Mamas Liebling (14)

Lavinia Victoria ist Mamas ganzer Stolz. Daniela Hoppes ist freiberufliche Journalistin und schreibt für den Stadtspiegel über ihr Leben mit ihrem kleinen Liebling.
  • Lavinia Victoria ist Mamas ganzer Stolz. Daniela Hoppes ist freiberufliche Journalistin und schreibt für den Stadtspiegel über ihr Leben mit ihrem kleinen Liebling.
  • hochgeladen von Daniela Hoppes

Wenn sich das eigene Leben um 180 Grad dreht, das deiner Freunde aber ganz normal weiter läuft, kann es schon mal zu kleinen „Kommunikations-Problemen“ kommen. Sprich: Mensch mit Kind ist weit entfernt von Mensch ohne Kind. Zumindest, wenn das Mama-Dasein noch in den Babyschuhen steckt.
Als Mama eines kleinen Babys fragte ich mich dann und wann neidvoll, wo „normale“ Menschen (wie man es ja in grauer Vorzeit auch einmal war) so viel Zeit hernehmen für Dinge wie Kino, Lesen, Essen gehen, Sport treiben, das aktuelle Zeitgeschehen zu verfolgen, ausgiebig zu shoppen, sich zu bilden, kreativ zu sein oder zu verreisen, wann immer einem danach ist. Harmlose und normale Fragen wie „Hast du den Film schon gesehen?“, „das Buch schon gelesen?“ oder gar „Hast du nicht Lust, an dem Wochenende mit mir da und da hinzugehen?“ gerieten der oft gestressten Mama leicht in den falschen Hals.
Da fühlte sie sich nicht nur peinlich berührt, weil sie nicht mehr mitreden konnte, sondern auch leicht deprimiert, weil sie für die schönen Dingen des Lebens nicht mehr so viel Zeit hatte (und falls doch, die Zeit am liebsten für ein Nickerchen nutzte oder die Dinge, die seit gefühlten zehn Jahren im Haushalt liegen geblieben waren). Drittens fühlte sie sich persönlich „angegriffen“: Wie kann er/sie so etwas nur fragen? Weiß er/sie denn nicht, dass man für sowas keine Zeit mehr hat, sondern eigentlich 24 Stunden täglich beschäftigt ist, am Ende des Tages aber nicht mal was Spannendes zu erzählen hat? Und dass Babysitter nicht auf Bäumen wachsen?
Ja, zu Beginn des Mama-Daseins fühlte man sich manchmal schon wohler in der Gesellschaft von anderen Mamas, die auch abends um halb zehn während des „Tatorts“ regelmäßig einschliefen, vor einem halben Jahr das letzte Mal beim Frisör waren und nicht den Hauch eines Schimmers hatten, wer gerade auf Platz eins der Bestsellerliste steht.
Frustriert nahm man zunächst an, dass es normal ist, wenn sich die „Freunde ohne“ und die „Freunde mit“ auseinander leben. Bis mein Mann mir eines Tages die Augen öffnete, als ich wieder eine schnippische Bemerkung darüber machte, wer von denen „ohne“ mal wieder Zeit für diverse Freizeitbeschäftigungen hatte. „Ja und. Hätten wir doch sicher auch gemacht, bevor Lavinia da war.“ Da hatte er Recht. Da musste ich erst mal drüber nachdenken. Und mich ein bisschen schämen. Anstatt mich aufzuregen über angebliche „Unsensibilität“, sollte ich besser selbst ab und an mal die andere Sichtweise ausprobieren. Und schon hatte die Frage nach „dem und dem Film oder Buch“ gar keinen bösen Beigeschmack mehr, sondern klang genau so harmlos, wie es gemeint war. Und auch die „andere Seite“ wurde nach und nach ein wenig „sensibler“.
Mamas Liebling ist nun zwei Jahre alt. Und ich kann allen gestressten Neu-Mamas nur sagen: Es wird wieder (fast) genau so wie früher! Denn seit geraumer Zeit bin ich wieder diejenige, die fragen kann: „Hast du den und den Film schon gesehen?“ Und eigentlich ist es sogar noch viel schöner als früher. Denn wenn wir jetzt nach dem Kino nach Hause kommen, wartet da ein kleiner Mensch auf dich, der wertvoller ist als alles andere auf der Welt. Inklusive Bestsellerlisten, Charts und sogar Shopping.

Autor:

Daniela Hoppes aus Datteln

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