Mamas Liebling (16)
„Wir wechseln wahrscheinlich gerade Windeln, bitte eine Nachricht hinterlassen!“ Der Anrufer findet den Spruch auf unserem Antwortbeantworter lustig und hinterlässt etwas Entsprechendes auf dem Band. Seit zweieinhalb Jahren werden Anrufer nun bei uns so begrüßt - schon viel zu lange, wie mir letztens auffiel.
Häufiges Windelwechseln steht bei uns schon lange nicht mehr auf der Tagesordnung. Mamas Liebling bevorzugt mehr und mehr das Töpfchen. Ich bin guter Hoffnung, dass wir die Windeln bald ganz weglassen können. Und auch sonst hat sich so viel verändert, dass ich es manchmal kaum glauben kann. Mein kleines Baby spricht ganze Sätze! Es schläft nachts durch und ist tagsüber ausgeglichen und liebenswert. Wir brauchen keine überdimensionierte Wickeltasche mehr mit uns rumtragen, der kleine Schatz isst und trinkt das gleiche wie wir, und auch Schnuller und sonstige Accessoires, die man am Anfang in Massen mit sich rumschleppt, können nun zu Hause bleiben.
Wie aus einem kleinen, hilflosen Menschlein so schnell ein „kompletter“ Mensch wird, macht mich manchmal sprachlos. Jeden Tag lernt sie irgendetwas hinzu - und Mamas Augen werden dann vor lauter Stolz ein wenig feucht. Ein richtiger Partner ist sie geworden, mit einem ganz eigenen, ganz tollen Charakter.
Wie schnell - manchmal für mich ein wenig zu schnell - die Zeit vergeht, wurde mir letztens beim Packen der Kisten für den Second-Hand-Laden klar. Babysachen aus zweieinhalb Jahren hatte ich gehortet, eine ganze Menge also. Beim Anblick der winzig kleinen Strampler und diverser Lieblingsanziehsachen, die längst zu klein sind, wurde mir das Herz dann doch ein wenig schwer. „Soll ich das nicht lieber behalten?“ „Und das hier, das ist soooo süß!“ „Oh, und schau mal das hier, wie winzig klein!“ Mein Mann musste sich das Lachen bei meinem Anblick verkneifen.
Ich bin wirklich eine sentimentale Glucke geworden, dachte ich. Ganz schön peinlich. Aber nicht zu vermeiden scheinbar, wenn man so eine verliebte Mama ist. Und ich muss mich echt am Riemen reißen, wenn ich jetzt schon so bin. Schließlich will ich nicht heulend vor Rührung da sitzen, wenn mein Kind eingeschult wird. Ist ja peinlich für das Kind. Und für Papa auch.
Eiskalt packte ich alle Kisten fertig. Und ich werde nun den Spruch auf dem Anrufbeantworter neu aufnehmen. Und mich bemühen, eine ganz coole Mama zu sein. Braucht ja keiner wissen, dass ich den niedlichen Strampler mit den Giraffen doch wieder heimlich aus der Kiste rausgeholt habe...
Autor:Daniela Hoppes aus Datteln |
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