Tiger, Minka und noch mehr Katzen Kap. 15-18

15 Kindererziehung

Jetzt kam die wilde Zeit mit den kleinen Katzen. Im Büro war es zu unruhig, ich konnte gar nicht schnell genug laufen, um die Kleinen wieder in die Kiste zu legen. Wir beschlossen, Minka kommt, mitsamt der Kinderstube, zu uns nach Hause. Hier zeigte sie erst einmal, was für eine tolle Mutter sie war. Die Kleinen wurden gesäugt und anschließen das Bäuchlein geleckt, um die Verdauung anzuregen. Für die Katzenkinder hatte ich extra ein niedriges Katzenklo direkt bei Minkas Toilette hingestellt. Minka hat das wohl auch so verstanden. Sie trug jedes der Kleinen mit dem Nackenbiss in das neue Katzenklo. Zeigte ihnen wie sie ein Loch kratzen und wie es wieder zugemacht wurde. Es war einfach zu putzig, als die Kleinen das auch versuchten. Mit den Vorderpfoten ein Loch in die Streu zu graben machte ihnen richtig Spaß. Doch mit den Häufchen und dann zukratzen klappe es nicht. Die Keinen saßen meistens in der Kuhle und wollten auf den aufgeworfenen Hügel ihr Geschäft machen. Das ging nicht gut und Minka musste helfen. Mit der Zeit klappe es immer besser. Sie machten sie es wie die Große. Ruck zuck waren die Kleinen stubenrein. Die vier Rabauken hielten uns auf Trab. Kein Zimmer war vor ihnen sicher. Auch eine Absperrung am Schlafzimmer hielt sie nicht auf. Frei nach dem Motto: Hindernisse sind da um sie zu überwinden. Die Katzenbabys nahmen das wörtlich. Die Bettdecke war ein willkommenes Klettergestell. Einer rauf und Falten in die Tagesdecke schieben. Der Andere benutze die Decke als Schaukel. Und das Kleinste machte vor lauter Aufregung, sein Geschäft auf die Decke. Gut, das man die Decke waschen konnte. Als Minka bemerkte, dass die Babys fehlten, machte sie sich auf die Suche. Mit Leisem gurren und miauen durchstreife die Katzenmutter die Wohnung. Als sie am Schlafzimmer vorbei kam, da sah sie ihre Horde. Schnell war sie bei ihren Kindern. Sie nahm ein Kind nach dem anderen in ihr Maul und schüttelte sie, es sah aus, als wenn sie mit den Kindern schimpfte. Danach trug sie die Kleinen in das Körbchen. Das Abenteuer hatte die Vier hungrig gemacht. Minka legte sich auf die Seite. Dann hörte man nur noch ein Schmatzen, bis die Babys satt waren. Bald gab es auch das erste Dosenfutter, extra für Katzenbabys, doch es schmecke Minka auch. Wir lösten das Fütterungsproblem, indem wir Minka im Wohnzimmer fütterten und die Kleinen in der Küche.

Das war auch ein Glück. Denn das mit dem Fressen wollte bei den Kitten noch nicht so sofort klappen. Es ist schon eine Kunst mit der Zunge das Futter in das zierliche Mäulchen zu bekommen. Es ging noch viel daneben. Minka säuberte nach der Malzeit nicht nur ihre Kinder, sondern auch den Fliesenboden. Wie schnell waren doch sieben Wochen um. Einerseits waren wir traurig doch anderseits, wünschten wir uns endlich mal wieder Zeit für andere Sachen. Die Kleinen waren schon von Bekannten ausgesucht, die sich schon freuten, ein Katzenbaby aufzunehmen. Moritz blieb bei uns, so wie bei seiner Geburt beschlossen. Später hörten wir dann, dass von den vier Geschwistern nur Moritz älter als zwei Jahre geworden war. Schade. Die Straße ist doch der größte Feind der Tiere.

