austrocknen. Auch der mit der Schuppenflechte oftmals einhergehende Juckreiz kann durch Arganöl erfolgreich gelindert werden. Hauptverantwortlich dafür sind die Stoffe Tocopherole und Phytostenole.

2. Studie: Arganöl zur Regulierung des Blutzuckerspiegels

Kritiker des kostbaren Öls stellen gerne die Behauptung auf, dass Arganöl, wenn überhaupt, nur positive Effekte auf unser äußeres Erscheinungsbild leisten kann. Dass diese These jedoch völlig obsolet ist, beweisen zahlreiche Studien. Eine spanische Studie aus dem Jahr 2012 konnte zum Beispiel feststellen, dass Arganöl zur Dezimierung der Blutfett- und Blutzuckerwerte beiträgt und zudem in der Lage ist den Blutdruck zu regulieren. Durch die Zusammenfassung diverser aktueller Wissenschaftsberichte bezüglich der bioaktiven Substanzen aus nativen (=kalt gepresstem) Arganöl konnte ein exorbitant hoher Anteil an Linolsäuren, γ-Tocopherol, Sterolen und Caroninoiden nachgewiesen werden, wodurch Arganöl als ein "funktionelles Lebensmittel" klassifiziert werden kann. Es wird vermutet, dass die genannten Inhaltsstoffe auch der Entstehung von Krebszellen entgegenwirken können.

3. Studie: Arganöl als Schutz vor Diabetes

Durch zahlreiche Laboranalysen konnte im Jahre 2006 ein marokkanisches Expertenteam der Mohammed V Universität eine Studie publizieren, die besagt, dass der regelmäßige Konsum von Arganöl zweifelsohne vor Diabetes schützt. Erklären lässt sich dieser Umstand damit, dass Arganöl insulinspiegelregulierende Eigenschaften aufweist. Da eine fehlerhafte Insulinproduktion das Kernproblem für eine Diabeteserkrankung ist, wirkt das hochwertige Öl hier präventiv.

4. Studie: Arganöl als Medizin bei allergischen Zuständen

Die medizinische Fakultät der Universität von Maryland (Washington DC) untersuchte neben der Wirkung von Arganöl auf Herzerkrankungen, Krebs und rheumatoide Arthritis, auch den Effekt auf Probanden die mit Allergien kämpfen müssen. Dabei wurde herausgefunden, dass die im Arganöl zahlreich enthaltenen Flavonoide (=Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe) das Immunsystem der Allergiker daran hinderte zu hohe Dosen Histamin auszuschütten. Dazu muss man verstehen: Ein Überschreiten der Hystamintoleranz, zum Beispiel durch die Einnahme gewisser Lebensmittel, ist die Hauptursache für allergische Reaktionen.

5. Deutsche Studien zum Thema Arganöl

Doch um glühende und renommierte Verfechter des flüssigen Goldes zu finden, bedarf es gar nicht erst den Blick über die Landesgrenze. Der plastisch-ästhetische Chirurg Dr. Ralf-Thomas Michel zum Beispiel führte in seiner Praxis Untersuchungen mit Arganöl durch und weiß durchaus positives zu berichten. So heilten bei 75 Prozent seiner Patientinnen einerseits die Schwangerschaftsstreifen und Operationsnarben um ein Vielfaches schneller, andererseits konnte auch bei Falten und Krähenfüßen ein glättender Effekt erzielt werden. Den Probandinnen wurde das kostbare Öl dabei lediglich zwei mal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen.
Auch der Münchner Mediziner Dr. Peter Schleicher schwört auf die Wirkung von Arganöl und widmet diesem Thema sogar ein Fachbuch mit dem Titel "Argan-Öl". In diesem Werk werden die Vorteile des Öls auf unser Immunsystem, sowie dessen präventive Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen forciert. Wissenschaftlichen Untersuchungen zur Folge ist Arganöl dazu in der Lage, durch seine cholesterinsenkende Wirkung, Asteriosklerose (=Arterienverkalkungt) im Vorhinein entgegenzuwirken. Zudem bewirkt der kontinuierliche Konsum von Arganöl eine signifikante Steigerung der Zellenelastizität, was wiederum in einer höheren Widerstandsfähigkeit der Blutgefäßwände resultiert.

