Was wird aus der Bergstraße?
Wie könnte die Bergstraße im Jahr 2025 aussehen? Mit dieser Frage und möglichen Lösungsansätzen haben sich Nicolas Beucker und Martin Platzer von der Niederrheinischen Universität befasst.
Angestoßen hat die Untersuchung die Dortmunder Wirtschaftsförderung. Mit der gleichen Methode haben Beucker und Platzer schon eine Straße in Mönchengladbach untersucht und Verbesserungsvorschläge gemacht.
Jetzt konnte Martin Platzer die Ergebnisse der Arbeit den Evingern vorstellen. Und der Ort der Präsentation deutete schon auf eine der Schwachstellen hin: Im Gemeindesaal der St. Barbara Kirche und der angeschlossenen Gastronomie gibt es keinen Pächter, das Lokal steht leer.
"Die Gastronomie an der Straße funktioniert nicht", so Martin Platzer. Bis auf die türkischen Teestuben. Doch die wirken oft eher als geschlossene Gesellschaften. Wie kann man diese Angebote für alle Anwohner öffnen, das war eine der Fragestellungen.
Die Analyse der beiden Social-Design-Wissenschaftler, die sich dem Themenfeld eher mit den Mitteln von Soziologie und der Gestaltung des öffentlichen Raums nähern, zeigte mehrere Ansätze auf: So hat sich das Thema Wohnen im Laufe der Zeit mehr nach Lindenhorst verlagern, während der Handel sich zur Neuen Mitte in Eving orientiert. Dazwischen könnten mehr gastronomische Angebote etabliert werden. Diese Tendenz könnte mit entsprechenden unterstützenden Maßnahmen weiter unterstützt werden.
In Interviews mit Anwohnern und Gewerbetreibenden an der Bergstraße haben die Wissenschaftler die Schwachstellen der Straße ermittelt. Mit der Schließung der beiden Zechen in Lindenhorst und Eving hat die Bergstraße ihre Funktion als Verbindungsstraße verloren.
"Schon nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich viele Migranten hier angesiedelt", erklärt Martin Platzer. Heute prägen der Zuzug aus Südosteuropa, Leerstände von Ladenlokalen und vernachlässigte Hausfassaden das Bild. Auch von Drogenhandel berichten Anwohner.
Hauptproblem ist aber nach wie vor das Gelände der ehemaligen Brotfabrik Peine. Hier gab es schon die verschiedensten Nutzungsansätze. Platzer könnte sich hier sozialen Wohnungsbau oder die dezentrale Ansiedlung von Flüchtlingen vorstellen, doch: "Das Gelände ist in Privatbesitz", so Bezirksbürgermeister Oliver Stens. "Politik und Verwaltung sind da schon seit Jahren dran, ohne Erfolg. Es ist ein Schandfleck für Eving."
Ansetzen kann man aber schon mit kleinen und unaufwändigen Lösungen, die quasi probeweise angetestet werden könnten. Platzer schlägt unter anderem eine breite, farblich gekennzeichnete Fußgängerüberquerung etwa auf der Höhe der Kirche vor. Auch die Verbreiterung der Bürgersteige, gastronomisch genutzte Zonen in Parkbuchten und eine verbesserte Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum könnten schon kurzfristig Verbesserungen bringen.
Ein Quartiersmanager oder Kümmerer könnte die Angebote wie interkulturelle Stadtteil- oder Straßenfeste vorantreiben. Auch ein deutsch-türkischer Gewerbeverein könnte sich für gemeinsame Interessen stark machen
Eins machten aber Martin Platzer sowie Detlef Lachmann von der Wirtschaftsförderung deutlich: Die Anwohner machen sich auf einen langen Weg, wenn sie ihre Lebensbedingungen an der Bergstraße verbessern wollen. Und: Es werden keine Lösungen vorgegeben. Wer etwas ändern will, soll und muss sich selbst in die Veränderungen einbringen und Lösungen mitentwickeln.
Autor:Lokalkompass Dortmund-Nord aus Dortmund-Nord |
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