Die Sammler von Geräuschen und Musik // Ein Besuch im Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet e.V. im Evinger Schloss

Akten über Akten - voll mit Infos über die populäre Musik, Musiker und Bands. All das findet sich seit drei Jahren im Evinger Schloss, wo der gleichnamige Verein und sein Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet seit 2013 beheimatet sind. Unsere Mitarbeiterin Sabine Schwalbert hat es besucht. | Foto: Sabine Schwalbert
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  • Akten über Akten - voll mit Infos über die populäre Musik, Musiker und Bands. All das findet sich seit drei Jahren im Evinger Schloss, wo der gleichnamige Verein und sein Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet seit 2013 beheimatet sind. Unsere Mitarbeiterin Sabine Schwalbert hat es besucht.
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VON SABINE SCHWALBERT

Popmusik, das kann deutscher Schlager der Nachkriegszeit sein, Beatmusik aus dem Ruhrgebiet der 60er-Jahre, Arbeiterlieder oder Elektro-Sounds. Um all diese Spielarten kümmern sich Hans Schreiber und Richard Ortmann mit ihrem Archiv für populäre Musik in Eving.

Seit 2008 gibt es die private Initiative, seit 2013 ist sie ein eingetragener Verein, genau so lange residiert der Verein im so genannten Evinger Schloss, dem ehemaligen Wohlfahrtsgebäude der Zeche Minister Stein am Nollendorfplatz.

Begonnen haben der Musiker Richard Ortmann und Hans Schreiber, Soziologe und Ökonom, einst im Oststädter Musik- und Kulturzentrum MUK an der Güntherstraße . Beide beschäftigten sich seit Jahrzehnten mit der Archivierung von Musik, Tönen, Klängen und Geräuschen.

200.000 Exponate - alles außer Klassik

„Wir wollen der populären Musik einen Raum geben. Und gleichzeitig tun wir mit unserer Arbeit eine ganze Menge für die Musikstadt Dortmund“, ist Hans Schreiber überzeugt. Der Fokus der Archivarbeit liegt auf der Musik des Ruhrgebiets, gleichzeitig ist das Archiv mit vielen anderen Musikarchiven international verbunden.
Gesammelt haben Ortmann und Schreiber „alles außer Klassik“, von den 50er-Jahren bis in die Jetztzeit. Schallplatten, Tonbänder, Zeitschriften, Noten, Fanzines. Rund 200.000 Exponate sind so über den Daumen zusammengekommen, die genaue Zahl weiß auch Schreiber nicht.

„Alles wird nach Möglichkeit digitalisiert, Papier, Ausschnitte und Zeitschriften werden ordentlich aufbewahrt. Zwei Vollzeitkräfte sind mit der Erfassung und Archivierung beschäftigt. Für eine Online-Datenbank fehlt aber derzeit noch das Geld.

Nutzen kann das Archiv vor Ort jeder

Nutzen kann das Archiv vor Ort jeder. Eine aktuelle Anfrage zu wissenschaftlichen Zwecken war beispielsweise die eines Studenten zu Material über Herbert Grönemeyer. Gerne nimmt das Archiv auch Nachlässe und Sachspenden entgegen.

Leihgaben beigesteuert zu "Rock und Pop im Pütt"

Das ist aber nur ein Teil der Arbeit des Archivs. Bei der aktuellen Sonderausstellung "Rock und Pop im Pott" im Museum Ruhr auf Zollverein, die noch bis zum Februar nächsten Jahres dort im Essener Weltkulturerbe läuft, haben Ortmann und Schreiber beratend fungiert und Leihgaben beigesteuert.

Außerdem veranstaltet das Archiv regelmäßig kleine, aber feine Konzerte im Evinger Schloss. Am 25. November spielt dort zum Beispiel das Mundharmonika-Ensemble des Wilhelm-Hansmann-Hauses unter der Leitung von Erich Dormann. „Besonders im Ruhrgebiet ist diese Tradition stark verankert“, erzählt Schreiber: „Die Bergleute haben oft früher zusammen gesessen und gesungen und musiziert. Mundharmonika und Akkordeon waren da sehr beliebt.“

Daneben hat sich das Archiv mit Freejazz-Konzerten auch überregional einen Namen gemacht. „Mittlerweile kommt das Publikum auch aus dem Ausland zu uns“, freut sich Hans Schreiber.

Die Renovierung des Gebäudes stockt

„Die Verkehrsanbindung hier ist gut, wir haben hier so schöne hohe Räume, das passt alles.“ Gerne würde das Archiv das Evinger Schloss mit „Leben füllen“ und das komplette Haus gemeinsam mit dem Evinger Heimatverein nutzen. „Leider stockt die Renovierung, es hakt besonders beim Brandschutz.“

Für die nächsten Jahre planen Schreiber und Ortmann Veranstaltungen und Ausstellungen zum Beispiel über Andy Warhol und seinen Einfluss auf die Popmusik. „Wir haben hunderte von Exponaten über Warhol.“ Auch Ausstellungen über Pop-Kultur und Musiklegenden wie David Bowie sind angedacht.

Weitere Infos zu Veranstaltungen gibt es auf der Webseite des Archivs unter https://musicruhr.wordpress.com.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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