Mamas Liebling (9)

Bei Mamas Lieblingen gibt es viele besondere „erste Male“. Das erste Lächeln ist meistens das Erste, was Mama im Baby-Album notiert. Der erste Zahn ist auch so eine Sache, über die sich Mütter ungefähr so freuen, als hätten sie noch nie zuvor auch nur etwas annähernd Schönes gesehen wie diesen winzig kleinen Milchzahn. Der meistens auch noch - ehrlich gesagt - total blöd aussieht. (Hat sich mal einer Gedanken darüber gemacht, wieso die ersten beiden Zähne unbedingt die unteren Schneidezähne sein müssen?)
Doch spätestens, wenn es um das Thema Krabbeln geht, beginnt ein ehrgeiziger Konkurrenzkampf unter einer ganz speziellen Sorte Muttis. Da krabbeln manche Säuglinge quasi direkt nach der Geburt los! Ja, die schlafen auch direkt und unmittelbar nach der Entbindung durch! Gehen mit einem halben Jahr das erste Mal aufs Töpfchen. Zirka einen Monat, nachdem sie das erste Mal alleine gelaufen sind. Entwickeln sich rasend schnell zu kleinen Genies, die quasi mit einem Jahr schon alles können. Inklusive drei Fremdsprachen und alleine Kinderzimmer aufräumen.
Alles Blödsinn. Ich habe zum einen das Glück, von ganz vielen normalen Mamis umgeben zu sein. Die auch mal ganz ehrlich eingestehen können, dass der kleine Moritz mit sechzehn Monaten immer noch nicht läuft. Oder dass die kleine Leonie mit ihren anderthalb immer noch nachts Randale macht und Durchschlafen völlig überbewertet findet.
Zum anderen hab ich die Ohren immer auf Durchzug gestellt, wenn mir überehrgeizige Mamas mit ihren Geschichten auf die Nerven gegangen sind. Hab höflich gelächelt und mir meinen Teil gedacht. Hab mich immer über jedes „erste Mal“ meiner Kleinen - von Lächeln über Zahn und Krabbeln bis hin zum ersten Schritt - gefreut wie über ein Weltwunder. Ganz egal, ob es nun ein paar Tage früher oder später als der Durchschnitt passiert ist. Ganz, ohne entweder euphorisch zu denken „Mein Kind ist ein Genie!“ oder aber auch „Oh nein, mein Baby ist ein Versager.“
Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass jedes kleine Wesen auf der Welt jegliche Art von Druck spüren kann und wenig motivierend findet. Zum anderen habe ich mich immer gefragt, ob später noch irgendein Hahn danach kräht. Oder sind Sie bei einem Bewerbungsgespräch schon mal gefragt worden, wann Sie laufen gelernt haben?

Autor:

Daniela Hoppes aus Datteln

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