Gegen die Ausgrenzung: Nicole Becker setzt sich für die Integration Behinderter ein
Angestarrt zu werden und in der Öffentlichkeit auf Unverständnis und Vorurteile zu stoßen, sind wohl nur einige der Probleme, mit denen geistig und körperlich behinderte Menschen Tag für Tag zu kämpfen haben. „Da ist es ganz besonders wichtig, eine Gruppe zu haben, in der man akzeptiert und verstanden wird “, weiß Nicole Becker. Seit einem Jahr ist die 40-Jährige im Vorstand des „Aktionskreises Behinderter und ihrer Freunde“ aktiv.
„Vielleicht ist es nicht mehr so schlimm wie früher, aber Behinderte werden immer noch in vielen Bereichen ausgegrenzt“, ist Nicole Becker überzeugt. Sie kennt diese Problematik nicht nur durch ihre Arbeit für den Verein, sondern auch aus der eigenen Familie. „Die Schwester meiner Mutter ist behindert und wir werden oft komisch angeguckt. Auch gibt es immer wieder die Schwierigkeit, mit dem Rollstuhl irgendwo hin zu kommen“, erklärt sie.
Die Schwerpunkte der Arbeit des Aktionskreises Behinderter und ihrer Freunde liegen deshalb in der Integration behinderter Menschen, wie auch in der Hilfe zur Selbsthilfe und der praktischen Förderung im Alltag. So gibt es an jedem zweiten Donnerstag im Monat ein Beratungsangebot, bei dem von Behördengängen, über die Schwierigkeiten eines Urlaubs mit dem Rollstuhl, hin zu lebenspraktischen Dingen alles diskutiert werden kann, was die Vereinsmitglieder beschäftigt.
Aber auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Regelmäßig trifft man sich zum Kartenspiel oder zum Kegeln. Es werden interne Karnevals- und Weihnachtsfeiern organisiert und Ausflüge unternommen. „Unser Highlight ist aber die sogenannte Diskogruppe“, erklärt Nicole Becker. Diese sei mit einer Selbsthilfegruppe vergleichbar. Man habe die Gelegenheit, sich auszutauschen, zu diskutieren, aber auch - wie es sich für eine Diskogruppe gehört - zu tanzen und Musik zu hören. Wer Lust hat, sich im Verein zu engagieren, oder einfach mal vorbeizukommen, kann sich bei Nicole Becker unter Tel. 02305/84457 melden.
„Sie wissen nicht, was ihnen entgeht“
Rita Schenkel über den Alltag mit einer Behinderung
Im Alter von sieben Monaten erkrankte Rita Schenkel an Kinderlähmung und ist seitdem an den Rollstuhl gebunden. „Ich arrangiere mich mit vielem, da ich es nicht anders gewohnt bin“, erklärt die 64-jährige Castrop-Rauxelerin. Dennoch gibt es einige Dinge, die ihr Schwierigkeiten bereiten. Im Gespräch mit dem Stadtanzeiger erklärt sie, was man verändern könnte, um die Situation behinderter Menschen zu verbessern.
Gibt es in Castrop-Rauxel Probleme mit der sogenannten „Barrierefreiheit“? Was könnte man optimieren?
Es ist wichtig, dass es überall in Castrop-Rauxel Behindertentoiletten gibt, die auch nach Schluss der Geschäfte erreichbar sind. Da sehe ich noch einen großen Mangel. Auch sind noch immer nicht alle Busse mit einer Rampe für den Rollstuhl ausgestattet, wobei sich da in den letzten Jahren viel getan hat.
Wie beurteilen sie die Hilfsbereitschaft und das Verständnis der Menschen, auf die Sie treffen?
Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin zum Beispiel Mitglied im Habinghorster Schützenverein und wenn wir dort einen Ausflug machen, wird extra darauf geachtet, einen Bus zu nehmen, mit dem auch ich fahren kann.
Was macht den „Aktionskreis Behinderter und ihrer Freunde“ für Sie so wichtig?
Man wird aufgefangen. Ich habe vor einigen Jahren meinen Sohn verloren und bekam durch den Verein einen großen Rückhalt. Oft sehe ich auf der Straße andere Menschen mit Behinderung und frage mich, warum sie nicht zu uns kommen. Sie wissen nicht, was ihnen entgeht.
Autor:Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.