„Fleißig, tapfer, treu“

Jetzt, wo es bitterkalt geworden ist, herrscht Ruhe im Bienenhaus. Zeit für die Imker des Imkervereins Datteln, sich ebenfalls etwas auszuruhen, über die letzte Saison zu fachsimpeln und ihre Jubilare zu ehren.

So bekam Heinrich Mühlenbrock bei der diesjährigen Abschlussfeier die Goldene Ehrennadel für 40 Jahre ununterbrochene Mitgliedschaft vom Deutschen Imkerbund verliehen, Wilhelm Kortmann und August Schlathölter wurden für 25 Jahre mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
„Lass die Bienen Vorbild sein: fleißig – tapfer – treu“, lautet der Wahlspruch des Imkervereins Datteln schon seit 1853. Die Arbeit der Bienen hat sich in den letzten 157 Jahren wohl nicht verändert. Das Imker-Vereinsleben auch nicht, abgesehen von der Tatsache, dass sich der Altersdurchschnitt auf weit über 60 Jahre rapide erhöht hat und es kaum Nachwuchs-Imker gibt.
Daher ist der Dattelner Imkerverein besonders erfreut, im Jahr 2010 drei neue junge Mitglieder begrüßen zu können.Darunter sogar zwei Frauen, Daniela Polansky und Andrea Blum, die ihre Leidenschaft für die Imkerei entdeckt haben.
„Was sich jedoch drastisch verändert hat, sind die Umweltbedingungen“, bedauert Imkerverein-Vorsitzender Adolf Strubich (71). „Wir haben in den letzten Jahren unter einem akuten Bienensterben zu leiden, dessen Ursache nicht eindeutig auszumachen ist. Zum einen war es die Varoa-Milbe, die ganze Bienenvölker ausgelöscht hat. Diesen Befall haben wir aber gut in den Griff bekommen und können unsere Völker vorsorglich behandeln.“ Dann kam 2007 die Amerikanische Faulbrut, die die Brut im wahrten Sinne des Wortes verfaulen ließ. „Was uns große Sorgen bereitet, ist der Einsatz verschiedener Spritzmittel in der Landwirtschaft. Besonders aggressiv wirkt sich ein Mittel aus, mit dem die Maisaussaat gebeizt wird. Diese Substanz wird durch Luftbewegung auf Raps und Obstbäume übertragen“, berichtet Imker Heinrich Mühlenbrock (63). „Die Bienen nehmen auf ihrem Flug dieses Mittel auf und sterben, bevor sie ihren Stand erreicht haben“, ergänzt Gerhard Andrzejewski (65). „Dadurch haben wir in den letzten Jahren 30 bis 40 Prozent unserer Bienen verloren.“ Insgesamt 140 Völker unterhalten die 21 Imker aus Datteln, Ahsen, Olfen und Recklinghausen im Imkerverein Datteln. Dabei zählt ein Volk ungefähr 60.000 Bienen, erläutert der Vorsitzende Strubich. „So ein Bienenvolk produziert etwa 30 bis 35 Kilo Honig im Jahr“, ergänzt Karl-Heinz Klauke. „Um ein Pfund Honig zu produzieren, fliegt eine Biene soviel Kilometer, als flöge sie dreimal um die Erdkugel“, pflichtet Helmut Kasyak bei. Der 73-Jährige ist mit über 45 Jahren Mitgliedschaft im Imkerverein der Erfahrenste unter den Imkern. Er hat keine Bedenken, aus einer Wabe die Bienenkönigin herauszugreifen. Wichtig sind ihm dabei nur sein Handwerkszeug, sein Hut und seine Zigarette.
Zu Beginn eines jeden Imkerjahres findet die jährliche Standbegehung statt. Dieses Jahr wurden die Völker im Mai bei Heinrich Mühlenbrock begutachtet. Anschließend setzt man sich in geselliger Runde bei einem Imbiss zusammen. Gereicht werden meist jedoch keine Honigbrote, sondern Würstchen und sauere Gurken. Die jährlichen Standbegehungen, als auch die monatlichen Treffen der Imker geben immer wieder die Möglichkeit, sich gegenseitig auszutauschen und zu beraten. Sei es, um über Krankheiten oder Behandlungsmethoden der Bienenvölker zu reden oder um sich gemeinsam auf den Frühling zu freuen.

Hintergrund:
- Der Dattelner Imkerverein ist Mitglied im Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V..

- Die Mitglieder treffen sich an jedem ersten Freitag im Monat von 20 bis 22 Uhr im Stadthotel Bittscheidt, Bülowstraße 99, in Datteln. Interessierte Gäste sind herzlich willkommen.