Persönliche Berichte der Flucht beim Q2-Projekttag am Heisenberg-Gymnasium
"Grenzgeschichten"
Das Thema „Flucht“ ist in der öffentlichen Diskussion der Bundesrepublik, auf Grund unterschiedlicher Ereignisse, wieder hochaktuell. Laut den Vereinten Nationen müssen Menschen wegen Diskriminierung, Gewalt, klimatischen Veränderungen oder Konflikten die Grenzen der Heimat überschreiten.
Deshalb sollte durch den Projekttag „Grenzgeschichten – Persönliche Berichte der Flucht“ den Oberstufen-Schüler*innen der Jahrgangsstufe Q2 des Heisenberg-Gymnasiums in Eving das Thema „Flucht und Fluchtursachen“ aus unterschiedlichen Perspektiven nähergebracht werden. Den Jugendlichen sollte vermittelt werden, dass das Thema „Flucht“ kein Phänomen heutiger Tage ist, sondern die Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen prägt. Durch die deutsche Vergangenheit soll das Verständnis für aktuelle Fluchtsituationen gefördert werden.
Das Thema ist vielseitig und ermöglichte eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Integration, Ausgrenzung und Rassismus und sollte einen wichtigen Diskurs zu wesentlichen Grundwerten der Demokratie leisten. „Was veranlasst Menschen zur Flucht?“, „Welche Ängste begleiten sie?“, „Was veranlasst Menschen zur Ablehnung Geflüchteter?“, das waren nur einige von vielen Fragen, die sich im Zusammenhang mit diesem Thema stellten.
Der Projekttag im HeiG war unterteilt in drei Blöcke. Nach einer kurzen Vorstellung des Projekts wurde sofort durch ein Quiz und Stimmungsbilder ein Bezug zur Lebenswelt der Schüler*innen hergestellt. Anhand ikonischer Fotografien wurden anschließend verschiedene Epochen von Flucht betrachtet.
Dieses war für die Jugendlichen äußerst konfrontierend, da Bilder präsentiert wurden, die szenisch große Gemeinsamkeiten aufwiesen, jedoch mit einer zeitlichen Differenz von 70 Jahren - 1945 und 2015 - aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen.
Der Artikel 16a Grundgesetz wurde im Hinblick auf die Begriffe „Asyl“, „Subsidiärer Schutz“, „Migration“ und die Genfer Flüchtlingskonvention kritisch in den Blick genommen. Durch Präsentationen und erarbeitete Beiträge gab es für die Teilnehmenden hier die Möglichkeit am Projekttag aktiv mitzuwirken.
DDR-Zeitzeuge Mario Röllig berichtete
Der DDR-Zeitzeuge Mario Röllig nahm anschließend die Teilnehmenden mit auf eine persönliche Reise in seine Vergangenheit in der DDR und berichtete authentisch von seiner innerdeutschen Flucht. Er zeichnete ein Bild von einem zunächst sehr schönen Leben, das aber schließlich durch das Einwirken der SED eine unfassbar tragische Wende nahm. Getrieben zum Verrat, gegen den er sich unter Inkaufnahme von (misslungener) Flucht mit anschließender Gefangenschaft im „Stasi-Gefängnis“ Berlin-Hohenschönhausen, mit aller Kraft wehrte, fand Mario Röllig schließlich den Weg in die Freiheit. Eine sehr beeindruckende Biografie, die allen Zuhörenden eindrucksvoll vor Augen führte, welchen Wert Freiheit hat.
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Menschen mit persönlicher Fluchtgeschichte und/oder mit Menschen, die sich hauptberuflich und ehrenamtlich mit dem Thema „Flucht“ beschäftigen, konnten die Schüler*innen Fragen zum Thema Flucht im Allgemeinen stellen und bekamen die Möglichkeit durch die Erzählungen, selbst aus zum Beispiel Syrien geflüchteter Menschen, einen Einblick in die Situation vor Ort, aber auch hinsichtlich des Lebens auf den Flüchtlingsrouten zu gewinnen. Auch die besondere Rolle Deutschlands im internationalen Vergleich wurde während des Austausches thematisiert.
Am Heisenberg-Gymnasiums organisiert wurde der Projekttag durch Jens Reymann. Der Veranstalter dieses Projekttages war der Verein für Jugend- und Erwachsenenbildung und gefördert wurde das Projekt durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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