Evinger Stadtbezirks-Politiker wollen katastrophale Folgen der Real-Schließung abwenden // Lösungen gefordert
"Leerstand verhindern"
Schock, Betroffenheit und große Sorgen - all das hat die Ankündigung der Schließung des real-Marktes in der Evinger Mitte zum 30. September bei der Politik im Stadtbezirk Eving ausgelöst. Ein ersatzloser Wegfall des Vollsortimenters, womöglich ein längerer Leerstand, hätte "katastrophale Folgen" nicht nur für Eving, sondern für den gesamten Stadtbezirk. SPD, CDU und Grüne sehen die Eigentümer der Immobilie, die Stadt und auch das Land gefordert.
Der Nord-Anzeiger hat Stellungnahmen zum Aus für den 4.500 m² großen real-Markt in Eving im Obergeschoss des Einkaufszentrums eingeholt:
OB und Wirtschaftsförderer um Hilfe gebeten
"Der Markt ist ein unverzichtbarer Faktor für die Mitte Evings. Er hat aufgrund seiner guten Verkehrsanbindung einen Einzugsbereich über den Stadtbezirk hinaus. Deshalb ist die Aussage (...), ,die wirtschaftliche Perspektive fehle', für uns nur schwer nachvollziehbar", sagt Uli Dettmann, Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Eving. Das fehlende Übernahmeinteresse sei vielmehr auf die Eigeninteressen der potenziellen Bieter zurückzuführen, die im erweiterten Einzugsbereich bereits Märkte betreiben, benennt Dettmann konkret Kaufland.
Der ersatzlose Wegfall des Vollsortimenters hätte katastrophale Folgen für die Entwicklung unseres Stadtbezirks und die dort arbeitenden Menschen. So wären neben den 65 Arbeitsplätzen bei real viele weitere Menschen im Umfeld des Marktes betroffen, so die SPD. Die Existenz vieler Gewerbetreibender sei von der Publikumsfrequenz des real-Marktes abhängig. Es drohten also im Nachgang weitere Schließungen.
„Das ist für die SPD kein akzeptables Szenario“, so SPD-Stadtbezirks-Chef Uli Dettmann: „Deshalb haben wir den Oberbürgermeister und die Wirtschaftsförderung um Unterstützung gebeten“.
Und Evings Bezirksbürgerbürgermeister Oliver Stens (SPD) ergänzt: „Der Standort hat Potenzial, deshalb muss es gelingen, eine gute Lösung zu finden. Dabei sind natürlich auch die Eigentümer der Immobilie gefordert, die den Standort entwickeln müssen. Denn auch sie können kein Interesse an einer Leerstands-Ruine im Herzen Evings haben."
Landesmittel fürs Stadtteilzentrum einholen
Große Sorgen auch bei der CDU im Stadtbezirk: „Damit verliert Eving den einzigen und größten Vollsortimenter mitten in der Evinger Mitte, der nicht nur für die Evinger, sondern auch für die Brechtener, Holthauser und Lindenhorster Bevölkerung von Bedeutung war“, bedauert Alexander Scheiper, Unions-Fraktionschef in der Bezirksvertretung. Es müsse von der Stadt alles Mögliche unternommen werden, diese Lücke schnellstmöglich zu schließen, um eine Unterversorgung zu verhindern.
