Nähmaschinen sind der Renner
Repair-Café repariert seit fünf Jahren alte und neue Schätzchen

Organisatorin Anne Lehwald (v.l.), Rüdiger, Dietmar und Detlef gehören zum ehrenamtlichen Team des Repair-Cafés. | Foto: Thiele
  • Organisatorin Anne Lehwald (v.l.), Rüdiger, Dietmar und Detlef gehören zum ehrenamtlichen Team des Repair-Cafés.
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Der Hahn kräht wieder – dank des Repair-Cafés, dessen Mitarbeiter den Wecker in Tierform reparieren konnten. „Die Dame hatte ihn vor über 30 Jahren bei Coop auf der Lange Straße gekauft und konnte sich nicht vorstellen, nicht von ihm geweckt zu werden“, erzählt Anne Lehwald (59), die das Repair-Café seit Mai organisiert.

Vor fünf Jahren, im Dezember 2014, wurde das Repair-Café gegründet, und seitdem setzen dessen ehrenamtliche Helfer Fernseher, Toaster, Computer und viele andere Dinge instand. Hähne bilden dabei jedoch die Ausnahme.
Nähmaschinen dagegen sind der Renner. „Wir haben mit Oswald, der 83 Jahre alt ist, einen gelernten Näh- und Büromaschinenmechaniker dabei, der sie alle wieder flott bekommt“, sagt Lehwald. Auch mit alten Tonbandgeräten und Kassettenrekordern kommen die Menschen ebenso vorbei wie mit neuen Geräten vom Smartphone bis zum Drucker.
„Manches sind Erbstücke; an anderes sind die Leute gewöhnt und wissen, wie es funktioniert. Bei einigen Dingen sagen die Leute, dass es zum Wegwerfen zu schade ist und sie den Müllberg nicht vergrößern wollen“, nennt Lehwald Beweggründe, warum Menschen ins Repair-Café kommen. Ihnen geht es nicht nur, aber auch um Nachhaltigkeit. „Wir haben viele ältere Besucher, die das noch kennen, dass Dinge halten und repariert werden können.“
Ob die Helfer sich eines Gerätes annehmen, hängt auch davon ab, ob Aufwand und Erfolg „in einem gesunden Verhältnis“ stehen. Kaffeevollautomaten akzeptiert das Repair-Café deswegen nicht mehr. „Die sind so verbaut und in Kunststoff gegossen, dass man kaum noch Ersatzteile einbauen kann“, erklärt Lehwald.

Cracks in Castrop-Rauxel

Ansonsten gilt, dass ein Gerät, das die Mitarbeiter nicht instand setzen können, dann wirklich nicht zu retten ist. Denn zu den Ehrenamtlichen zählen einige Cracks und Ingenieure. „Wir sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Bei schwierigen Fällen heißt es, man soll nach Castrop-Rauxel gehen.“
Repariert wird nur in Gegenwart der Eigentümer – so wie vor einiger Zeit, als Anne Lehwald an einem Toaster die Klappe für die Brötchen reparierte. Als sie danach der Frau anbot, wiederzukommen, falls der Fehler erneut auftreten sollte, sagte diese: „Jetzt weiß ich, wie es geht.“ Ein Erfolg für Lehwald, denn das Repair-Café versteht sich auch als Anregung zur Selbsthilfe.

Nur ein Teil pro Besucher

Das Repair-Café findet jeden zweiten Samstag von 10 bis 12 Uhr im Wilhelm-Kauermann-Zentrum an der Bahnhofstraße 83a statt. Die Reparatur ist auf ein Teil pro Besucher beschränkt. Das wusste der junge Mann wohl nicht, der mit einem Hänger mit lauter Elektrogeräten erschien. „Er sagte, er habe sie von Senioren in einer Siedlung eingesammelt und würde sie hinterher wieder zurückbringen“, erzählt Lehwald, dass dieses „schräge Ansinnen“ abgelehnt wurde.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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