6. Studie: Arganöl zur Krebs-Prävention:

2003 erhob ein französisches Forscherteam eine Studie, welche die anti-kanzerogene Wirkung des Arganöls in den Fokus stellte. Dabei war die Analyse von Fettsäuren, Tocopherole, Squalene, Steroide und Phenole in drei Arten von Öl das primäre Ziel der Wissenschaftler. Verglichen wurden die Inhaltsstoffe eines marokkanischen Arganöls, ein in Frankreich produziertes Öl, sowie ein natives Oliven- und Sonnenblumenöl. Dabei wurde herausgefunden, dass höchstwahrscheinlich die spezielle Kombination von Tocopherol, Squalen, Sterolen und Ölsäure so wirksam ist. Vor allem die aus dem Arganöl extrahierten Sterole und Polyphenole wirkten sich verheerend auf die Prostatakrebszellen aus.

7. Studie: Antioxidative Eigenschaften von Arganöl

Zwei marrokkanische Studien aus den Jahren 2004 und 2005 belegten, dass Arganöl über eine antioxidative (=entzündungshemmende) Wirkung verfügt. Die Untersuchungen wurden sowohl im Labor, als auch an Probanden realisiert. Es wurde festgestellt, dass die Inhaltsstoffe Tocopherol, Sterole und Polyphenole der Entstehung freier Radikale entgegenwirken und zudem die Blutfettwerte senken. Wer Arganöl über die Nahrung zu sich nimmt, verfügt über ein größeres Depot an antioxidativ wirkender Mikronährstoffe, wie zum Beispiel Vitamin E und Vitamin A, als jene, die gänzlich auf das kostbare Öl verzichten. Auch in diesem Fall wird wieder die positive Wirkung des Arganöls auf unseren Organismus verdeutlicht.

8. Studie: Arganöl und dessen Effekte auf das kardiovaskuläre System

In eine Megastudie von 2006 untersuchten kanadische Forscher die Auswirkungen des Konsums von Arganöl auf unser Herz-Kreislauf-System. Dabei wurde in der Studie die Verminderung von oxidativem Stress und die Verhinderung einer Arteriosklerose durch Absenken des Cholesterinspiegels forciert. Das Endergebnis dieser Megastudie war eindeutig: Es konnte tatsächlich festgestellt werden, dass die Verwendung von Arganöl der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dient.

9. Studie: Die hohe Haltbarkeit von Arganöl

Ein marokkanisches Team aus Wissenschaftlern beschäftigte sich in einer Studie aus dem Jahre 2012 mit der Frage wie die hohes Haltbarkeit von Arganöl zu erklären sei. Das aus den Arganbäumen gewonnene Öl weist nämlich ein signifikant höheres Haltbarkeitsdatum auf als die herkömmliche Konkurrenz an Speise- und Pfanzenölen, ohne dabei zu oxidieren. Der Vergleich von frischem und zwei Jahre lang gelagertem Arganöl ergab die Entdeckung eines bislang unbeachteten Inhaltsstoffes des Öls, nämlich Phospholipide, welche sich jedem Oxidationsprozess vehement widersetzen.

Schlussfolgerung: Einige Wirkungen sind tatsächlich bewiesen

Die vorgestellten Studien sind nur ein marginaler Bruchteil an repräsentativen, wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Wirkung von Arganöl in diversen Anwendungsspektren nachweisen. Aufgrund dieser Wirksamkeit und der begrenzten Verfügbarkeit lässt sich der höhere Preis rechtfertigen. Doch nicht nur aufgrund der Funktionalität findet Arganöl seit jeher reißenden Absatz. Viele Konsumenten erfreuen sich auch einfach nur an dem nussigen Geschmack, den das Öl ihren Speisen verleiht. Ob nun als Pflegeprodukt, zum Zwecke einer gesundheitlichen Vorbeugung, oder als kostbare Zutat in Gerichten, fest steht nun, aufgrund der besonderen Zusammensetzung von Inhaltsstoffen kann Arganöl uneingeschränkt empfohlen werden.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Arganöl
http://www.arganoel360.info/studien.html
http://umm.edu/health/medical/altmed/supplement/quercetin
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22537213

Autor:

Andrea Pichl aus Dortmund-Nord

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