Scharnhorster Kinder in Kemminghausen
Fabido-Kita: Weiter Weg für kurze Beine
Familien aus Scharnhost-Ost leiden unter dem Umzug ihrer Kita. Doch schnelle Hilfe ist nicht in Sicht, aus vielerlei Gründen. Der Nord-Anzeiger hat bei Fabido und Politik nachgefragt, nachdem sich überforderte Eltern bei der Redaktion meldeten. Die Ursache allen Übels ist ausgemacht: Es ist der Starkregen vom vergangenen Juli.
Das Unwetter mit hohen Niederschlägen brachte der Fabido-Kita am Buschei 30 den Totalschaden. Die zweigruppige Kindertagesstätte in einem ehemaligen Bildungszentrum, Baujahr 1989, musste geräumt werden. 50 Kinder sollen vorübergehend am Gretelweg in Kemminghausen betreut werden.
Eltern, die den Nord-Anzeiger ansprachen, sind mit dieser Lösung nicht glücklich. Es geht vor allem um das beschwerliche Bringen und Abholen der Kinder: die Entfernung von rund sieben Kilometern bis nach Kemminghausen, vielfach kein Auto, weite Fußwege für kurze Kinderbeine bei Nutzung von Bus und Bahn, wochenlanger Schienenersatzverkehr und zu allem Überfluss eine schwierige Kommunikation mit der Kita-Leitung.
Die Betroffenen lassen ihre Kinder nun vielfach komplett zu Hause oder bringen sie nur unregelmäßig zum Gretelweg - "wenn sich mal eine Fahrgemeinschaft ergibt". Die Familien leiden unter der schwierigen Betreuungssituation. Eltern, vielfach Alleinerziehende, könnten nicht oder nicht pünktlich ihrer Arbeit nachgehen, weil das Bringen und Abholen zum und am Gretelweg viel Zeit fräße. Den durch die Pandemie ohnehin benachteiligten Kindern fehlten Kontakte mit Gleichaltrigen. Manch eine Sprachbarriere bleibe bestehen. Eltern von Vorschulkindern sehen deren Schulstart gefährdet. "Könnte nicht ein Kita-Bus die Kinder auf direktem Weg nach Kemminghausen bringen?", fragen manche Eltern.
Die Fabido als Betreiber der Kita am Buschei 30 ist zunächst einmal froh, überhaupt eine so genannte Interimsunterbringung am Gretelweg anbieten zu können. "Nach dem Großschaden mussten wir die Kita am Buschei sofort außer Betrieb nehmen", schildert Fabido-Geschäftsführer Daniel Kunstleben dem Nord-Anzeiger. Der Umzug nach Kemminghausen sei kurzfristig möglich gewesen. Aber: "Die Rechtsgrundlage für eine Entschädigung für die Entfernung ist nicht gegeben. Das haben wir prüfen lassen", so Geschäftsführer Kunstleben weiter. Die Entfernung sei zumutbar. Dies schließe auch den Einsatz eines Pendelbusses auf Kosten der Fabido aus. "Wir hantieren schließlich mit Steuergeldern", so Kunstleben. Ohne einen politischen Beschluss sei da nichts möglich.
Der Rat der Stadt Dortmund, beziehungsweise seine Ausschüsse sind also gefragt. Vorsitzende des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie sowie vor allem auch Vorsitzende des Fabido-Betriebsausschusses ist Anna Spaenhoff (SPD). Sie kann den Unmut der Familien verstehen: "Das ist eine sehr ärgerliche, unglückliche Situation, keine Frage!" Spaenhoff ist bewusst, dass die Kita-Unterbringung am Gretelweg - zusätzlich zu Corona - höchst belastend ist. Dies betonte sie im Gespräch mit dem Nord-Anzeiger. Einer schnellen Lösung gegenüber stünden allerdings so manche Interessenskonflikte, auch innerhalb der Elternschaft der Kita Buschei 30: "Manche wünschen sich einen Bus-Shuttle. Andere möchten ihre Kinder jedoch nicht allein in einen solchen Bus setzen. Es gibt unterschiedliche Hol- und Bringzeiten. Weitere möchten die Fahrtkosten erstattet haben."
Anna Spaenhoff verweist auf den Fabido-Betriebsausschuss: "Wir hatten das Thema bereits und werden uns um das Problem grundsätzlich nächstes Jahr nochmal kümmern." Es gelte, generell über die Vorgehensweise zu beraten, welche Handlungsmöglichkeiten es gebe. "Perspektivisch wird es in Scharnhorst besser werden", blickt Fabido-Geschäftsführer Daniel Kunstleben auf mehrere Neubau-Projekte. Wissend, dass dies jetzt nicht hilft. "Härtefälle, zum Beispiel Alleinerziehende, sollen sich bitte bei der Fabido melden", lädt Anna Spaenhoff ein. Man werde versuchen, den Einzelfällen Hilfen anzubieten.
Im Sommer möchten viele Familien ihre Kinder in die derzeit im Bau befindliche Kita des Roten Kreuzes (DRK) am Buschei 28 wechseln lassen. Und auch die Fabido hat Pläne für den nassen Bau am Buschei 30: Abriss und Neubau. Bis 2024 soll eine neue, größere Tagesstätte für sieben Kindergruppen entstehen. (pk)
Autor:Lokalkompass Dortmund-Ost aus Dortmund-Ost |
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