Max und Paul, Stubentiger suchen das Katzenparadies

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Das ist eine Geschichte, die mir schon Kopfschmerzen bereitet hat.

Was geht in den behaarten Köpfen meiner Fellnasen vor.

Wovon träumen sie.

Was haben die Samtpfoten für Wünsche.

Was würde ich wollen, wenn ich an deren Stelle wäre?

Viele Fragen, die ich in einen Text umgesetzt habe. Doch nur Text - wie langweilig.

Habe darum einige Zeichnungen gemacht und sie in der Geschichte eingesetzt. Sieht geleich etwas bunter aus. Mir gefällt es.

Die Zeichnungen zeige ich euch heute.

So fängt Pauls Geschichte an:

Es war einmal - nee - so fangen alle Märchen an - Paul erzählt seine Geschichte anders. Bitte sehr, eine Probe.

Seit nahezu fünf Jahren; lebe ich bei Familie Hermann. Das Ehepaar holte mich vom Tierschutz, als ich acht Wochen alt war, in ihr Haus. Heute liege ich auf meinen Lieblingsplatz am Fenster, blicke in den herrlichen Garten und denkt an die Zeit zurück.
In diesem Ort gibt es eine Einrichtung für Katzen in Not. Gute Leute fanden meine Mutter trächtig auf der Straße und gaben sie bei dem Verein ab. Sie war eine hübsche, nordische Waldkatze mit blauem Fell. In der Obhut der Pflegestelle bekam sie mich und meine Geschwister. Man schätzte, dass der Streuner mit dem getigerten Fell, der in der Nähe herumschlich, der Vater ihrer Jungen sei. Mein Fell, leicht struppig und getigert auf weißem Grund, stammte wohl von dem Kater. Von meiner Mutter erbte ich das halblange Haar und die gelben Augen, das flache Gesicht und den kompakten Körperbau.

An einem Tag in der Woche öffnete das Heim seine Türen für die Besucher. Es kamen nicht viele Leute, die eine Katze suchten. Bedauerlicherweise! Erst zu vorgerückter Stunde betrat das Ehepaar Hermann den Raum. Ich fand die Leute auf Anhieb nett. Mit meinen kurzen Beinen ging ich gelassen auf sie zu. Ich strich um ihre Beine und schaute mit meinen Babyaugen in ihre Gesichter, weil ich unter allen Umständen mit ihnen gehen wollte.
Menschen sind komische Geschöpfe, warum klettern sie über die Absperrung in das Nebenzimmer? Hier, in diesem Raum sind die schönsten Katzen. Blöderweise wollten die Hermanns sich noch die anderen Babys ansehen. Was sie sahen, war wohl lustig, weil Frau Hermann leise lachte. Über dem Boden kugelten, sprangen und rannten Katzen in allen Farben. Getigerte Kätzchen kämpften um einen Sitzplatz auf dem Kratzbaum. Die rotgetigerte Katze gewann. Allerdings hatte die Kleine nicht lange was von ihrem Sieg, ein schwarzer Tiger verdrängte sie vom Platz.
Vor einem Karton tummelten sich schwarze und weiße Katzenbabys. Alle wollten in die Kiste. Ihre Beinchen waren zu kurz, darum fielen sie kopfüber in die weiche Holzwolle, die im Kasten lag. Andere Kätzchen versteckten sich vor den Menschen. Die Meisten kamen zutraulich auf die Besucher zu. Sie sahen in den Hosenbeinen; eine neue Möglichkeit zum Klettern. Mit kleinen, spitzen Krallen hakten sich die Babys in den Stoff. Frau Hermann fand das nicht mehr drollig und schaute Hilfe suchend auf die Pflegerin, da bemerkte sie getigerten Kümmerling.

