SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND
International: BLOCK-Roman von Poettschke
Im zweiten Roman SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND (2013) des Dortmunder Schriftstellers Tork Poettschke, geht es um die hochaktuellen, wie gleichsam brisanten Erlebnisse des kenianischen Flüchtlings Victor Yohimbo. Die Erzählung beruht auf Tatsachen. Im wahren Leben war Victor Ibrahim Badiane-Diallo, ein in der BRD Asylsuchender junger Mann aus dem westafrikanischen Guinea, mit dem Autor eng verbunden. Ja, nach Erscheinen des Buches besuchte POETTSCHKE gar Guineas Hauptstadt Conacry, seinen Freund Victor aka Ibrahim. Insofern kann SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND getrost wiederum auch als WELTLITERATUR TO GO bezeichnet werden.
Gewürzt ist POETTSCHKES Handlungsplot mit Gedichten, lyrischen Einfällen aus aller Herren Länder, welche darauf schließen lassen, dass der Autor das Handwerk in diversen Publikationen selbst betreibt. Indes: Die Gedichte in seinem Buch stehen autark, jedes für sich allein. So poetisiert der junge Victor etwa, als er in Berlin die CARL-DUISBERG-GESELLSCHAFT besuchen will - eine Art Flüchtlingshilfsorganisation. Sie können ihm nicht helfen. "Der Kaktus im Zimmer des Büromenschen hatte im Laufe der Jahre ebenso seine Stacheln verloren, wie der Bürohengst selbst ..." Victor wird obdachlos, muss sich irgendwie durchschlagen. Beizeiten verschlägt es ihn ins Ruhrgebiet zu seiner Schwester, jener Geliebten des holden Autors. So ist eine Verbindung geschaffen.
Abschiebung! Afrika, Zypern, welches er auf abenteuerliche Weise wieder verlässt. Berlin, Belgien, heimatlos, getrieben. Die Akteure in der romanhaften Erzählung SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND gleichen frei schwebenden Atomen - von den unsicheren Verhältnissen der Gesellschaft hin und her getrieben. Was zeigt eine solche Dokumentation gesellschaftspolitisch relevanter Ereignisse, welche aktueller denn je?? Nun, vielleicht könnte jeder Flüchtling, aus fernen Landen vor Not und Vertreibung geflohen, ein Buch mit ähnlichen Erlebnissen fülle, wie in SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND von Tork Poettschke in großen Teilen auch fiktiv dokumentiert - allerdings auf wahren Begebenheiten beruhend. Poettschke: "Die Ereignisse dieses Buches sind ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, werden es immer bleiben!" LASS' FAHREN DAHIN, sagte einst Goethe.
- Die Handlung -
Der erste Satz des Buches SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND: "Nun war er also hier, in Deutschland. Victor genoss den kühlen Regen Frankfurts nach dem auschecken aus dem Flughafengebäude." So geht's ergo los. Sätze, welche sich einprägen. Fesselnd und packend wird daraufhin die folgende Odyssée Victors, des Afrikaners, durch Europa beschrieben - ein Kontinent, der sich von Afrika unterscheidet, wie der Tag von Nacht. Immer auch spürt der Leser eigene Befindlichkeiten, welche gebrochen wird von Aktion und Spannung. Zarte Bande entwickeln sich zwischen dem flüchtenden Victor und seiner Schwester Jenny im sauerländischen Winterberg: "Victors Schwanz ward steif. 'Wir sind doch verwandt', flüsterte er. 'Halbgeschwister', zwitscherte Jenny."
Ja, man kann das zweite Werk von TORK POETTSCHKE nicht mehr aus der Hand legen - und sollte sich auch durch die Kürze von knapp 200 Seiten nicht täuschen Lassen. Kurzum: Hier wird Zeugnis abgelegt von einem brisanten, hochaktuellen Problem der Völkerwanderung. "Wir schaffen das", hat die deutsche Bundeskanzlerin ANGELA MERKEL 2015 zu diesem Thema verlauten lassen. Damals war SCHWARZE MANN IN WEISSE LAND schon geschrieben.
Und so endet der Roman, ein wichtiger Bestandteil von TORK POETTSCHKES Leben, vielleicht etwas unglaubwürdig, ja fernab der Realität und doch fantasievoll: "Jahre später erreicht mich von einem Seemann aus Lübeck eine Flaschenpost, in welcher zu lesen war dass Victor nach Afrika deportiert wurde, ich ihn nicht vergessen solle. Was auch passiert: Victor wird immer ein wichtiger Teil in meinem Leben bleiben." Es folgen einige POLICE-POEMS von Ibrahim Diallo als krönender Abschluss. Und ja, Tork Poettschke hat seinen zweiten Roman wieder teilweise aus der eigenen, der Ich-Perspektive erzählt, welches das Werk persönlicher wirken lässt. Nichtsdestotrotz - Held ist Victor Yohimbo, kenianischer Flüchtling "vom Kontinent des Staunens". MUFFE VOR DEM SCHWATTEN MANN von Tork Poettschke - unbedingt lesenswert!
- Der Autor -
Tork Poettschke wurde 1980 in der deutschen Westfalenmetropole Dortmund geboren. Nach Besuch des Gymnasiums (1999) leben und arbeiten in eiserner Junggeselligkeit am legendären Borsigplatz der Dortmunder Nordstadt, Gründungsstätte des Ballverein Borussia BVB 1909. Arbeitet als Künstler, Journalist, Maler für Zeitungen, Zeitschriften, Magazine, das Internet. Poettschke veröffentlichte rund 20 Bücher, darunter Lyrik und Prosa im BLOCK-Verlag, bei EPLA, Bookrix oder BoD.
Der europäische Künstler ist weit gereist, spielt behände das Saxofon, auch in der Straße, arbeitete zum Broterwerb in diversen Callcentern in Kölns, oder bei FORSA in Dortmund. Fotografische Tätigkeit etwa für den historischen Verein ARBEITERFOTOGRAFIE, welcher in der Rheinmetropole Köln ansässig ...
Autor:Chris Doemges aus Dortmund-Nord |
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