Abpfostung erhitzt die Gemüter in der Märchensiedlung in Kemminghausen
Einige Anwohner möchten Zwergweg als Durchfahrtsstraße, andere nicht
Seit etwa zweieinhalb Jahren ist der Zwergweg in Kemminghausen eine Sackgasse: Er ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Einige Anwohner möchten dies aber wieder rückgängig machen.
Früher wurde der Zwergweg, schon immer eine Spielstraße, als Tangente zwischen Kemminghauser Straße und Gretelweg benutzt. Geschwindigkeiten wurden nicht eingehalten, wodurch Fußgänger gefährdet wurden. Besonders zu Stoßzeiten – etwa dem Training beim benachbarten VFL Kemminghausen oder zu Beginn und Ende von Arbeits- und Schulzeiten – war es sehr schlimm, so die Anwohner des Zwergwegs. Eine offizielle Verkehrszählung habe überdurchschnittlichen Verkehr ermittelt. Da bei einer Ortsbesichtigung mit der Politik das Problem der Raserei deutlich sichtbar wurde, setzte sich diese für eine Lösung ein. „Etwa ein Vierteljahr später wurde die Straße durch zwei Poller zu einer Sackgasse umfunktioniert“, erklärt Jens Joppien, Anwohner des Zwergwegs.
Seitdem hat sich das Verkehrsaufkommen im benachbarten Däumlingsweg (ebenfalls eine Spielstraße) erhöht. Man kann von einer Verlagerung des Verkehrsaufkommens ausgehen. Eine Bürgerinitiative hat es sich nun zum Ziel gesetzt, den ursprünglichen Zustand des Zwergwegs als Durchfahrtsstraße wiederherzustellen. Einige Anwohner aus dem benachbarten Däumlingsweg, aber auch aus dem Zwergweg selber, haben eine Unterschriftenaktion gestartet. „Auf dieser haben etwa 30 Anwohner aus Däumlings-, Gretel- und Zwergweg unterschrieben“, beschreibt Detlef Löwenberg. Gegen eine erneute Öffnung sind 23 Anwohner. Zur Wahrung ihrer Interessen haben Markus Marra, Wilfried Martens und Jens Joppien eine Bürgerinitiative gegründet.
Detlef Löwenberg wohnt im Däumlingsweg und möchte eine gemeinschaftliche Lösung finden. „Die Wohnqualität der Anwohner im Zwergweg wurde gesteigert. Das darf aber nicht zu Lasten der anderen gehen“, findet er. Die beiden Straßen sind fast baugleich. „Seitdem der Zwergweg zu ist, ist bei uns der Verkehr deutlich angestiegen. Es wird gerast, und Kinder sind in Gefahr“, erklärt Sebastian Rohde aus dem Däumlingsweg. Auch Thomas Bien, der im Zwergweg wohnt, ist für eine Öffnung der Straße.
Bei einer erneuten Öffnung des Zwergwegs gehen Joppien und weitere 22 Anwohner davon aus, dass es wieder zu Raserei und gefährlichen Situationen kommen werde. „Als eine meiner Töchter zur Schule wollte, musste sie wegen Rasern zurück in den Vorgarten springen“, schildert Markus Marra einen Vorfall. „Hier fuhren Busse und Lkw durch, ganze Sattelzüge.“ Die Fahrer anzusprechen, dass sie durch eine Spielstraße rasten, habe nichts gebracht: „Es wurden einem eher noch Schläge angedroht.“
„Wir haben Verständnis für die Anwohner des Däumlingswegs, sehen so aber keine Lösung, da es zu unseren Lasten gehen würde. Wir würden es begrüßen, wenn unsere Situation bleibt, da sich unsere Lebenssituation deutlich verbessert hat“, so Joppien. Sie schlagen daher vor, den Däumlingsweg ebenfalls zur Sackgasse umzufunktionieren, sofern dies verkehrstechnisch und rechtlich möglich ist. „Eine Lösung mit Pollern oder Pfosten wie bei uns wäre wohl die günstigste Lösung, welches wir auch dem Sprecher des Däumlingswegs als Alternative vorschlugen“, vermutet Joppien, der seit 2013 im Zwergweg wohnt. 20 Jahre lang habe man für eine Lösung gekämpft, erklärt Martens, der 1991 einzog, als hier gebaut wurde.
Ein Problem, dass die Anwohner einer parallel verlaufenden Abzweigung des Zwergwegs sehen, ist, wenn etwa ein Krankenwagen schnell in den Zwergweg kommen muss. Dieser käme vom nördlich gelegenen Hänselweg nicht schnell genug herein. Es könne zu einer Zweitverzögerung kommen, die zu Lasten der Gesundheit gehen könne. „Der Notdienst muss dann einen großen Umweg fahren, wenn beide Straßen gesperrt sind“, befürchtet Bien. Das sei nicht so, widerspricht Anwohner Wilfried Martens: „Jedes Rettungsfahrzeug hat einen Drei- oder Vierkantschlüssel dabei.“ Zudem sei auch die Einfahrt in den südlich gelegenen Gretelweg häufig behindert, da oft zu nahe an der Kreuzung geparkt werde.
Im Grunde möchten beide Seiten das Gleiche: eine vernünftige Lösung für den momentanen Zustand finden. „Wir wollen einen Kompromiss für alle Seiten“, so Joppien. Auch Löwenberg sagt: „Wir versuchen eine Lösung zu finden, die für beide Straßen gut ist.“ Ein Konsens wurde aber bisher nicht gefunden und auch ein geplanter Dialog ist abgesagt.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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