„Keine Ruhe vor dem Sturm“
Tierschützer bereiten sich auf harte Saison vor

Geboren auf der Straße hat dieses Kätzchen ein Leben aus Hunger und Entbehrung vor sich. | Foto: Streunerseelen - stray souls foundation
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  • Geboren auf der Straße hat dieses Kätzchen ein Leben aus Hunger und Entbehrung vor sich.
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Wenn es Frühling wird im Vest, blüht die Natur auf. Das gilt für die Pflanzen- wie auch für die Tierwelt gleichermaßen. „Die Frühlingsgefühle spüren auch die Katzen. Sie werden vermehrt rollig“, sagt Christina Oddey von der Katzenschutz-Initiative Streunerseelen – stray souls foundation. „Und wo eine willige Katzendame ist, ist der potente Kater nicht weit.“ Seit rund neun Monate ist die kreisweite Katzenschutzverordnung im Kreis Recklinghausen in Kraft. Sie schreibt vor, dass alle frei lebenden und alle Katzen mit Freigang fortpflanzungsunfähig sein müssen. „Wir bezweifeln aber, dass wir die Auswirkungen dieser Verordnung schon in diesem Jahr spürbar wahrnehmen werden“, so die Tierschützerin. „Wir merken jedoch schon seit Monaten, wie viele Tiere in der letzten Zeit unkastriert ausgesetzt wurden.“ Und so bereite man sich auf eine Flut an neuen Katzenbabys vor.

Vor fast fünf Jahren gründete Christina Oddey gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten die Privatinitiative Streunerseelen – stray souls foundation. Ihr Ziel ist es, den Streunerkatzen im Vest zu helfen. Also solchen Tieren, die nicht in einem behüteten Zuhause bei Menschen wohnen.

Rund 15.000 Katzen leben im Kreis RE auf der Straße

Katze mit Jungtieren an einer Futterstelle. | Foto: Streunerseelen - stray souls foundation
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Geschätzt leben etwa 15.000 dieser Straßenkatzen im Kreisgebiet. Damit diese Überpopulation nicht rasant weiter ansteigt, führen die Tierschützer regelmäßig Kastrationsaktionen durch. „Die Mitte 2023 erlassene Katzenschutzverordnung ist ein wesentlicher Baustein in den Bemühungen, die Zahl der verwilderten Katzen einzugrenzen“, sagen die beiden Tierschützer unisono. Sie sind auch nach der KatzenschutzVO berechtigt, halterlose Katzen und solche, deren Halter nicht ermittelt werden können, kastrieren zu lassen. Die Verordnung allein werde aber das Problem einer Streuner-Überpopulation nicht lösen. Dazu müsse auch der Mensch mitspielen. „Zum einen müssen Katzenhalter von Tieren, die unkontrollierten Freigang genießen, der bußgeldbewehrten Kastrationspflicht aus der KatzenschutzVO auch nachkommen. Zum anderen müssen Menschen damit aufhören, ihre offensichtlich unüberlegt angeschafften Haustiere einfach auszusetzen“, konstatiert Christina Oddey. Gerade Letzteres erlebe man seit dem Ende der Corona-Pandemie extrem häufig, so die 38-Jährige.

Immer mehr zahme Katzen ausgesetzt

Dabei sprechen die Zahlen für sich. Im vergangenen Jahr hat die Streunerseelen – stray souls foundation 103 Tiere gesichert, von denen 95 noch unkastriert waren. „Das Erstaunliche dabei: 54 Tiere waren so zahm, dass sie der Vermittlung in ein neues Zuhause zugeführt werden konnten“, erklärt Christina Oddey. „Normalerweise sind die Katzen, um die wir uns kümmern so verwildert, dass es undenkbar wäre, sie beim Menschen leben zu lassen.“ Zwar komme es immer mal vor, dass ein Freigänger oder ein entlaufenes Tier an einer Futterstelle für Streunerkatzen auftaucht, aber: „Gleich über 50? Noch dazu in den meisten Fällen in einem so schlechten Zustand, dass man dem Tier ansieht, dass es draußen nicht zurechtkommt. Die sind ja nicht plötzlich alle vom Himmel gefallen“, so die Tierschützerin. Und das seien ja nur die Zahlen der Streunerseelen – stray souls foundation. „Wir sind lediglich zu zweit und eigentlich bloß im Raum Castrop-Rauxel, Waltrop und RE-Suderwich aktiv. Bei den anderen Tierschutz-Initiativen im Kreis sieht die Situation jedoch nicht anders aus.“

