Petticoat & Promenade

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„Dosado! Circle Left! Swing! Promenade!“ Die wohlklingende Stimme von Caller Steffen Knott hallt durch die Friedenskirche in Datteln - und die Square Dancer tanzen prompt nach seinen Kommandos. Was für Neulinge ein ungewohntes Bild abgibt, ist für die langjährigen „Square Breakers Recklinghausen“ das Highlight der Woche.
„Dieser Tanz vertreibt einem einfach alle krausen Gedanken“, spricht Vereinsvorsitzender Max Piechotta den 90 Mitgliedern aus der Seele. Kein Wunder, denn bei der Schnelligkeit des Tanzes kommt man ja auch gar nicht zum Nachdenken - ganz egal, wie mies die Woche war.
In sogenannten „Squares“ - Quadraten also - angeordnet, stehen sich jeweils vier Paare gegenüber und befolgen die Kommandos mit Tanzschritten, die sie mühelos beherrschen. Wer die 69 Hauptfiguren gelernt hat, kann überall mittanzen: „Auf der ganzen Welt, denn die Kommandos und Figuren sind international genormt“, erklären Martina und Michael, die schon seit vielen Jahren in dem 1999 gegründeten Verein mittanzen.
Bei ihnen begann der Einstieg ganz klassisch: Sie eine Tanzbegeisterte, er ein „Tanzmuffel ohne Taktgefühl“, wie er sich selbst schmunzelt bezeichnet. Doch Taktgefühl braucht man beim Square Dance nicht, meint er: „Es wird alles angesagt, was ich zu tun habe. Ich muss ja nur die Figuren abrufen.“
Ein idealer Einstig also auch für alle, die lange nicht getanzt haben. Nach einem Anfängerkurs, der üblicherweise über 40 Abende geht, sitzen die 69 Grundfiguren und man kann sich den geübten Square Dancern anschließen. Mit Westernmusik hat das ganze zwangsläufig nichts zu tun: „Wir können fast auf alle Stilrichtungen tanzen“, erzählt Steffen Knott, der sich als beliebter Caller bereits in ganz Deutschland einen Namen gemacht hat.
Denn Caller und Tänzer sind nicht nur in ihrem Verein aktiv: Überall auf der Welt, wo es Square Dance gibt, kann man mitmachen und ist herzlich willkommen. Und so sind die „Square Breakers“ auch ein reiselustiges Völkchen und besuchen gern Veranstaltungen der anderen Clubs. Genauso oft kommt auch gern gesehener Besuch aus anderen Vereinen vorbei. 450 gibt es davon allein in Deutschland. „Die meisten gibt es dort, wo die Amerikaner stationiert waren, die den ‚Quadrat-Tanz‘ bei uns erst so richtig populär gemacht haben“, weiß der Vereinsvorsitzende.
Das war in den 50er Jahren - und daher hat man bei Square Dance auch gleich das Bild von wirbelnden Petticoats im Kopf. Doch genauso wie Cowboyhut und Bolo-Tie (Westernschlips) werden die bauschigen Röcke nur zu besonderen Gelegenheiten wie Auftritten und Festivitäten herausgeholt. Trainiert wird „in zivil“, und daher muss man - obwohl es natürlich viele USA-Fans unter den Square Dancern gibt - nicht zwangsläufig Country- und Westernfan sein, um beim Square Dance Spaß zu haben.
„Auch das Alter spielt keine Rolle, bei uns sind die Mitglieder zwischen 6 und 70“, freut sich Max Piechotta über die bunte Mischung bei seinen Square-Dance-Schäfchen. „Toleranz wird bei uns gelebt - auf der Tanzfläche und daneben.“ Da es keine Wettbewerbe gibt, ist auch niemand Erster oder Letzter: „Es geht nur um den Spaß.“
Und das sieht man den Tänzern auch an, die jeden Freitag von 19.30 bis 22 Uhr durch die Dattelner Friedenskirche am Schiffshebewerk wirbeln und Steffen Knott nach kurzer Pause mit lautem Händeklatschen aufforden, endlich wieder loszulegen.
Auch auf die Anfänger, die einmal im Jahr bei den „Square Breakers“ ausgebildet werden, nehmen die alten Hasen, die bereits mehrere hundert Figuren tanzen können, Rücksicht und integrieren sie liebevoll in ihre Gemeinschaft. Und wenn mal einer was falsch macht und somit seine Mittänzer „rausbringt“? „Dann wird gelacht und einfach weiter gemacht“, wissen Martina und Michael. Getreu den „Square-Dance-Regeln“, die unter anderem besagen: „Sei freundlich, hör gut zu, nimm Rücksicht, sei kooperativ, und vor allem: Hab Spaß!“
Wer neugierig auf dieses tolle Hobby geworden ist, bei dem man sich ständig weiterbilden kann (es gibt insgesamt über tausend Figuren!) sollte sich unbedingt einfach mal einen der Auftritte oder das Training der „Square Breakers“ anschauen: „Entweder man liebt es sofort und will einfach nur mitmachen, oder man lässt es einfach“, meint Max Piechotta, den der Virus vor Jahren packte und nicht mehr losließ.
Und dann ist da ja noch ein weiterer Vorteil, den diese Form des Tanzens hat: „Man muss nicht als Paar kommen!“ Denn getanzt werden kann immer, sobald ein „Square“ mit acht Tänzern voll ist, egal, ob es dann vier Damen und vier Herren sind. Wobei, räumt Pichotta ein, Männer doch ein wenig in der Unterzahl sind: „Traut euch, Männer!“, ruft er die Herren zum Mitmachen auf. Denn vom Square Dance wird sogar der letzte Tanzmuffel süchtig.

Autor:

Daniela Hoppes aus Datteln

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