"Hof-Konzert" mit der Mundharmonika im Begegnungs- und Seniorenzentrum Minister Stein
Bergmann Gotthard Kindler berührt die Herzen der Evinger Senioren
Am Montag (23.3.) klingelte das Telefon des Sozialtherapeutischen Dienstes im ASB-Begegnungs- und Seniorenzentrum "Minister Stein" in Eving. Ein Brechtener Bürger meldete sich.
„Die Sache mit dem Coronavirus beschäftigt auch mich sehr. Ich stelle mir vor, wie es den Seniorinnen und Senioren gerade gehen mag, die nicht mehr zuhause leben und derzeit keinen Besuch von ihren Angehörigen bekommen können", trug Anrufer Gotthard Kindler vor: "Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen und kam ins Grübeln, weil ich so gerne etwas tun wollte. Und da fiel mir ein, dass das Haus an der Deutschen Straße so einen schönen Innenhof hat und dass ich dort Musik machen könnte.“
Gotthard Kindlers Vorschlag traf in der Einrichtung des Arbeiter-Samariter-Bundes auf offene Ohren und schnell war klar: Das machen wir!
Gleich tags darauf, am heutigen Dienstag (24.3.), an dem eigentlich das Frühlingsfest des Hauses stattfinden sollte, erlebte das Seniorenzentrum Minister Stein sein erstes „Hof-Konzert“: Gotthard Kindler kam in seiner Bergmannskluft, brachte einen Eimer mit kleinen Kohlenstücken aus dem Evinger Bergwerk mit und musizierte auf seiner Mundharmonika. Als erstes erklang das Glockensignal „Kumpels, ans Licht!“, dann spielte Kindler auf seiner Mundharmonika das Steigerlied und viele andere bekannte Melodien.
Auch wenn nicht alle Seniorinnen und Senioren die Musik hören konnten, erfreuten sich doch alle an seinem Gedanken: „Das ist mal eine tolle Idee!“, sagten die Damen und Herren, die am Fenster standen und zwischenzeitlich sogar ein Stück Kohle entgegennehmen durften, den Mitarbeitern des Hauses. Mit viel Applaus bedankten sie sich bei Gotthard Kindler.
Ein ganz spezielles Konzert erlebte "Minister Stein"-Bewohner Harald Prigge, der im Erdgeschoss lebt und leider nicht ans Fenster kommen konnte: Ihn besuchte Gotthard Kindler einfach draußen vor dem Fenster und spielte - nur für ihn - noch einmal „Glück auf, der Steiger kommt“. Harald Prigge war ganz gerührt von dieser besonderen Aktion und erbat sich: „Du kannst gerne bald wiederkommen und noch mehr Musik für mich machen!“
Gotthard Kindler stammt gebürtig aus dem Schwarzwald. Er kam 1953 nach Dortmund, weil für den Bergbau Männer gesucht wurden. 32 Jahre war er unter Tage auf der Zeche Minister Stein beschäftigt. "Er fühlt sich mit unseren Senioren verbunden, besonders weil in unserer Einrichtung auch viele ehemalige Bergleute leben", erläutert Solveig Jeromin vom Sozialtherapeutischen Dienst des ASB-Begegnungs- und Seniorenzentrums.
Verabredung für den Sommer getroffen
Und aus dem Besuch heute entstand nebenbei noch eine Verabredung. Jeromin: "Im Sommer, wenn der Spuk rund um Corona (hoffentlich) vorbei ist, treffen wir uns hier im Haus wieder. Und dann wird bei Kaffee, Kuchen und vielleicht auch einem Eisbecher über den Bergbau in Eving geplaudert."
Und Solveig Jeromin ergänzt: "Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr gerührt über diese Initiative von Gotthard Kindler und darüber, dass er unseren Bewohnerinnen und Bewohnern von sich aus eine kleine Freude gemacht hat. Die fünf großen Tulpensträuße, die er uns geschenkt hat, werden uns alle noch lange an diesen ganz speziellen Nachmittag erinnern."
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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