Stadt kauft nach Ratsbeschluss Lindenhorster Kirch-Grundstück an der Alten Ellinghauser Straße an
Aus Kirche wird Kita

Auf dem 2013 entwidmeten Lindenhorster Kirchgrundstück St. Johannes der Täufer soll eine viergruppe Kindertagesstätte realisiert werden (Archivfoto). | Foto: Günter Schmitz
  • Auf dem 2013 entwidmeten Lindenhorster Kirchgrundstück St. Johannes der Täufer soll eine viergruppe Kindertagesstätte realisiert werden (Archivfoto).
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Der Rat der Stadt hat den Ankauf des ehemaligen Lindenhorster Kirch-Grundstücks an der Alten Ellinghauser Straße 7 beschlossen. Die Fläche, auf der eine Kindertagesstätte entstehen soll, gehört bislang noch der Evangelischen Kirche. Der denkmalgeschützte Kirchturm stammt aus dem 12. Jahrhundert und gilt als der älteste Turm Dortmunds.

Auf der Fläche am Kirchturm soll eine viergruppige Tageseinrichtung für Kinder (Kita) entstehen. Die aktuelle Bedarfsplanung des Jugendamtes sieht vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen im Bereich Lindenhorst im Stadtbezirk Eving einen entsprechenden Bedarf dafür.

Grundstück und die Gebäude wurden in Rahmen einer Machbarkeitsstudie umfassend untersucht. Für die Realisierung der Maßnahme wird in der Studie der Abriss des heutigen Gemeindehauses empfohlen; eine wirtschaftliche Umbaulösung dieses Gebäudes in der jetzigen Form lässt sich unter anderem aufgrund eines fehlenden zweiten Geschosses und den Vorgaben des Raumprogramms für Tageseinrichtungen für Kinder (TEK) nicht darstellen.

Sinnvoll sind laut Stadt an dieser Stelle die Errichtung eines Erweiterungsneubaus und der Erhalt der denkmalgeschützten Bauteile von Turm, Kirche und Pfarrhaus.

Der neue Eingangsbereich soll eine Verbindung zwischen dem Kita-Neubau und dem Kirchenschiff erhalten. Das Kirchenschiff ist nach Einschätzung der Machbarkeitsstudie für die vorgesehene Nutzung als Mehrzweckraum gut geeignet. Die Größe der Räume bietet Möglichkeiten für neue Konzepte und eventuell weitere Nutzungen.

Über Turmsanierung wird später befunden

Der denkmalgeschützte Kirchturm ist für das Funktionsprogramm der TEK zwar nicht erforderlich, besitzt jedoch als ältester Turm Dortmunds eine herausragende denkmalpflegerische Bedeutung und ist daher zu erhalten. Der Sanierungsumfang des Turmes soll zu einem späteren Zeitpunkt noch gesondert vom Rat beschlossen werden.

Der Kaufvertrag soll in Kürze unterzeichnet werden. Die weiterführende Planung zur Realisierung der Tageseinrichtung für Kinder erfolgt im Jahr 2021.

Turm ist letztes Zeugnis der Grafen von Dortmund

Geschichtliches als Hintergrund: Die evangelische Kirche Lindenhorst wurde als kleine Saalkirche im Jahr 1911 an den noch erhaltenen mittelalterlichen Turm angebaut. Dieser viergeschossige Turm wurde bereits um 1150 erbaut und ist somit der älteste Turm in Dortmund. 

Der Zustand des Turmes ist nach einer letzten Sanierung im Jahre 1968 zurzeit in einem höchst desolaten Zustand. Nach heutigem Kenntnisstand wurde die Sanierung damals nicht fachgerecht durchgeführt.

Neben dem Kirchturm mit Kirchsaal besteht der gesamte Kirchenstandort weiterhin aus einem denkmalgeschützten Pfarrhaus und einem nicht-denkmalgeschützten Gemeindehaus als Erweiterungsanbau an das Pfarrhaus.

Die kleiner gewordene Evangelische Segenskirchengemeinde Eving hat sich mit der drei Kilometer entfernten Segenskirche auf den Standort an der Deutschen Straße 71 in Eving konzentriert. Infolgedessen wurde die Lindenhorster Kirche St. Johannes der Täufer im Jahr 2013 entwidmet.

Der romanische, denkmalgeschützte Turm der Lindenhorster Kirche stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und gehört damit zur ersten Bauphase steinerner Türme an Gemeindekirchen in Europa. Oftmals als Wehrtürme gedeutet sind sie bis heute häufig weithin sichtbare Wahrzeichen von Dörfern und Urkunden für das frühe Christentum. Der Turm gehörte zur Burgkapelle der Grafen von Dortmund.

So wie die mittelalterlichen Innenstadtkirchen Dortmunds und die Stadtmauer die einzigen erhaltenen baulichen Zeugen der freien Reichsstadt Dortmund sind, handelt es sich bei dem Turm der ehemaligen Lindenhorster Kirche um das letzte erhaltene Zeugnis der Grafen von Dortmund.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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