Unwetter: „Risiken gibt es immer“
Eindrucksvoll zeigten die Fotos des Stadtanzeiger-Lesers Ralf Stangel die Auswirkungen, die das Unwetter am 20. Juni auf sein Grundstück an der Neptunstraße hatte. 1,80 Meter hoch stand das Wasser, und Stangel vermutet, dass bei der Gestaltung der umliegenden B235 und vielleicht auch der Pallasstraße Planungsfehler gemacht worden seien.
„Man kann nicht alle Risiken ausschließen“, hält Michael Werner, Vorstand des EUV Stadtbetriebs, dagegen. Zudem verweist er auf die Schwierigkeit, dass solche Regenereignisse in Heftigkeit und Häufigkeit zunähmen und dass etwa 20 Prozent der Stadtfläche versiegelt seien.
Deswegen hätten an diesem Nachmittag nicht nur die Neptunstraße, sondern zwei Drittel des Stadtgebiets unter Wasser gestanden, so Werner. „Bis zu 90 Liter pro Quadratmeter sind bei diesem Starkregenereignis heruntergekommen.“ Zuviel in zu kurzer Zeit trotz der Vorfluter, zum Beispiel am Deininghauser und am Landwehrbach, und trotz der Pumpwerke der Emschergenossenschaft. „Da läuft das Wasser irgendwann auf die Straße und in tiefer liegenden Regionen in die Keller“, erklärt der EUV-Chef.
Nichtsdestotrotz würde man die Situation analysieren und führe auch Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW. Denn innerhalb der Ortschaft sei der EUV für die Entwässerung der Kanalisation zuständig, bei der B235 aber Straßen.NRW.
Seit 1993 seien mehr als die Hälfte der städtischen Kanäle, deren gesamte Länge 270 Kilometer betrage, erneuert worden, sagt Werner. „Wir bauen zudem Stauraumkanäle unter der Erde, aber die sieht der Bürger ja nicht.“ Insgesamt gibt es 19 solcher sogenannten Sonderbauwerke, zu denen auch Regenrückhaltebecken gehören, in Castrop-Rauxel.
Nach dem Unwetter wurde in der Stadt der Ruf nach mehr Regenrückhaltebecken laut. Aber es sei nicht realisierbar, das gesamte Gebiet zu schützen, erläutert Markus Genster, Leiter des Kanalbetriebs. „Da müsste man an jeder Kreuzung ein Rückhaltebecken bauen“, sagt er und fügt an, dass absolute technische Sicherheit nicht zu gewährleisten sei.
Daher ist EUV-Chef Werner der Meinung, dass sich auch die Hausbesitzer mit der neuen Situation, das heißt den stärkeren Regenfällen, auseinandersetzen müssten. „Vielleicht könnte man den Abfluss im Keller verschließen oder müsste sich überlegen, warum das Wasser die Kellertreppe herunterläuft.“
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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