Abseits vom Trubel saß Max, getigert mit spitzer Schnute und stumpfen Fell. Frau Hermanns Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Sie hob den zierlichen Kater auf, um ihn zu knubbeln, doch der wehrte sich mit abgespreizten Pfoten. Ich sah das Katerchen und dachte: Der ist das Gegenteil von mir. Frau Hermann wollte den kleinen Max, Herr Hermann schnappte mich und streichelte mein Fell. Er hatte sich für mich entschieden.
Das Ehepaar ging mit der Betreuerin in die Küche, die gleichzeitig als Vereinsbüro dient. Nach einiger Zeit hatte die Warterei ein Ende. Ich konnte es nicht glauben, das Paar nahm uns beide! Max und mich.

Das neue zu Hause
Die erste Zeit in der neuen Wohnung hatte ich Probleme. Es fiel mir schwer, ich vermisste meine vertraute Umgebung. Wie ich feststellte, nahm Max das neue Zuhause bedeutend besser an.
Er kam als einzelne Fundkatze ins Tierheim und fühlte sich bei den vielen Katzen nicht glücklich. Das neue Heim fand er aufregend und gemütlich. Ich merkte rasch, dass er ein braver, freundlicher Genosse war, mit dem ich gemeinsam das unbekannte Revier durchstöberte. Es gibt viel zu erkunden, denn unsere Pflegeeltern lassen uns im ganzen Haus laufen. Flur, Keller und Speicher sind für Max und mich beliebte Spielplätze. Nur nach draußen dürfen wir nicht, weil unser Frauchen meinte: »Für euch kleine Tiger ist die Straße zu gefährlich. Vor einiger Zeit ist eine Katze von uns überfahren worden, das soll euch nicht passieren«.
Verstanden habe ich nichts von dem, was Frauchen sagte, aber ihre Stimme klang so lieb, dass es nur etwas Gutes sein konnte. Ich bin eine Stubenkatze und vermisse das Leben in der Natur nicht, weil ich es nicht anders kenne.

Wie gesagt, das ist jetzt fünf Jahre her. Paul – das bin ich – wiegt aktuell neun Kilogramm und ich bin ein prächtiger Waldkatermix. Der zierliche Max, mit seinen sechs Kilo, kann sich hinter mir verstecken. Dick wird der nicht, weil er immer in Bewegung ist. Mit seinem Elan reißt er mich mit. Wir beide ergänzen uns perfekt, ohne den lebhaften Max an meiner Seite, hätte ich sicher einige Kilos mehr auf den Rippen.Viel Zeit verbringe ich auf dem Fensterbrett auf dem Balkon. Es ist der Lieblingsplatz von Max und mir. Das Fenster haben meine Leute mit einem Netz gesichert. Sie haben sicher Angst, wir könnten herunterfallen.
Nach dem Regen gestern scheint heute die Sonne. Ein leichter Wind umschmeichelt meine Nase, die ich durch die Maschen des Netzes stecke. Tief atme ich die frische, würzige Luft ein. In meinem Kopf entstehen Bilder von Sachen, die ich nie gesehen habe. Es könnte eine Erinnerung an die Geschichten von meiner Mutter sein, die mich so aufwühlen. Sie erzählte uns Kindern von Wäldern und Bergen, die sie als junge Katze gesehen hatte.
Mein Blick fällt in den Garten unter dem Fenster. Was ich dort bemerke, gefällt mir. Gerne möchte ich den Garten erkunden. Den kleinen Bachlauf, der sprudelnd über die dicken Steine springt und als Kaskade in den Teich fällt. Es reizt mich, doch gleichzeitig habe ich Angst, weil ich ein kleiner Angsthase bin. Schauen ist eine gute Unterhaltung. Ich habe schon so viele Tiere gesehen, denn das Geräusch vom plätschernden Wasser lockt fremde Katzen und andere Tiere an. Sie stillen ihren Durst oder dösen auf der Holzbank am kleinen Teich.
Max und ich gucken gerne in den Garten hinunter. An manchen Tagen weiß ich nicht, wohin ich zuerst sehen soll. Meisen turnen in den Zeigen der Bäume, auf der Suche nach Insekten. Spatzen, Finken und sogar ein Rotkehlchen hüpfen über den Rasen, nach Grassamen pickend. Schau an, da ist wieder die Amsel. Sie zieht einen Regenwurm aus dem Boden. Sie strengt sich richtig an, denn der Wurm will nicht so, wie Frau Amsel es möchte.
In der Vogeltränke, neben dem Teich badet eine Taube. Die ist neu. Es ist nicht die große Waldtaube, die sonst immer kommt. Nein! Die zierliche Türkentaube, mit dem dunklen Band am Hals, besucht den Garten zum ersten Mal. Sie beugt ihren Kopf ins Wasser, nimmt einen Schnabel voll und trinkt das kühle Nass. Kurz darauf senkt sie ihre Brust ins Becken, schüttelt ihre Flügel und wirft sich damit das Wasser über ihre Federn. Die Tropfen rollen über das Federkleid und schillern in der Sonne wie edle Perlen.
Erst gestern sagte ich zu Max: »Als Katzen aus dem Tierheim konnten wir es nicht besser treffen.« Im Traum erlebe ich viele Dinge, die ich nicht für möglich halte. Zum Beispiel habe ich in meinem Leben nie eine Maus gesehen, doch im Schlaf jage ich einem kleinen, braunen Tier mit Schwanz hinterher. Warum? Keine Ahnung, aber es macht Spaß. Manchmal spüre ich eine Sehnsucht in mir, doch ich weiß nicht, wonach. Der Mensch kennt ein Sprichwort: Wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.

