Mamas Liebling (7)

Mamas Liebling ist Halbamerikanerin. Und weil Oma und Opa und an die hundert Verwandte nur mit einer Flugreise über den großen Teich zu besuchen sind, machten wir uns das erste Mal mit Baby auf den Weg, als die Kleine neun Monate alt war. „Da kriegen die noch nichts mit, alles ganz easy“, hatten wir gehört und stiegen ziemlich relaxt in den großen Flieger.
Relativ entspannt ging’s dann auch erst mal weiter. Die anderen Fluggäste lächelten uns milde an. „Oh neee, Baby im Flugzeug, das gibt Geschrei“, stand deutlich in ihren Gesichtern geschrieben. Hatte ich auch immer gedacht, bevor ich selbst Mama wurde.
Dann gab’s nette Geschenke von der Flugbegleiterin und wir schnallten uns an. Das Fläschchen - wie vom Kinderarzt empfohlen - schon bereit, damit wir beim Abheben zwecks Ohrenentlastung füttern konnten. Leider standen wir ungefähr eine halbe Stunde auf der Startbahn und warteten auf das Signal zum Abheben. Was Mamas Liebling weniger lustig fand. Der Hunger wurde immer größer, das Geschrei auch. Aber wir mussten doch warten mit dem Füttern, wegen der Ohren! An das Gepäckfach, wo sich andere Ablenkungsgegenstände wie Kekse und Spielzeug befanden, durften wir nicht mehr.
Mit dem plärrenden Kind auf dem Schoß warteten wir gefühlte fünf Stunden, bis es endlich losging und das arme, halb verhungerte und vom Schreien völlig erschöpfte und rot angelaufene Baby endlich seine Milch bekam. Rabeneltern!
Und so ziemlich niemand mehr im Flugzeug fand das niedlich. Acht Stunden Flug lagen vor uns, inklusive zwei Komplett-Klamottenwechsel wegen voller Ladung auf dem Mini-Wickeltisch in der Flugzeugtoilette und mehreren Schreianfällen des sonst so lieben Vorzeige-Mädchens. Schlafen wollte sie auch nicht in dem niedlichen Flugzeug-Babybett. Alles fand sie doof. „Nee, Fliegen macht denen gar nichts aus, kriegen doch noch nichts mit“, hallte es höhnisch in meinem Kopf.
Nun, irgendwie haben wir es alle überlebt. Und dachten schon bald mit Grauen an den Rückflug. Der entpuppte sich dann als wirklich völlig easy. Wahrscheinlich weil wir besser vorbereitet waren und sowieso mit dem Schlimmsten rechneten. Und beim nächsten Mal ist die Kleine ja auch schon älter, das wird einfacher, dachten wir.
Bis vor kurzem. Unser Mini war 15 Monate alt, als wir das zweite Mal abhoben in Richtung USA. Und wie acht Stunden Flug mit einem Temperamentsbündel aussehen, das den ganzen Tag nur laufen und toben will, kann man sich vorstellen…
Immerhin kannten wir am Ende des Fluges alle Passagiere und Flugbegleiter mit Vornamen. Schließlich drehten mein Mann und ich abwechselnd circa hundert Runden (jeder!) durch das Flugzeug. Wenigstens meine Tochter fand das total lustig.
Ich mache mir für die nächste Flugreise keine großen Hoffnungen mehr. Fliegen mit Babys und Kleinkindern ist einfach… sagen wir, nicht so schön.

Autor:

Daniela Hoppes aus Datteln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.