Den sozialen Aspekt hebt die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Petra Frommeyer (CDU) hervor: „Direkt im Umfeld des real befindet sich die Seniorenwohnanlage am Winterkampweg. Gerade die älteren Bürgerinnen und Bürger waren froh, diese Einkaufsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe zu haben.“
Frommeyer und Scheiper befürchten, dass die Schließung des real auch Auswirkungen auf die Geschäfte im Erdgeschoss des Gebäudes haben könnte, vom Blumen- bis zum Deko-Laden. „Generell sind Leerstände für den Stadtbezirk eine Katastrophe,“ verweisen sie auf die (nahe) Bergstraße als mahnendes und deutliches Beispiel dafür. „Hier kämpfen wir seit vielen Jahren gegen den Verfall und bemühen uns um eine Wiederbelebung.“
Und die Evinger CDU-Ratsfrau Michaela Uhlig wünscht sich, dass über das Förderprogramm des Landes NRW zur Stärkung der Innenstädte auch die Stadtteilzentren mit in den Blick genommen werden: „Das Leben findet vor Ort statt, auch wenn die Herausforderungen andere als in der City sind. Entsprechend angepasste Konzepte müssen zeitnah erarbeitet werden.“
Fußläufige Versorgung ist sicherzustellen
Betroffenheit hat die Schließungs-Nachricht und der drohende Leerstand auch bei den Grünen im Rat wie im Stadtbezirk ausgelöst; sie haben hierzu gleich im Planungsausschuss einige Fragen gestellt.
„Das IBA-Projekt der Neuen Mitte sollte das Gesicht Evings positiv verändern und neues Leben in den Stadtteil bringen. Mit der jetzt angekündigten Schließung des real-Marktes, der als Vollsortimenter und ,Frequenzbringer' auch für die kleinen Geschäfte an dieser Stelle entscheidend war, ist das Ziel jetzt gefährdet“, erklärt Klaus Sichelschmidt, Sprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Eving, seine Befürchtungen. Auch er sieht neben den 65 Arbeitsplätzen im real "weitere Existenzen am Standort gefährdet".
Sichelschmidt weiter: "Dabei ist die fußläufige Versorgung vor allem für mobilitäteingeschränkte Bürger*innen aus dem nahen Umfeld besonders wichtig. Und für die Attraktivität der Neubaugebiete Winterkampweg und Gärtnerstraße hat die Infrastruktur an der Neuen Mitte sicher ebenfalls eine große Rolle gespielt.“
So hoffen die Grünen, dass Gespräche mit den Eigentümern geführt werden, um gemeinsam eine gute Lösung für die betroffenen Mitarbeiter*innen, die kleinen Läden im Umfeld und vor allem auch für die Evinger*innen zu finden.
Vom Nord-Anzeiger angesprochen ergänzt Sichelschmidt: "Wenn die Fragen um das Gebäude geklärt sind - Fördermittel-Bindung aus dem Projekt IBA 1999, Mietverhältnisse der übrigen Geschäfte, Renovierungs- und Umbaumöglichkeiten - muss man sehen, wie ein Leerstand verhindert werden kann."
Markthalle, Sport- oder Freizeitangebote?
Ein Problem des Gebäudes, so sieht es der grüne BV-Fraktionssprecher, liege wohl darin, dass die Verkaufsfläche in der ersten Etage liegt und recht groß ist. Daher sei die Fläche wohl für Discounter uninteressant.
Doch die Grünen in Eving haben Ideen: "Wir würden u.a. eine Möglichkeit darin sehen, die Fläche zu einer ,Markthalle' umzubauen, die viele verschiedene Anbieter aufnimmt – inklusive einer möglichen Öffnung zum Grünen Platz." Die Frage aber auch hier sei, ob es dafür genug Interessenten gibt.
Sichelschmidt fordert indes: "Das Gebäude muss ein Anziehungspunkt bleiben, da sich ein so großer Leerstand auf alle Geschäfte an der Evinger Straße nachteilig auswirken würde. Wir sind der Ansicht, dass man in diesem Zusammenhang auch das Kauen-Gebäude (ehemals Großdisco Prisma) in die Überlegungen mit einbeziehen sollte." Perspektiven könnten nach Ansicht der Grünen vielleicht Angebote im Freizeitbereich bieten. Sichelschmidt benennt beispielhaft sportliche Aktivitäten oder einen Escape-Room oder andere Freizeitaktivitäten.
In jedem Fall müsse aber die Nahversorgung der Bürger*innen gesichert bleiben, meint Sichelschmidt: "Also gehört ein Lebensmittelangebot auf jeden Fall dazu."
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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