Traum oder Wirklichkeit

Heute Morgen erwachte ich und erinnerte mich an den Traum. Oder war es kein Traum? In meinem Kopf sortierte ich die Gedanken, als in diesem Augenblick Max um die Ecke kam. Ich sprach ihn an: »Guten Morgen Max. Danke für den Ausflug gestern. Das hast du toll hinbekommen! Der Besuch im Katzenparadies gefiel mir! Warum schaust du mich fragend an? Rede ich in einer Sprache, die du nicht verstehst? Was soll das Gemurmel? Du weißt nicht, was ich meine? Du und ich besuchten gestern das Katzenparadies. Wir fanden den Eingang zum Paradies oben auf dem Speicher. Du erinnerst dich nicht? Ich erzähle es dir, hundertprozentig fällt es dir wieder ein. Also pass auf.
Gestern liefen wir im Hausflur die Treppe hinauf, da bemerkte ich, dass Frauchen den Eingang zum Speicher nicht verschlossen hatte. Bingo! Die Tür stand leicht auf. Mit deinem Trick, Vorderpfoten gegen die Holztür und drücken, bekamst du das Holzding auf. Schüttle nicht deinen Kopf, du musst dich erinnern!
Bleib bitte stehen und halte dir nicht die Ohren zu. Hör dir die Geschichte bis zum Ende an.
Ich verstehe es bis heute nicht, wie du das hinbekommst. Bei mir funktioniert das nicht. Auf leisen Sohlen gingst du in den kleinen Flur hinein. Ruckzuck warst du im Raum verschwunden. Erst deine Rufe zeigten mir den Weg. Deine Pfote zeigte auf eine Luke, die nur angelehnt war. Au Backe! Das sah schwieriger aus, die Klappe ging nach innen auf, da konntest du nicht drücken. Max, du bist ein Teufelskerl. Mit einer Kralle zogst du das Türchen auf.
Sollten wir weitergehen oder lieber nicht? Jetzt waren wir schon mal hier, also liefen weiter. Ich steckte meinen Kopf durch den Spalt und sah alte, kaputte Möbel. Graue Fäden hingen von den Balken herab und kitzelten meine Ohren.
Dünnbeinige Kreaturen huschten über die feinen Netze, als wir den Raum betraten. Viel konnten wir nicht mit ihnen anfangen. Sobald wir die hochbeinigen Tiere berührten, zogen sie ihre acht Beine an und rollten sich in die kleinsten Ritzen. Schwupp! Schon wieder eine verschwunden. Aus Frust jagten wir uns gegenseitig über die Bretter, die am Boden lagen und balancierten über die Kanthölzer, die schräg an den Wänden standen.
Da sah ich es. Ein kleiner Sonnenstrahl fiel durch die Dachpfannen auf die Ecke unter dem letzten Balken. Wir schauten uns an und waren uns einig. Neugierig sind wir nicht. Wir Katze sind Forscher, das liegt in unserer Natur. Das Licht lud uns zur Entdeckungstour ein. Mit der Pfote befühlte ich den gelben Strahl. Es tat nicht weh. Hinter dem Licht erblickte ich eine Lücke und fragte mich, wie es wohl weitergeht? Max, ich kenne deinen Mut, darum schickte ich dich vor, in die geheimnisvolle Spalte.
Jetzt guckst du schon wieder so dümmlich aus der Wäsche. Ich gebe es zu, der mit dem größten Mut bist du. Schleichend gingst du durch die Ritze, zum Schluss verschwand auch die Spitze von deinem Schwanz. Ich spürte ein Kribbeln im Nacken. Warum meldest du dich nicht? Kein aua oder Hilferuf. Das hieß für mich, alles in Ordnung.
Vorsichtig kroch ich dir nach. Mann, o Mann! Vor Staunen standen wir nebeneinander auf einem Weg. Der wurde durch eine Mauer begrenzt und von den Wänden tropfe Milch. Am Ende vom Weg stand der beleuchtete Bogen, du weißt schon, das offene Tor im Sonnenlicht.
Wir traten durch das Sonnenlicht und gingen über einen Boden mit Katzengras. Ich probierte von der Seite einiges von dem Grünzeug. An den Rändern sah es extra zart aus. Schmeckte nicht übel. In der Ferne standen blühende Bäume. Die wollten wir uns genauer ansehen. Wir marschierten weiter den Weg entlang. Da sahen wir die Katzen. Sie lagen auf den Ästen der Bäume. Ihre Pfoten baumelten in der Luft und sie sahen glücklich aus.

