Wie geht's am Berliner Platz weiter? – Kriminalität und Geschäftsschließungen bereiten Sorgen
In welche Richtung entwickelt sich der Berliner Platz? Beim kürzlichen Stadtteilspaziergang des Bürgermeisters durch Rauxel bedauerten Anwohner, dass immer mehr Geschäfte schließen würden. Zudem berichteten sie von vermehrten Straftaten auf dem Bahnhofsvorplatz.
„Bei uns ist der Platz nicht als Kriminalitätsschwerpunkt bekannt“, entgegnete Bürgermeister Rajko Kravanja. Auch die Polizei Recklinghausen kann dies auf Stadtanzeiger-Anfrage nicht bestätigen. Die Zahl der Eigentumsdelikte seit Jahresbeginn, darunter Diebstähle aus Handtaschen und Ladendiebstähle, sei im Vergleich zu der im Vorjahr zwar leicht gestiegen, erläutert Polizeisprecherin Ramona Hörst. „Aber die Zahlen sind an sich eher gering. Einen Brennpunkt erkennen wir hier nicht.“ Zugleich sei die Aufklärungsrate dieser Taten gestiegen. „2016 waren es knapp die Hälfte, in diesem Jahr fast zwei Drittel.“
Wegen der "Kriminalitätsfrage" seien bisher keine Bürger auf die SPD zugekommen, berichtet Rüdiger Melzner, Vorsitzender des Ortsvereins Nobelbahn/Rauxel. Er und Hans-Hugo Kurrek, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Rauxel/Bladenhorst, sind sich einig, dass der Platz mehr Leben bräuchte. „Jetzt wo es wieder einen Wasser- und Stromanschluss gibt, haben wir das mit unserem Spargel- und Erdbeerfest und der Wahlkampfendveranstaltung versucht“, so Kurrek. Er könnte sich weitere Veranstaltungen oder einen kleinen Wochenmarkt auf dem Bahnhofsvorplatz vorstellen. „Sonst überlässt man das Feld den sechs, sieben Biertrinkern, die sich da aufhalten.“
Mehr Leben
Mehr Leben auf dem Platz käme vielleicht auch den Einzelhändlern zugute und würde weitere Geschäftsschließungen verhindern. Volksbank und Bäcker sind schon länger weg, die Apotheke schloss Mitte Juni, und die Filiale von Fleischwaren Theo Schmidt folgte Ende August.
Das Eiscafé Dolomiti macht indes weiter, sagt Gabriella de Filippo, die das Eiscafé mit ihrem Mann betreibt. Zwar würden sie aus Altersgründen das Café nicht mehr auf Dauer weiterführen können, „aber wir werden jetzt nicht einfach schließen“, versichert sie. Außerdem sei man dabei zu überlegen, ob dann jemand aus der Familie das Eiscafé übernehmen könnte.
Das Café könne auf seine Stammkunden zählen, sagt de Filippo. Aber sie würde sich mehr Engagement von der Stadt erhoffen. Zum einen wünscht sie sich ebenfalls mehr Feste. Zum anderen müsse es mehr Parkplätze geben, und diese dürften nicht nur von Dauerparkern genutzt werden, fordert de Filippo mehr Kontrollen.
Ebenfalls die Parkplatznot am Berliner Platz sprechen Apotheker Christoph Riesner und Michael Kortmann, Inhaber von Fleischwaren Theo Schmidt, an, auch wenn sie nicht der Grund dafür ist, warum sie ihre Filialen geschlossen haben. „Man kann hier nirgendwo anhalten, um kurz rauszuspringen“, erklärt Riesner, und Kortmann ergänzt: „Die Kunden möchten gern vorm Laden halten.“
Rückläufiger Kundenzuspruch
Beide haben ihre Geschäfte wegen des rückläufigen Kundenzuspruchs aufgegeben. „Seit März ging der Umsatz dermaßen zurück, dass es sich nicht mehr gelohnt hat“, sagt Kortmann. Wie er gehört habe, wolle ein arabischer Fleischhändler das Ladenlokal übernehmen.
„Ich habe gemerkt, dass im Stadtteil die Bevölkerung weggebrochen ist, die Dinge aus der Apotheke braucht“, begründet Riesner seinen Schritt. Ein weiterer Anlass sei gewesen, dass er von der Amtsapothekerin die Auflage erhalten habe, den Eingang barrierefrei umzubauen.
„Die Schließungen sind für den Ortsteil eine Riesenbelastung“, sagt Rüdiger Melzner. Wie berichtet, wird auch die Sparkasse ihre Filiale spätestens Mitte 2019 aufgeben. „Das ist nicht die Entwicklung, die ich mir vorstellen würde. Mein Bestreben und das des Ortsvereins ist es, dass sich noch viel mehr Leute zum Ortsteil bekennen“, so Melzner. Er hat aber die Hoffnung, dass sich eine Veränderung auch ins Positive wandeln kann.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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