16 Moritz und seine Vorliebe

Kleine Katzen sind ja putzig und niedlich, doch es gibt zu viele davon. Der Tierarzt machte einen Termin und dieses Mal war auch die OP-Hilfe dabei. Minka gab ich früh am Morgen beim Tierarzt ab und holte sie am Abend wieder ab. Bei Katzen ist die OP nicht zu einfach wie bei männlichen Katzen. Der Tierarzt kann seitlich oder über den Bauch die Gebärmutter entfernen. Bei Minka ging es seitlich, das Fell wurde abrasiert und die Naht war deutlich sichtbar, doch sie war nicht ganz so groß und heilte schnell. Nachdem die Fäden bei Minka gezogen waren, ging es zurück zur Werkstatt, wo Moritz schon wartete. Er hatte alleine das Werkstattgelände erkundet und auch die Werkstatt als sein Revier abgesteckt. Es sah so aus, als wenn die Hebebühne ein neues Spielzeug für ihn war. Immer, wenn er den Motor hörte, kam er angerannt und wollte mit hochfahren. Mein Mann hatte Mühe es ihm wieder abzugewöhnen. Das war ja auch viel zu gefährlich. Dafür fand er auf dem Bahndamm ausreichend Beschäftigung. Er sauste mit einem Affenzahn auf den Damm hinauf. Wenn er oben war, suchte er sich lockere Steine um sie in Bewegung zu setzen. Wenn der Stein den Abhang herunter kullerte, sprang er hinterher, um den zu fangen. Klappe natürlich nicht immer. Oft machte er eine Kopfrolle und war schneller unten als der Stein. Leider hatte ich nicht viel Zeit, um ihm weiter bei seinen Eskapaden zu beobachten. Es war viel Arbeit liegen geblieben. Es fehlte mir die Zeit für den schwarzen Frechdachs.

Darum hatte ich auch nicht gemerkt, dass Moritz gerne in den Fahrzeugen, die unter den Kastanien im Schatten standen, seinen Mittagsschlaf auf der Rückbank hielt. Das war seine Macke doch wir hatten es nicht bemerkten. Wir hätten uns sonst viel Kummer und Aufregung ersparen können. Im Sommer ließen wir gerne die Seitenfenster bei den reparierten Fahrzeugen auf. Der Kunde sollte nicht in einen Backofen einsteigen. So auch bei einem Stammkunden, er war Chef der Zigeuner (damals hieß das fahrende Volk noch so) und seine Familie machte Zwischenstation in der Stadt. Es sollte am Abend weiter gehen, eine große Hochzeit bei einem anderen Clan, der hunderte von Kilometern entfernt seine Zelte bzw. Wohnwagen aufgestellt hatten. Der Kunde holte kurz vor Feierabend sein Auto ab und wollte in ca. 6 Wochen zurück sein, weil das Auto dann zum TÜV musste. Der große, bequeme Wagen fuhr vom Hof, der Wohnanhänger wurde noch montiert und ab ging es auf die Autobahn. Am Abend stellten wir fest, Moritz war verschwunden. Ich suchte ihn überall. Doch er blieb verschollen. Ich wollte schon zum Tierheim fahren und da nachfragen, aber wir wissen ja vom letzten Mal, was das gebracht hatte.

17 Moritz, der Reisende

Jetzt hatten wir nur noch Minka. Wir vermissten Moritz sehr doch für eine andere Katze konnten wir uns noch nicht entscheiden. Doch wie groß war unsere Freude, als nach 6 Wochen ein bekanntes Auto auf den Hof anhielt. Der Chef vom Clan stieg aus. Er hielt ein schwarzes, glänzendes Fellbündel in den Armen. Wir schauten neugierig aus dem Fenster. Der Chef brachte das schwarze Tier ins Büro und sagte: „Habt ihr nicht was vermisst?“ Dann erzählte er, wie er den Kater auf der Raststätte, hinten auf dem Rücksitz entdeckt hatte. Zurück fahren ging nicht, die Feier seiner Familie war wichtiger. So kam der Kater in den Wohnwagen und fuhr mit zur Hochzeit. Seine Frau kümmerte sich um den Kater. Sie hatte ihm ein Katzengeschirr und Leine angelegt, damit er nicht wegläuft. Tagsüber wurde er an den Wohnwagen angebunden. Die Kinder der Sippe gingen auch oft mit Moritz spazieren. Sie fanden es toll, so einen Begleiter zu haben. Sogar die kleinen Kinder spielten mit Moritz. Ein Puppenwagen hat wohl jedes Mädchen mal gehabt. Ich auch.

Die Zigeunerkinder setzen den Kater mit Begeisterung in den Wagen und fuhren ihn auf dem Platz hin und her. Am Abend gaben sie den Schwarzen wieder beim Chef ab. Sie wussten ja, wem der gehörte. Die Frau hatte ihn sicher gut versorgt, denn er war wohlgenährt und putzmunter. Ich darf gar nicht daran denken, was geschehen wäre , wenn er aus dem Wohnwagen ausgebüchst und den Weg zurück nicht gefunden hatte. So viele Kilometer von Zuhause entfernt. Man hört ja oft, dass Katzen den Weg zurück finden. Doch eine Garantie gab es nie. Danke! Chef der Romas, danke, dass du uns den Kater zurück gebrachst hast. Du hast was gut bei uns. Wir waren so froh, dass Moritz wieder zurück war. Ich denke, dass auch Minka sich freute, sie zeigte es, indem die ihren Kopf an seinen Kopf rieb. Gott sei Dank war der Ausflug von Moritz gut ausgegangen. Minka und Moritz waren wieder vereint. Sie herrschten über ihre Dosenöffner, doch die merkten es nicht einmal.

