Mamas Liebling (13)
Ganz oben auf der Liste der Lärmbelästigungen, die Nachbarn die Nerven rauben, liegen Handwerkergeräusche. Dicht gefolgt von zu lauter Musik und „Absatzklackern und Trampeln“. Meine Tochter gehört zur dritten Kategorie der Trampeltiere.
Das zarte Wesen macht beim Laufen, Trippeln und Tanzen Geräusche, die nun leider den sehr netten Nachbarn unter uns an den Rande des Wahnsinns trieben. Lange beherrschte er sich, doch eines sonntags riss ihm der wohl sehr lange Geduldsfaden. „Ich bin jetzt seit einem Monat wegen Krankheit zuhause und muss jetzt einfach mal fragen: Was MACHT eure Kleine da immer?“ Fragend schauten wir ihn an. Was meinte der bloß? In dem Moment trabte die kleine Maus - wie immer in Affengeschwindigkeit - über Laminat und Fliesen und er sagte: „Genau DAS meine ich!“ Die Antwort war einfach: „Sie läuft...“
Nun ist es sehr schwierig, einer sehr aktiven und sportlichen Zweijährigen den Bewegungsdrang zu verbieten. Will ja auch keiner, auch der sympathische Nachbar nicht. Aber eine wirkliche Lösung des Problems hatten beide Parteien nicht. Vielleicht dem Kind doppelt Socken anziehen? Half nichts. Hörte sich immer gleich an, egal, was Mamas Liebling gerade an den Füßen hatte. Einen Teppichboden über den neuen Laminat legen? Eine Entscheidung, die Mama schwer fällt. Außerdem wäre dann ja nur der Schall im Wohnzimmer etwas gedämmt - die ganze Wohnung mit Teppich auszulegen wäre dann doch etwas zu viel des Guten.
So gern wir den Nachbarn auch haben und so ungern wir ihn auch nerven.
Nun bleiben einige Fragen offen. Teppich oder nicht? Schalldämmungs-Schuhe für Kinder erfinden? Sich über die schlechte Dämmung aufregen? Oder sich doch ein wenig darüber ärgern, dass der einzige Nachbar ohne Kinder in der gesamten Straße ausgerechnet unter uns wohnt? Bringt alles nichts.
So tröstete ich ihn damit, dass wir ja bald im Sommer sowieso wieder den ganzen Tag draußen sind. Und mich insgeheim damit, dass er ja bald wieder arbeiten geht und er dann zumindest nicht den ganzen Tag den Geräuschen meines geliebten kleinen Trampeltieres lauschen muss. „Und vielleicht“, sagte ich zu ihm, „wird die Kleine ja mal eine berühmte Leichtathletin. Dann können Sie immer sagen: Hab ich schon immer gewusst! Mit zwei Jahren übte sie schon ehrgeizig den Fliesen- und Laminatsprint!“
Ob er das wirklich witzig fand, bleibt unklar. Genau wie die Klärung des „Trampel-Problems“. Dass es vielen anderen jungen Eltern (und armen Nachbarn) wahrscheinlich genauso ergeht, zeigte ein Besuch einer Musterhaus-Ausstellung. Ausschließlich junge Eltern mit Kinderwagen schoben sich durch die Anlage. Man will schließlich niemandem auf dem Kopf rumtrampeln. Und sich jeden Tag ungestört daran erfreuen, dass das Kind zwei gesunde Füße hat, die es vor lauter Lebensfreude gern und oft bewegt.
Autor:Daniela Hoppes aus Datteln |
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