Mamas Liebling (6)
Ich weiß nicht mehr, wer aufgeregter war, mein Mann oder ich. Der Kinderarzt hatte gesagt, es sei soweit, wir könnten loslegen. Der neue rosa Hochstuhl stand bereit, ich hatte das Buch über Babynahrung durchgelesen und was Feines gekocht und das Baby saß ahnungslos und neugierig in dem riesengroßen Stuhl, in dem es fast versank. Dann war der große Moment gekommen: Es war Zeit für den ersten Brei.
Die orange Karotten-Farbe sollte das Essen laut Baby-Ratgeber für die kleine Maus interessant machen, und angeblich schmecken gekochte Möhrchen ja auch fein süß. Ich hoffte, mein Baby fand das auch. Den Löffel fand sie schon mal ganz interessant und wollte ihn mir gern aus der Hand reißen. Aber ich Fuchs hatte vorgesorgt mit einem Ganzkörper-Schlabberlatz und einer Familienpackung Küchenrolle.
Mit viel Überredungskunst überzeugte ich sie – wohlbemerkt unter der Beobachtung meines Mannes mit laufender Kamera – doch mal ein Milligramm zu probieren. Den Gesichtsausdruck werde ich mehr nie vergessen. Abscheu!!! Was steckt die mir denn da in den Mund? Ich will meine Milch! Dann fing sie an zu heulen. Die Kamera schalteten wir aus. Das war also der erste Versuch mit fester Nahrung.
Nun, ich gab natürlich nicht auf und bewies Autorität. Mit Stolz kann ich sagen, dass es von Tag zu Tag besser lief und mein kleiner Liebling jeden Tag etwas mehr und auch etwas lieber vom Löffelchen aß. Nach kurzer Zeit durfte man sogar zu so exotischen Dingen wie Kartoffeln, Pastinaken (was IST das?) und anderen wohlschmeckenden Zutaten greifen.
Ich bin immer noch erstaunt, dass sie das gegessen hat, wo Mama doch gekochte Möhren nicht mal riechen kann. Das ist inzwischen schon ein paar Monate her und wir sind mittlerweile Profis. Je mehr Zähne kamen, desto größer wurde die Auswahl.
Mit anderen Mamas über Babynahrung zu diskutieren, mag ich allerdings nach einem Anflug von Zicken-Alarm in unserer Krabbelgruppe nicht mehr. Als die eine Mutter arglos einen Baby-Joghurt für ihren Kleinen öffnete, ertönte ein lauter Aufschrei: „Du gibst deinem Kind KUHMILCH?!“ Eine heiße Diskussion entbrannte. Ich hielt mich raus. Hab aber der armen Angeschrienen hinterher heimlich zugeflüstert, dass meine Tochter auch gern Joghurt mag. Und weder Allergien noch sonstige Schäden davon getragen hat.
Mein Kinderarzt hat nämlich gesagt, so gemischt und bunt wie möglich. Wie im wahren Leben.
Autor:Daniela Hoppes aus Datteln |
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