Leserin Rita Möcklinghoff - Kohts weiß: „Uhren wurden schon in alten Zeiten vorgestellt“

Heutzutage richtet sich fast das komplette Leben nach dem Takt der Uhr. In der Vergangenheit ließ sich in vielen Fällen noch besser an der Uhr drehen, wie Stadtspiegel-Leserin Rita Möcklinghoff - Koht aus Waltrop weiß. Foto: Martin Meyer
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  • Heutzutage richtet sich fast das komplette Leben nach dem Takt der Uhr. In der Vergangenheit ließ sich in vielen Fällen noch besser an der Uhr drehen, wie Stadtspiegel-Leserin Rita Möcklinghoff - Koht aus Waltrop weiß. Foto: Martin Meyer
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Am kommenden Sonntag werden um 2 Uhr wieder die Uhren um eine Stunde auf die Sommerzeit vorgestellt. Im Jahr 1975 beschlossen die meisten Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft die Einführung der Sommerzeit - die Umsetzung erfolgte ab 1977. Doch schon in den Jahren davor wurde das eine oder andere Mal an der Uhr gedreht...

Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit am 30. April 1916 im Deutschen Reich. Zwischen 1919 und 1939 gab es hingegen keine Zeitumstellung - erst wieder im Kriegsjahr 1940. Ein Jahr später gab es nach Erlass der „Verordnung über die Verlängerung der Sommerzeit“keine Umstellung zurück auf Winterzeit. Die Sommerzeit galt daher durchgehend von April 1940 bis November 1942. Das Ende der Sommerzeit 1945 fiel in die Zeit nach dem Kriegsende. Ab diesem Zeitpunkt wurde die gesetzliche Zeit in Deutschland von den Besatzungsmächten festgelegt. So gab es die mitteleuropäische Hochsommerzeit sowie gesonderte Regelungen für die sowjetische Besatzungszone und Berlin.

Stadtspiegel-Leserin Rita Möcklinghoff - Kohts erinnert sich auch an eine Zeit in ihrer Kindheit, in der die Uhren auf ihrem elterlichen Hof in Datteln-Klostern anders tickten, als bei den Nachbarn. „Immer wieder Sonntags, an kirchlichen Feiertagen und bei besonderen Einladungen spielte die Uhr eine zentrale Rolle auf dem Lande in den Bauerschaften. Das Zuspätkommen in der Kirche war äußerst peinlich, da viele Augen, auch die des Pastors und des Küsters dieses als grobes Fehlverhalten der Gläubigen werteten“, sagt Rita Möcklinghoff - Kohts, die heute in Waltrop lebt.

Uhren wurden für Kirche vorgestellt

Im Dorf selbst konnte man sich an den verschiedenen Glockengeläuten orientieren, in den entfernten Bauerschaften war dies akustisch nicht wahrnehmbar, so Rita Möcklinghoff - Kohts weiter. So wurde über Generationen hinweg der laute Uhrenschlag im Haus als das einzige Hilfsmittel angesehen, pünktlich zu sein. Damit man auch sicher sein konnte, dass man zur rechten Zeit zur Messe oder zu anderen Terminen kam, stellte man bis in die fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in der Regel die Uhren um die Zeit vor, die man für den Weg zum Beispiel zur Kirche benötigte.

Rita Möcklinghoff - Kohts erinnert sich auch an eine Situation, in der sie selbst die Zeit auf ihrem heimatlichen Gehöft vorgab: „Schon seit meiner Kindheit bin ich Frühaufsteherin. In den Osterferien 1953 wartete ich als Kind jeden Morgen ungeduldig auf das Aufstehen meiner Eltern. Um zeitgleich mit ihnen und den Gehilfen auf dem Hof aufstehen zu dürfen, schlug ich vor bei der Fütterung der Kühe zu helfen. Meinen Vorschlag nahm mein Vater erfreut an und ich sollte zeitig geweckt werden. Doch die reguläre Weckzeit von 5.30 Uhr war mir nicht früh genug. Da ich unsere Gehilfen oft klagen hörte, dass auf dem Nachbarhof Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee 30 Minuten früher beginnen würden als auf unserem Hof, traf ich den Entschluss, unsere Uhren auch vorzustellen.“

Rita Möcklinghoff - Kohts veränderte die Zeit

Damals konnte sie, meint Rita Möcklinghoff - Kohts, nicht einschätzen, warum man diese unterschiedlichen Zeitregelungen hatte. „Als es abends im Hause ruhig geworden war, schlich ich mich zur großen Standuhr in der Diele, kletterte auf einen Schemel, um den großen Zeiger vorzustellen. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und stellte die Uhr um fast zwei Stunden vor, auch die Weckuhr meiner Eltern. Alles lief am anderen Morgen so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zwar machten die Erwachsenen einen noch müden Eindruck, aber die Tiere kauten die fruchtig duftenden Rübenschnitzel und derweil wurden die gefüllten Milchkannen von einer männlichen Hilfskraft zum Hoftor gefahren.“

„Erregt kam dieser zurück und berichtete, dass noch keine anderen Milchkannen der benachbarten Höfe dort stehen würde“, erinnert sich Rita Möcklinghoff-Kohts. „Mein Vater schickte ihn gleich zum Nachbarhof, um Erkundigungen einzuholen. Hastig und mit wütenden Blicken berichtete der Gehilfe, dass man ihm dort nahegelegt hätte, die Uhrzeit zu kontrollieren. Mein Vater nahm mich ohne Worte ins Visier. Schuldig und reumütig gestand ich das Vorstellen der Uhren und gelobte, es nie mehr zu wiederholen. Daraufhin bekam ich von meinem Vater vor allen Erwachsenen eine „Strafpredigt“, die weit hinaus zu hören war. Weitere Sanktionen folgten nicht. Mein Vater warf mir von dem Vorfall an oft einen verschmitzten Blick zu, wenn es um Pünktlichkeit und Arbeitseifer ging.“

Heutzutage richtet sich fast das komplette Leben nach dem Takt der Uhr. In der Vergangenheit ließ sich in vielen Fällen noch besser an der Uhr drehen, wie Stadtspiegel-Leserin Rita Möcklinghoff - Koht aus Waltrop weiß. Foto: Martin Meyer
Rita Möcklinghoff-Kohts im Jahr 1953 auf dem elterlichen Hof in Datteln-Klostern. Foto: privat
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Lokalkompass Datteln aus Datteln

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