Ein Kitten bei der tierärztlichen Untersuchung. | Foto: Streunerseelen - stray souls foundation
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Vor einigen Jahren noch sei die Zeit zwischen Spätsommer/Herbst und Frühlingsbeginn für Straßenkatzenschützer eine kleine Verschnaufpause gewesen. Erst im Frühjahr, wenn wieder die Rolligkeit bei den Katzen einsetzte und dann neun bis zehn Wochen später zahlreiche Kitten zur Welt kamen, wurde es wieder turbulent. „Das ist heute nicht mehr so“, sagt die Katzenschützerin. „Es gibt quasi keine Ruhe vor dem Sturm mehr.“ Durch die milden Winter seien die Katzen fast das ganze Jahr über immer wieder rollig. Aber auch hier mache es sich bemerkbar, dass zunehmend Tiere ausgesetzt werden. „Allein in den ersten drei Monaten des neuen Jahres haben wir bereits 24 Katzen gesichert. Fast alle unkastriert. Wenn wir also nicht das ganze Jahr über aktiv sind, gibt es zum Frühjahr hin ein böses Erwachen.“

„Lasst euer Katzen kastrieren!“

Die Streunerseelen – stray souls foundation appelliert daher an alle Bürger im Vest: „Entledigt euch nicht eurer Tiere, indem ihr sie einfach aussetzt. Zeigt zumindest an dieser Stelle Verantwortung!“ Gleichzeitig wisse man aber auch, dass der Großteil der Katzenhalter, seine Tiere liebt. „Wir würden uns wünschen, wenn diese Tierliebe jedoch nicht bei der eigenen Katze endet. Zum Wohl der Straßenkatzen bitten wir daher inständig: Lasst eure Katzen und Kater kastrieren. Das Elend der Streuner ist schon groß genug!“

Nach dem Tod seiner Mutter musste dieses Kitten mit der Hand aufgezogen werden. | Foto: Streunerseelen - stray souls foundation
  • Nach dem Tod seiner Mutter musste dieses Kitten mit der Hand aufgezogen werden.
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Nassfutter für Kitten dringend benötigt

Dass sich die Situation für die Streunerkatzen im Vest verbessert, dafür kämpfen Tierschützer wie Christina Oddey. „Wir sind aber auch auf die Hilfe unserer Mitmenschen angewiesen. Wenn jemand streunende, halterlose Katzen sieht, sie vielleicht sogar schon im eigenen Garten füttert, bitte gebt uns Bescheid, damit die Tiere kastriert und medizinisch durchgecheckt werden können.“ Und wer die beiden Tierschützer unterstützen möchte, kann dies auch gerne tun. „Wir bereiten uns ja gerade auf die große Kittensaison vor. Da können wir zum Beispiel Futter-Spenden speziell für Kitten immer gut gebrauchen.“

Streunerseelen – stray souls foundation
Tel.:
01 57 / 31 31 25 85 (i.d.R. von 11 bis 19 Uhr)
Email:
hilfe@streunerseelen.org
Facebook:
Streunerseelen - stray souls foundation

www.streunerseelen.org

Zwei Kitten, die von den Streunerseelen auf der Straße eingefangen wurden. | Foto: Streunerseelen - stray souls foundation
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Autor:

Lars Riedel aus Castrop-Rauxel

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