Schönes, gefährliches Netz - Internetbetrug ist zum alltäglichen Problem geworden
Internet, Handy und Co. bringen viele Vorteile mit sich: Schnelle Informationsbeschaffung, kurze Wege, Unterhaltung, Vernetzung. Doch die digitale Welt birgt auch Gefahren. Schadprogramme, Phishing, Mobbing, Hackerangriffe - die Möglichkeiten, das Netz zu missbrauchen, sind ebenso grenzenlos, wie es das World Wide Web ist.
Erste Adresse für Opfer von Internetbetrug und Abzocke ist - neben der Polizei - natürlich die Verbraucherzentrale. Und sie berichtet aus dem täglichen Geschäft.
Bei der Partnersuche im Internet fanden Ratsuchende statt des erhofften Glücks in der Liebe nur enttäuschende Vertragsbeziehungen. Wer etwa günstige Teststabos oder Gutscheine bei Partnervermittlungen, Internetflirtportalen und Singlebörsen eintauschen wollte, fand sich am Ende nicht selten mit langfristigen und vor allem teuren Verträgen konfrontiert.
Lockangebote mit teurer Abo-Falle
„Da gibt es eine Seite im Netz, die bietet für 1 Euro zwei Wochen Probemitgliedschaft an“, erzählt Helene Schulte-Bories, Leiterin der Verbraucherberatung Dortmund. Am Ende hatten die Geschädigten Abos über sechs Monate für jeweils 89,90 Euro pro Monat am Hals. „Zu dieser bestimmten Seite hatten wir zwei bis drei Fälle. Das ist sehr viel zu einem Thema“, macht die Verbraucherschützerin klar, dass es sich offensichtlich um Betrug handelt.
Ein anderes Beispiel: Nach dem Absenden einer Textnachricht per Handy öffnete sich bei einem jungen Mann ein Fenster auf dem Display seines Smartphones mit der Abfrage, ob er volljährig sei. Mit der Bestätigung war der Abovertrag über monatlich 7 Euro abgeschlossen. „Zum Glück für den Mann hatte er eine Prepaid-Karte und konnte so dem ganzen Spuk ein Ende bereiten. Denn bei einem Schaden von 7 Euro geht niemand zum Anwalt.“
Massenhaft waren auch wieder gefälschte Rechnungen - getarnt als Rechnungen namhafter Unternehmen - im Umlauf. Ob von amazon, paypal, einer Bank oder der Telefongesellschaft: Die täuschend echt aussehenden Zahlungsaufforderungen sollten zum Öffnen der angehängten Datei oder dem Klick auf einen Link verleiten, um dort die Daten zu verifizieren.
Als Vodafone- oder Telekom-Rechnung getarnte Phishing-Mails erreichten 2014 etwa eine neue Qualität: Immer häufiger enthielt die digitale Post im Anschreiben die korrekten Namen der potenziellen Opfer. Während früher meistens nur aufgefordert wurde, auf Webseiten Bankdaten oder Passwörter zu „bestätigen“, werden die Opfer nun vermehrt mit persönlicher Anrede zum Öffnen der Anhänge aufgefordert. Dabei werden dann Trojaner auf dem heimischen Rechner verbreitet, die Passwörter, etwa beim Onlinebanking, ausspähen.
Wachsam sein und mit Daten sparsam umgehen
Die Dortmunder Verbraucherschützer raten daher neben Wachsamkeit auch zu Datensparsamkeit. Schulte-Bories: „Nicht einfach alles anklicken.“ Und wenn das Kind dann doch in den Brunnen gefallen ist, „die Verbraucherzentrale einschalten“.
Die Verbraucherzentrale ist im Internet unter www.vz-nrw.de mit vielen Tipps zu finden. In Dortmund sind die Verbraucherschützer in der Reinoldistraße 7, Telefon 72091701. Für die Jugend gibt es die Seite www.checked4you.de mit Infos über Handy, Google und viel mehr.
Der Schlüssel zu mehr Sicherheit liegt also im persönlichen Know-how. Dazu fragte der Stadt-Anzeiger Markus Wortmann, Kriminologe und Gründer von „Sicheres Netz hilft“.
1.Der Verein beschäftigt sich unter anderem mit Internet-Kriminalität. Wo lauert die größte Gefahr?
Auf der einen Seite haben wir es mit Tätern zu tun, die sowohl als Einzeltäter, aber insbesondere auch im organisierten Bereich professionelle ‚Schwachstellenanalyse‘ betreiben, mit dem Ziel anderen Menschen bewusst und gewollt finanziell zu schaden.
Wir müssen uns bewusst machen, dass die Gefahr nicht immer aus fernen Ländern droht, sondern wir selbst die Schwachstelle darstellen, indem wir leichtfertig im Netz unterwegs sind, Daten preisgeben oder die einfachsten Sicherheitsstandards nicht verinnerlicht haben.
Geheimdienste, Institutionen etc. können doch nur mit Daten arbeiten, die wir ihnen tagtäglich freiwillig zur Verfügung stellen. Die Gefahr sitzt in den meisten Fällen vor dem Personalcomputer.
2. Wie kann ich dem Internet überhaupt trauen?
Vorab muss man wissen, dass es einen hundertprozentigen Schutz im Netz nicht geben kann und wird. Durch die Verwendung von Sicherheitsprogrammen und der Überprüfung der Sicherheitseinstellungen, aber auch durch seriöses Anwenderverhalten, lassen sich Schäden im Vorfeld minimieren.
Leider gibt es immer noch Anwender die nicht regelmäßig Sicherheitsupdates durchführen, sichere Passwörter verwenden oder neue Betriebssysteme nutzen. Aus Neugier wird eine Mail mit einem Gewinnversprechen geöffnet (Anhang Datei, Verlinkung), die eine Schadsoftware beinhalten kann. Keine seriöse Bank fragt Kunden nach der PIN oder TAN. Wer heute noch eine Überweisung ohne TAN-Generator oder das Mobile TAN-Verfahren durchführt, handelt fahrlässig und riskiert, Opfer einer Straftat zu werden.
3. Wie kann ich mich gegen Datenklau schützen?
Medienkompetenz aneignen, zudem sollte sich jeder fragen, was einem die eigene Sicherheit im Netz wert ist. Erst denken, dann klicken! Vorsicht ist der beste Schutz! Manchmal ist weniger mehr.
Autor:Lokalkompass Dortmund-Nord aus Dortmund-Nord |
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