Oder sagen wir mal so – sie merkten es schon - waren aber damit zufrieden, weil die beiden Schmuser mehr Freude als Kummer brachten. Wir Menschen sind ja ein bisschen faul oder sagen wir mal bequem. Der abendliche Spaziergang mit Minka und Moritz war ein Abenteuer, weil Moritz nicht mit Minka gehen wollte. Ich gestand mir ein, mit Tiger und Minka hatte es Spaß gemacht. Mit Moritz gab es immer Kämpfe, er wollte einfach nicht mit Minka gehen. Moritz wollte entweder in die Vorgärten der Nachbarn oder nach Hause. Wie gesagt, es war jedes Mal ein Wagnis mit den Samtpfoten. Ich war geschafft, wenn die Runde zu Ende war und die Katzen und ich zu Hause ankam.

18 Fahrstuhl für Katzen

So hatte ich schnell einen Grund gefunden um die abendlichen Rundgänge einzustellen. Da sie aber auch privat als Freigänger ihre eigenen Wege gehen sollten, musste ein anderer Weg gefunden werden. Ein Problem war, wir wohnten im 1. Stock. Sicher, die Katzen hätten auch durch den Innenflur, bei meinen Schwiegereltern durch die Wohnung, in den Garten gehen könne. Doch dann wäre ich gezwungen gewesen mit zu gehen. Warum? Ist doch klar. Die Türen musste ich noch öffnen. Auch wen die Eltern nichts dagegen hätten, es musste eine andere Lösung gefunden werden. Versuchen wir es mal mit einem Fahrstuhlersatz. Ein runder Weidenkorb mit Henkel stand noch oben auf dem Dachboden, gerade groß genug für eine sitzende Katze. Dazu ein dickes Seil. Schnell war der Katzenaufzug fertig. Jetzt konnten wir den Testlauf starten. Mal sehen, wer kapiert das Prinzip zuerst. Fangen wir mal mit dem Junior an. Moritz komme mal her und bleibe schön sitzen. Natürlich kam er nicht, er sah wohl zu, was sein Mensch da baute, doch so neugierig, dass er zu mir kam, das war er nicht. Ich nahm ihn hoch und setzte in den Korb. Vorsichtig ließ ich den Korb nach unten in den Garten. Moritz war ganz schön aufgeregt, sein Kopf ging von links nach rechts und dann schaute er mich von unten aus an. „Keine Angst mein Kleiner, gleich bist du ja im Garten.“ Der Korb setzte leider mit einem Ruck auf dem Rasen auf. Jetzt sollte er aussteigen. Doch Moritz dachte nicht daran, er blieb sitzen. Da musste ich doch tatsächlich runter in den Garten. Als ich um die Ecke bog, saß Moritz immer noch im Korb und blicke nach oben. Erst als ich seinen Namen rief, setzte er vorsichtig eine Pfote nach der Anderen auf die grüne Rasenfläche. Er ist halt ein gutmütiger Teddy. Langsam inspizierte er den Garten. Ich sauste nach oben, und das gleiche Spiel mit Minka zu machen. Mit der Katze ging das besser. Sie hatte es sofort begriffen. Als der Fahrstuhl unten aufsetzt, sprang sie sofort raus und lief hinter Moritz her.

So, unten waren sie – doch wie kommen Mutter und Sohn nach oben. Ich ging in den Garten und setzte erst den Kater ins Körbchen, mein Mann zog den Korb hoch. Moritz blieb brav sitzen. Jetzt Minka. Hat geklappt. Im Laufe der Zeit ging es immer besser. Das Ganze wurde noch mit einem Glöckchen bestückt, die schlug an, wenn die Katzen ins Körbchen hüpften. Prima Sache, wenn die Glocke nicht so oft geklingelt hätte. Eine Katze kann nämlich schnell ihre Meinung ändern. Gerade wollte sie noch in den Garten, da fällt ihr ein, ach oben ist auch ganz schön. So habe ich an manchen Tagen nur am „Fahrstuhl“ gestanden und Moritz hinaufgezogen oder herabgelassen. Ich fühlte mich als Liftboy für den Katzenfahrstuhl und hoffte, mein Mann hätte eine andere Idee.

Autor:

Gertrud Gottschalk aus Datteln

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