Neubeschilderung zwingt Autofahrer aus dem Viertel Wambeler Heide zum 1,7 km langen Umweg
Schilda in Scharnhorst?
Zugegeben: Wer mit dem Auto nach links aus der Wambeler Heide ausfahren will, um über die Rüschebrinkstraße in Richtung B236-Auffahrt oder Wambel zu fahren, mag eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln.
Aktuell ist die nur 20 Meter entfernt südlich liegende Einmündung zwar noch wegen der Baustelle gesperrt, doch die bereits installierte Neubeschilderung mit Rechtsabbiege-Gebot soll die Anwohner des Scharnhorster Wohngebiets mit den Straßen Wambeler Holz, Am Hahnenholz, Rüschenstraße und Wambeler Heide auch künftig zu einem bis zu 1,7 Kilometer langen Umweg zwingen, wie Google Maps verrät: erst nach rechts raus auf die Rüschebrinkstraße in Richtung Kirchderne bis zur Kreuzung mit Friedrich-Hölscher- und Sinterstraße und dann über die neue Sinterstraße, die neue Erschließungsstraße für die Gewerbe- und Logistikflächen auf der Westfalenhütte, zurück in Richtung Süden. Nach Hause ginge es dann umgekehrt. Frei ist die Durchfahrt lediglich für Radfahrer und Busse.
Das sorgt für reichlich Unverständnis bei (autofahrenden) Anliegern im Wohngebiet Wambeler Heide. Im Juni versammelten sich bereits gute 50 von ihnen zur Demo gegen die neue Verkehrsregelung.
Und dabei hatte man sich eigentlich vor Weihnachten nach dem Erhalt des Info-Schreibens von Dortmund Logistik, in dem den Anwohnern angekündigt wurde, dass der abzweigende Teilabschnitt der Rüschebrinkstraße zur reinen Bus- und Anwohnerstraße werde, noch sehr gefreut, sagt auch Sezgin Özgodan, der mit seiner Familie seit 2002 im eigenen Haus an der Wambeler Heide wohnt.
Dortmund Logistik-Geschäftsführerin Silke Seidel äußerte sich bereits dahingehend öffentlich, dass man nur ausführe, was die Stadt im Bauplan vorgesehen habe - auch in puncto Beschilderung. Und SPD-Ortsvereins-Chef Olaf Schlienkamp sagt gegenüber dem Nord-Anzeiger: "Das ist in Bürgerversammlungen vor rund sieben Jahren auch so kommuniziert worden."
"So wie das jetzt ist, muss ich circa 2500 Kilometer mehr fahren im Jahr."
"Man hat uns einen Riesenstein in den Wege gelegt." Die neue Situation will Sezgin Özgodan - auch mit Blick auf die Auswirkungen auf die Umwelt - jedenfalls so nicht akzeptieren. Für ihn, der in Brackel und in Körne arbeitet und zudem regelmäßig mit seinem kranken Sohn zur Krankengymnastik nach Brackel fahren müsse, koste das mehr Zeit und mehr Sprit: "So wie das jetzt ist, muss ich circa 2500 Kilometer mehr im Jahr fahren." In einer Mail an den Nord-Anzeiger hat Özgodan abfotografierte Unterschriftenlisten mitgeschickt. "Unser Anliegen wird circa mit 400 Unterschriften unterstützt", ergänzt er.
"Auch Besucher haben unterschrieben", schränkt Politiker Olaf Schlienkamp ein. Bezirksbürgermeister Heinz Pasterny bestätigte dem Nord-Anzeiger den Eingang von 374 Unterschriften gegen die Neubeschilderung, merkte aber auch an, dass ihm eine weitere Liste mit 47 Unterschriften vorliege, die die Verkehrsberuhigung in jedem Fall beibehalten wollen. Die zielt laut SPD letztendlich auch darauf, Verkehre zum und vom Gewerbegebiet Zeche Scharnhorst durchs Quartier zu unterbinden.
Doch: "Nichts ist endgültig. Man wird sich darüber noch unterhalten", erinnert Heinz Pasterny daran, dass die Bezirksvertretung Scharnhorst noch kurz vor den NRW-Kommunalwahlen letztmalig in dieser Sitzungsperiode am 8. September im Franziskus-Zentrum tagen wird.
Auch SPD-Vorsitzender und Ratskandidat Olaf Schlienkamp verweist auf die beiden gespaltenen Anwohner-Lager im Westquartier Scharnhorst-Alt mit 576 Wohnungen und rund 1300 Einwohnern und fragt: "Wem macht man's gerecht? Den Ratsbeschluss kann ich als Scharnhorster SPD nicht aufheben." Herr des Verfahrens sei die Stadt. Deshalb habe er auch beide Anwohner-Lager gebeten, sich an die Stadt zu wenden.
"Eine von beiden Seiten wird letztendlich auf der Strecke bleiben"
Eine denkbare Anlieger-frei-Regelung sei von Polizei und Ordnungsamt nicht zu kontrollieren, ist Schlienkamps Einschätzung. Auch er rät dazu abzuwarten: "Lasst es doch erst einmal geschehen." Doch der Politiker ist ehrlich: "Eine von beiden Seiten wird letztendlich auf der Strecke bleiben."
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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