In einer Hängematte schlief ein Kater. Auf seiner Nase saß eine dunkle Brille, wie Herrchen sie im Urlaub trug. Er nannte es Sonnenbrille. Warum wackelst du wieder mit dem Kopf? Max, du machst mir Angst, weil du dich nicht erinnern willst. Der letzte Sommer ist nicht so lange her. Das musst du wissen. Jetzt hör weiter zu, es kann sein, dass es dir wieder einfällt.
Eine hübsche Katzendame sprach dich an, mit den Worten: »Na mein Kleiner! Dein Gesicht kenne ich nicht. Bist du neu hier?«
Der Schreck fuhr dir in die Beine. Du bliebst stehen und sahst sie dümmlich an.
Deine Gedanken standen dir auf der Stirn geschrieben. Was will die von mir? Ich kann mit der lieben Katzendame nichts anfangen. Unser Frauchen sorgte rechtzeitig dafür, dass wir keinen Nachwuchs in die Welt setzen. Dumm gelaufen Kleine, da hast du Pech.
Weiter gingen wir den grünen Weg entlang. Von weitem rochen wir die Futterstelle. Das wollten wir uns aus der Nähe ansehen. Du konntest deine Pfote nicht davon lassen. Jede Taste hast du gedrückt, bis das Futter in das Schälchen vor dem Spender fiel. Du fandest die Selbstbedienung spektakulär. Kannst du mir noch sagen, wie es geschmeckt hat? Schon wieder dein Kopfschütteln.
An dem einen Baum hingen dicke Sisalstricke von den Ästen herunter. Ein Kater schwang sich von Liane zu Liane und spielte Tarzan. Du wolltest gleich mitmachen. Im letzten Moment konnte ich dich am Schwanz packen und zurückhalten. In deinem Eifer sahst du nicht den See unter dem Baum. Auf dem Wasser zogen weiße Schwäne ihre Runden. Es sah friedvoll aus, wie sie auf dem glatten See dahin glitten. Man sagt zwar, alle Katzen können schwimmen, doch ich habe es nie probiert und du auch nicht. Ich dachte, du gehst wie Bleiente unter. Aus Angst um meinen Freund hielt ich dich fest. ........

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Autor:

Gertrud Gottschalk aus Datteln

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