„Ich glaub‘, es hakt“ Vernissage im kulturellen Niemandsland: 20. Mai, Deusener Str. 32
Grübel, grübel, grübel…
„Ich glaub‘, es hakt“, stöhnte leicht genervt Karla Christoph und das Thema für das Ausstellungsprojekt war geboren. Das war im Januar 2017.
Fünf befreundete Künstler*innen saßen im Atelier Frankemöller zusammen und planten ihre erste Gemeinschaftsausstellung. Nicht gerade in einem kulturell verwöhnten Dortmunder Stadtteil. Hier werfen auch keine Windräder Schlagschatten – sondern die schier endlos scheinenden LKWs. Hier also? Fußläufig zum Hafen? Kunst umzingelt von Industrie? Direkt an der viel befahrenen Deusener Straße, in einem eher tristen städtebaulichen Raum?
Aber genau das war das Anliegen von Anke Frankemöller. Und so nahmen Gedanken und Assoziationen ihren Lauf.
Keine Vorgaben, keine Absprachen – bis zuletzt.
Erst beim Aufbau sahen erstmalig die Künstler, was die Anderen unter dem kurzen Satz verstanden. Das Ergebnis zeigt erstaunlich breit gefächerten Arbeiten:
Anke Frankemöller nimmt den Titel wörtlich, beschäftigte sich mit Haken, Ankern und Ankerchen. Auf einem Großformat von Farbe, vielschichtigem Materialmix hakt sogar ein robuster Reißverschluss. Sofort muss man selbst an nervenaufreibende Auseinandersetzung denken – fühlt sich dann aber beruhigt bei Betrachtung ihres Films am „stillen Ort“.
Karla Christoph hat eine zweiteilige Arbeit mitgebracht. Auf sein Handy starrend sitzt ein Mann auf der Bank, daneben ein Mini-Video – vielleicht der zugehörige Film von Schienen ins Nirgendwo? Ruckelnd –hakend – stolpernd ihre Videosequenzen von einem stillen Örtchen, wo das Toilettenpapier der Schwerkraft folgt.
Ein ungewöhnliches 4-Gang-Menue kredenzt A. Diéga. Er schlägt buchstäblich DADAistische Kapriolen u. A. mit seinem Hakensalat. In kleinen Rahmen zeigt er kontrast- und variantenreich Zeichnungen von Haken und Ösen.
Passend zur unmittelbaren Umgebung, doch weich und einfühlsam wirkend im Raum zeigt Ulrike Harbach Landmarken des Reviers. Fotos plus Emulsionen auf Stahlplatten setzen Haken im/ins Gedächtnis, zeigen industriegeschichtliche Einschnitte: Förder-, Bier- (U-Turm) und Wasserturm stehen für den historisch dramatischen Umbruch. Danach hakte es auf dem Arbeitsmarkt, kam er ins stolpern.
Rita-Maria Schwalgin erzählt – thematisch fein sortiert – vom abwechslungsreichen Berufsleben. Ihre eingeschweißten, konserviert und vakuumisierten Beispiele ihrer Serie „My work“ erzählen Geschichten. Ja es hakt, wenn Kalkulationen per spitzem Bleistift später per „Rot-Strich“ drastisch gekürzt werden oder wenn der Computer installiert werden muss.
Am Samstag, den 20. Mai ab 16 Uhr können Neugierige das Ergebnis dieser ungewöhnlichen Ideen sehen und sind herzlich eingeladen die eigene Gedanken zum Titel zu spinnen. Wer weiß, wo es dann hakt?
Ausstellungsdauer: 21. bis 27. Mai 2017, je 16 bis 19 Uhr, jeweils sind Künstler*innen anwesend.
Atelier Frankemöller, Deusener Str. 32, DO-Deusen (fußläufig zum Hafen)
Autor:Rita-Maria Schwalgin aus Dortmund-City |
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